
Die meisten Journalisten auf der Pressetribüne waren sich nach einem flüchtigen Betrachten der TV-Bilder sicher: Das Tor wird nicht gegeben! Video-Schiedsrichter Dr. Martin Thomsen (vom SV Donsbrüggen) meinte es dann aber besser mit dem Hamburger SV als sein Kollege Günter Perl (MSV München), der die „Rothosen“ in den vergangenen drei Jahren gleich zweimal entscheidend benachteiligt hatte (SportNord berichtete, siehe unten stehenden Link). Und tatsächlich war es bei genauer Betrachtung der Szene richtig, das bereits 15. Saison-Tor von Simon Terodde anzuerkennen. Denn als David Kinsombi den Ball zu Terodde spitzelte, hatte ihn Alexander Meyer, Torwart des SSV Jahn 2000 Regensburg, seine Hand vom Spielgerät genommen. Zuvor war Kinsombi beim Versuch, nach einem Pass von Bakary Jatta selbst einen Doppelpack zu schnüren, am gebürtigen Bad Oldesloer Meyer, der von 2005 bis 2009 noch in der HSV-Jugend und anschließend drei Jahre lang bei der Reserve der „Rothosen“ in der Regionalliga das Tor gehütet hatte, hängen geblieben. Somit gingen die Hamburger kurz vor der Pause mit 2:1 in Führung und gewannen am Ende mit 3:1 gegen die Regensburger – auch, weil Dr. Thomsen, der am 16. Juni 2020 beim Stand von 2:2 gegen den VfL Osnabrück einen klaren Elfmeter für den HSV nicht gegeben hatte (siehe unten verlinkten Bericht), in weiteren Situationen stets zugunsten der Hamburger entschied. Aber der Reihe nach ...
Die Regensburger setzten ihr Vorhaben, die Hausherren früh zu attackieren, gut in die Tat um und kamen so schon nach 20 Sekunden zum ersten Eckstoß und nach sechs Minuten zum ersten Torschuss. Den von Erich Wekesser kommenden Ball parierte HSV-Keeper Sven Ulreich aber sicher. Kurz darauf gab es auch die erste Chance für die Heim-Elf, als die Donaustädter einen Freistoß von Sonny Kittel nicht richtig klären konnten, ein Schuss von Stephan Ambrosius aber von Jan Elvedi vor der Torlinie weggeschlagen wurde. Proteste der Hamburger, dass in der Folge auch eine Hand eines Gäste-Akteurs im Spiel gewesen wäre, wurden von Dr. Thomsen überprüft, während die Partie schon weiterlief, und nicht für haltbar befunden – was aber die einzige Entscheidung des Video-Schiedsrichters zu Ungunsten des HSV bleiben sollte.
In der 21. Minute gingen die Hanseaten in Führung: Jeremy Dudziak ließ links perfekt abklatschen für Tim Leibold, dessen scharfen Rückpass David Kinsombi dann so erwischte, dass er gegen die Laufrichtung von Mayer im kurzen Eck zappelte. Allzu lange durften sich die Hamburger aber nicht über ihre Führung freuen: Die Gäste hielten weiter an ihrem Konzept fest und kamen zwölf Zeigerumdrehungen später zum Ausgleich. Jan-Niklas Beste durfte dabei von links ungehindert flanken und als Kaan Caliskaner den Ball ablegte zu Max Besuschkow, hinderte ihn daran ebenfalls kein Hamburger. Besuschkows zugegebenermaßen wuchtiger Schuss schlug dann im kurzen Eck ein, was zunächst Kritik an Ulreich aufkommen ließ, der bei genauerer Betrachtung der TV-Bilder jedoch insofern schuldlos war, als dass Ambrosius den Ball noch einmal abfälschte. Da das eingangs beschriebene 2:1 zählte, ging es aber mit einer HSV-Führung in die Pause.
Im zweiten Durchgang schnupperte Terodde am Doppelpack, doch Kinsombis scharfe Rechtsflanke jagte er per Direktabnahme über die Latte (53.). Kurz darauf verhinderte Ulreich stark den drohenden Ausgleich, als er gegen den frei vor ihm auftauchenden Albion Vrenezi an der Strafraumgrenze mit einer Hand rettete (58.). Dann fand Leibold mit einem Steilpass links Jatta, der durchstartete und wuchtig unter die Latte abschloss. Schiedsrichter Lasse Koslowski (Frohnauer SC) pfiff das Tor zunächst wegen einer vermeintliche Abseitsstellung von Jatta ab, was an das wegen einer angeblichen Abseitsstellung nicht zählende Tor von Tatsuya Ito im vorletzten Erstliga-Spiel der HSV-Geschichte bei Eintracht Frankfurt im Mai 2018 erinnerte – Dr. Thomsen erkannte dann aber, dass Jatta auf der gleichen Höhe wie sein Gegenspieler Oliver Hein gestartet war, so dass das 3:1 zählte (62.).
Nachdem Terodde an einer Rechtsflanke von Leibold vorbeigerutscht und eine Vorentscheidung verpasst hatte (67.), hätte es in der Folge noch einmal eng werden können. Kittel verlor in Höhe der Mittellinie den Ball gegen Beste, der dann zu einem Sololauf ansetzte, den er mit dem vermeintlichen Anschlusstreffer krönte. Doch nach Intervention von Dr. Thomsen lief Koslowski erstmals selbst zum TV-Gerät und erkannte dann blitzschnell, dass Beste beim entscheidenden Zweikampf in Kittels Beine getreten hatte, weshalb das Tor nicht zählte (67.). Noch unstrittiger war, dass der Regensburger Andreas Albers, als er von halbrechts aus an Ulrich vorbei in das lange Eck traf, im Abseits stand (71.). So blieb es beim 3:1-Sieg für den HSV, den auch der gebürtige Hamburger Jan-Marc Schneider, der im Sommer 2019 vom FC St. Pauli zum Jahn gegangen und für die Schlussphase eingewechselt worden war, nicht mehr verhindern konnte.