Oberliga Hamburg: Stolina ist „sehr enttäuscht“


Am Sonntag gewann der ASV Bergedorf 85 auch sein viertes Saisonspiel in der Oberliga Hamburg: Tibor Nadj per Doppelpack (43., 63.) und ein Eigentor von Gerrit Diederichsen (65.) sorgten für einen 3:0-Erfolg gegen die SV Halstenbek-Rellingen. Dabei saßen der neue Bergedorfer Chefcoach Manfred Nitschke (bisher Co-Trainer) und als neuer Assistenzcoach der frühere 85-Stürmer Jörg Witzke (39) auf der Trainerbank der „Elstern“.

SportNord sprach ebenfalls am Sonntag mit Frank Stolina, der vor dem Spiel gegen Halstenbek-Rellingen überraschend als Bergedorf-Trainer entlassen worden war (SportNord berichtete, siehe unten stehenden Link) ...


SportNord: Wie kam es zur Trennung?
Frank Stolina: „Die Trennung ist einseitig von den Verantwortlichen von Bergedorf 85 vollzogen worden. Am Samstagvormittag hat Manager Rüdiger Schwarz mir gesagt, dass die Zusammenarbeit mit sofortiger Wirkung beendet wäre. Glauben Sie mir: Das kam auch für mich sehr, sehr überraschend!“

SportNord: Wurden Ihnen Gründe für die Trennung genannt?
Stolina: „Nein, aber Fakt ist doch, dass die Bergedorfer Punktspiel-Bilanz für sich spricht, denn wir haben die ersten drei Oberliga-Spiele gewonnen ... Also weiß ich nicht, was ich als Trainer falsch gemacht haben könnte – und was Herrn Schwarz oder die anderen 85-Verantwortlichen bewogen hat, sich von mir zu trennen, kann ich Ihnen wirklich nicht sagen.“

SportNord: Könnte es sein, dass es in der Mannschaft Vorbehalte gegen eine weitere Zusammenarbeit mit Ihnen gab?
Stolina: „Welcher Spieler kann unzufrieden sein, wenn man die ersten drei Spiele gewinnt? Wir haben in den letzten beiden Monaten sehr intensiv gearbeitet, fast täglich trainiert und es hat sich ein so gutes Verhältnis entwickelt, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass sich Spieler für eine Trennung von mir ausgesprochen haben.“

SportNord: Ist Ihr Vertrag schon aufgelöst worden?
Stolina: „Nein, und wie wir uns diesbezüglich einigen werden, ist auch noch fraglich. Wir werden sicherlich, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, in Ruhe über dieses Thema sprechen – aber noch ist das alles zu frisch, und ich muss diese Sache erst einmal etwas sacken lassen.“

SportNord: Sie hatten, bevor Sie an den Sander Tannen eingestiegen sind, als Trainer pausiert – wie sehen Sie nun Ihre Zukunft im Fußball-Bereich?
Stolina: „Darüber, ob ich irgendwann noch einmal als Coach arbeiten werde, habe ich mir wirklich noch keine Gedanken gemacht – aber momentan kann ich mir das eher nicht mehr vorstellen ...“

SportNord: Wird das Trainer-Geschäft immer brutaler?
Stolina: „Nun ja, als Trainer ist man es ja gewöhnt, dass man, wenn man die ersten drei Spiele einer Saison verliert, in der Kritik steht ... Aber wenn man nun als Coach sogar um seinen Job zittern muss, wenn man die ersten drei Spiele gewonnen hat, ist das doch sehr bemerkenswert!“

SportNord: Konnten Sie sich schon von den Bergedorfer Spielern verabschieden?
Stolina: „Nein, aber ich hoffe, dass der Verein mir noch die Gelegenheit geben wird, mich vom Team zu verabschieden – es ist mir wirklich ein Bedürfnis, mich von jedem einzelnen Spieler zu verabschieden.“

SportNord: Als Sie sich mit Bergedorf einig wurden, herrschte zwischen Ihnen und Rüdiger Schwarz ein gutes Verhältnis – sind Sie nun auch menschlich von Herrn Schwarz enttäuscht?
Stolina: „Momentan bin ich tatsächlich sehr, sehr enttäuscht, weil ich mit Bergedorf sehr hohe Ziele hatte und wir, wie ich finde, auf einem guten Weg waren – und mittelfristig wollte ich den Klub in die Regionalliga führen. Dass ich jetzt schon nach drei Spieltagen gehen musste, ist eben sehr enttäuschend – aber die Zeit heilt alle Wunden!“


Interview: Johannes Speckner

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