
Ähnlich wie die Formkurve des Hamburger SV in der Ersten Bundesliga, verlief in der vergangenen Saison die des SC Wentorf in der Bezirksliga Ost: Dank einer deutlichen Steigerung unter Slavec Rogowski, der im Herbst vom Reserve- zum Liga-Trainer befördert war (SportNord berichtete, siehe unten stehenden Link), schafften die Wentorfer nach einem Fehlstart noch den Klassenerhalt. Als Tabellen-13. lagen die SCW-Kicker am Ende einen Platz und zwei Punkte vor dem FSV Geesthacht 07, der als Drittletzter absteigen musste.
Anders als beim HSV, stehen bei den Wentorfern neben mehreren Abgängen auch schon zahlreiche Neuzugänge fest, über die Rogowski SportNord nun informierte ‒ und zudem weitere interessante Neuigkeiten übermittelte. Aber der Reihe nach: Neben dem einzigen externen Abgang Dimitri Bujmov, der nun nach Lüneburg zieht, gibt es noch vier vereinsinterne Abgänge: Gunnar Jeglin, Thorben Jeglin, Jan Kiesow und Daniel Mante schließen sich den Zweiten Herren an, die in der kommenden Saison in der Kreisliga 4 um Punkte kämpfen. „Der Rest unserer Mannschaft bleibt komplett an Bord“, versicherte Rogowski. Im Gegenzug wird Simon Barz so, wie bereits mehrere Akteure während der zurückliegenden Spielzeit, aus der Reserve in den Liga-Kader hochgezogen. Zudem stehen schon fünf externe Zugänge fest. Hierbei handelt es sich neben Luis Pablo Aurel Henckel-Rosas (vom SC Vier- und Marschlande) und Tobias Lohmann (MSV Hamburg) auch um drei A-Jugendliche: Phil Krieter aus dem A-Jugend-Verbandsliga-Team des ETSV Hamburg sowie Torwart Niklas Runge und Nico Ziems, die von den A-Junioren des FC Bergedorf 85 kommen. „Wir haben uns bewusst für junge Spieler entschieden und setzen auf die Jugendlichen aus der Region ‒ es kommen Jungs, die zwischen 17 und 21 Jahren alt sind.“ Dies hat den Hintergrund, dass Rogowski „auf junge Spieler aus der Region setzen“ will.
Bei der Zweiten Mannschaft, die aktuell überwiegend aus Spielern besteht, mit denen Rogowski einst aus der A-Jugend in den Herren-Bereich kam, habe sich „gezeigt, dass dieser Weg sehr erfolgreich sein kann“, so Rogowski. Die Mischung aus erfahrenen Spieler, die bereits im Kader waren, und den nun dazu gekommenen „jungen Wilden wird passen“, ist Rogowski überzeugt und sagte: „Wir sind sehr zuversichtlich, da unsere Neuzugänge allesamt richtig gute Fußballer sind.“ So kickte der Krieter, der ein „Wentorfer Junge“ ist, zwei Jahre in der Jugend des FC St. Pauli, und Henckel-Rosas war einst für die Hamburger Auswahl aktiv. „Dass es sie alle jetzt zum SCW zieht, macht uns stolz“, sagte Rogowski. Der Coach gewährte einen Einblick in die Zukunftsplanungen: „Wir versuchen, ein Umfeld für junge und gestandene Spieler zu schaffen, das eine Persönlichkeit hat.“ Den Wentorfer Offiziellen sei „bekannt und bewusst, dass man in höheren Ligen nicht darum herumkommt, Geld zu zahlen, um qualitativ gute Spieler zu bekommen“, so Rogowski, der aber klarstellte: „Wir haben uns intern dafür entschieden, aus den Mitteln, die wir haben, das Beste zu machen.“ Der Plan sieht vor, dass jeder Spieler beitragspflichtig ist und seine Mitgliedsgebühr entrichten muss: „Dabei wird es keine Ausnahmen geben ‒ egal ob der Akteur 18 Jahre alt ist oder als 35-Jähriger aus der Oberliga kommt“, so Rogowski: „Es gibt Beiträge und Verpflichtungen, aber auf der Gegenseite auch viele Dinge, die wir zusammen anstoßen und machen werden.“
