
(Foto-Credit: Johannes Speckner)
Witterungsbedingt war die Partie des 15. Spieltages der A-Junioren-Landesliga zwischen den U18-Teams der TSV Reinbek und des Wandsbeker TSV Concordia Mitte Februar ausgefallen. Die Neuansetzung für Sonnabend, 22. März, beanstandeten die Verantwortlichen von „Cordi“ – schließlich handelte es sich dabei um das letzte Wochenende der Hamburger Schulfrühjahrsferien. „Das wurde vom Hamburger Fußball-Verband aber damit abgetan, dass es sich bei der U18-Landesliga ‚um Leistungssport handeln‘ würde“, so Concordias Trainer Kevin Reichmann gegenüber SportNord.
Auch bei seiner Bitte an die Reinbeker Offiziellen um eine Spielverlegung blieb Reichmann erfolglos. Der Ball rollte am 22. März an der Reinbeker Theodor-Storm-Straße aber trotzdem nicht. „Leider haben wir unter großem Verletzungs- und Krankheitspech gelitten“, klagte Reichmann, der dem Verband „die ärztlichen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen für insgesamt elf Spieler vorlegte“ – und deshalb „fest mit einer Neuansetzung rechnete“. Dann informierte der HFV die Concorden jedoch darüber, dass er die Begegnung nicht neu ansetzen, sondern mit 3:0 für die Reinbeker werten wird. „Dagegen haben wir Berufung eingelegt“, so Reichmann, der am Dienstagabend beim Jugend- und Rechtsausschuss des HFV vorstellig wurde.
Dieser erklärte die 0:3-Wertung gegen die Concorden damit, dass laut Regelwerk nur die Krankschreibungen von Akteuren berücksichtigt werden könnten, die in allen drei Pflichtspielen, die der ausgefallenen Begegnung vorausgingen, im Kader gestanden hätten. Und das traf bei „Cordi“ lediglich auf sechs der elf krankgemeldeten Spielern zu – notwendig für eine Neuansetzung wären sieben gewesen. Im Achtelfinale des A-Junioren-Lotto-Pokals, das am 5. März der letzte Auftritt vor dem abgesagten Reinbek-Duell und gegen die klassenhöhere A-Jugend von Altona 93 (U18-Oberliga Hamburg) mit 4:5 im Elfmeterschießen verloren gegangen war (1:1 nach regulärer Spielzeit), waren aber lediglich sechs der elf Kicker, die sich anschließend „arbeitsunfähig“ gemeldet hatten, im Aufgebot.
„Das lag daran, dass ich im Pokal allen Spielern und auch denen, die bisher eben nur in Pokal- und Freundschaftsspielen für uns spielberechtigt sind, Einsatzzeit geben wollte“, so Reichmann. Besonders tragisch: Einer der Akteure, die anschließend krankgeschrieben wurden, war für das Pokalspiel sogar eingeplant. Er wäre der für eine Neuansetzung benötigte siebte Akteur gewesen, brach sich dann aber auf dem Weg zum Spiel seinen Mittelfuß. „Deshalb haben wir ihn natürlich nicht mit in den Kader genommen“, so Reichmann, der sich über einen belehrenden Satz des Vorsitzenden Richters echauffierte: „Er hat mir gesagt, dass wir, wenn dieser Spieler trotz seiner Verletzung im Kader aufgeführt worden wäre, eine Neuansetzung der Partie in Reinbek bekommen hätten.“
Dies sei für ihn, ergänzte Reichmann, „nichts anderes als die Aufforderung, einen Spielberichtsbogen wissentlich falsch auszufüllen, um sich dadurch einen Vorteil zu erschleichen“, so Reichmann, der diese Regel als „absolut schwachsinnig“ anprangerte. Reichmanns Forderung, diese Regelung zu ändern beziehungsweise zu streichen, sei von Seiten des Jugend- und Rechtsausschusses entgegnet worden, dass dies „im Sommer geschehen werde, aber nicht im laufenden Wettbewerb möglich sei“, so Reichmann, der zugleich Geschäftsführer des WTSV Concordia ist.
Im Bestreben, nicht nur eine Neuansetzung der Partie in Reinbek, sondern eben auch „eine sofortige Streichung dieser Regel zu erreichen“, wie Reichmann es ausdrückte, wird „Cordi“ nun vor das HFV-Verbandsgericht ziehen. „Ich erwarte von einem Gericht, dass es, wenn es feststellt, dass eine Regelung keinen Sinn ergibt, diese mit sofortiger Wirkung aushebelt – so würde es bei einem Zivil- beziehungsweise Strafprozess schließlich auch das Landgericht tun.“ Würde dies nicht geschehen, „wäre es kein Gericht“, urteilte Reichmann.
Für Concordias A-Junioren wäre eine Neuansetzung der Partie in Reinbek von entscheidender Bedeutung. Denn aktuell liegen sie als Spitzenreiter der U18-Landesliga Hamburg zwar satte acht Punkte vor Holsatia/Elmshorner MTV – aber der Tabellen-Zweite hat noch drei Partien mehr auszutragen und somit den Titelgewinn in der eigenen Hand. „Wir haben ohne die Begegnung in Reinbek nur noch drei Spiele, die Holsaten treten noch sechsmal an – und wären dann, wenn sie ihre Partien allesamt gewinnen, Meister“, rechnete Reichmann vor. Somit dürfte das Verbandsgerichts-Urteil auch in Elmshorn mit großem Interesse zur Kenntnis genommen werden.
(Johannes Speckner)