Der Übungsleiter versicherte, dass die Etats, die der Fußball-Abteilung und den einzelnen Teams zur Verfügung stehen, „komplett in die jeweilige Mannschaft investiert“ werden würden. Hierbei denkt Rogowski in erster Linie „an gemeinnützige Geschichten, Ausfahrten und Erfrischungsgetränke bei Feiern“. Rogowski ist fest davon überzeugt, dass „diese Vorgehensweise einen Verein langfristig nach vorne bringt“, zumal es in der Vergangenheit „genügend traurige Beispiele gegeben“ habe, bei denen „ein Klub nach dem Ausstieg eines Sponsors von oben nach unten durchgereicht worden oder sogar komplett zusammengebrochen“ sei: „So etwas wollen wir nicht erleben und das wird uns auch nicht passieren“, versicherte Rogowski, der „froh ist“, mit dem SC Wentorf den nun eingeschlagenen Weg gehen zu können. „Wofür baue ich in der Jugend ein Team auf, wenn ich später Spieler von anderen Klubs zusammenkaufe und diesen monatlich auch noch eine Summe X überweise?“, stellte Rogowski die Vorgehensweise anderer Vereine infrage und ergänzte: „Uns ist bewusst, dass es qualitativ so gute Spieler gibt, die nur kommen, wenn sie eine Aufwandsentschädigung erhalten. Aber trotzdem bin ich der Meinung, im Amateurbereich auch mit anderen Aspekten punkten zu können: Einer emotionalen Verbindung, gutem Training, sauberer Stimmung und positiver Kommunikation.“
In diesem Zusammenhang stellte Rogowski auch klar, dass sein Verein „definitiv keine Ablösesummen mehr zahlen“ werde. Die Neuzugänge seien „im Zweifel bereit, eine daraus resultierende Sperre zu akzeptieren“, so Rogowski, der präzisierte: „Unsere Spieler wollen in einem gesunden Umfeld mit Leidenschaft kicken und zwar unter dem Motto: ,Keine Kohle fürs Kicken ‒ aus der Region, für der Region'!“ Darauf aufbauend, arbeiten die Wentorfer Verantwortlichen auch an einer Lösung, um zukünftige Ablösezahlungen komplett zu verhindern: „Wir machen jetzt Schluss damit und starten eine Revolution“, sagte Rogowski euphorisch: „Wir haben einen Konsens gefunden, an dem sich als erster Verein, den wir diesbezüglich angesprochen haben, auch der FC Bergedorf 85 beteiligen will ‒ und wir sind schon so weit, dass die Vorstandsmitglieder einen Termin vereinbart haben, an dem alles unterschrieben werden soll.“ Rogowski hofft, dass sich weitere Klubs aus der Region dem Vorhaben anschließen: „Wenn sich Spieler im abgebenden Verein gut benommen und keine Schulden angehäuft haben, sollen sie zwischen den Klubs, die sich an unserer Kooperation beteiligen, ablösefrei wechseln können“, so Rogowski, der betonte, dass diese Vereinswechsel „natürlich sauber ablaufen“ sollen: „Ich denke hierbei an Wechsel in der Sommer-Transferperiode und nicht an Wechsel im Winter.“
Das Geld, das durch den Wegfall von Ablösesummen eingespart wird, wollen die Wentorfer „lieber in Bälle, Trikots, Trainingsbekleidung und Mannschaftsfeiern investieren“, so Rogowski, der betonte: „Das läuft unter dem Motto ,Zurück zu den Wurzeln ‒ vereint und zusammen'!“ Zusammen mit seinem Co-Trainer Michael von Osten ist Rogowski „guter Dinge, dass wir die angesprochenen Punkte tatsächlich auch vorleben und präsentieren“. In Bezug auf die Neuzugänge gebe ihnen der bisherige Erfolg Recht, stellte Rogowski mit einer gewissen Portion Stolz fest: „Sie sind sogar bereit, eine Sperre in Kauf zu nehmen, um sagen zu können: ,Ja, wir sind bei dem neuen Wentorfer Weg dabei'. Deshalb ist Rogowski überzeugt, dass die Wentorfer Herren-Teams sowohl im sportlichen als auch im zwischenmenschlichen Bereich für die Zukunft gut aufgestellt sind. „Schon in der Vergangenheit hat sich bei unserer Weihnachtsfeier, bei unserer Saison-Abschlussfeier und zuletzt bei unserer Ausfahrt nach Mallorca gezeigt, dass die Harmonie zwischen der Ersten und der Zweiten Mannschaft stimmt“, so Rogowski, der abschließend betonte: „Jetzt geht es darum, dass sich beide Teams auch sportlich fangen und in der kommenden Saison nichts mit dem Abstieg zu tun haben ‒ wir wollen mit den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, Vollgas geben!“