Kreisliga 1: Großer Knall bei Holsatia im EMTV

Dieses Plakat hing am vergangenen Sonntag auf dem Sportplatz an der Kaltenweide.
(Foto-Credit: Instagram)

Es war einmal eine Fußball-Abteilung in einem der größten Sportvereine Schleswig-Holsteins, deren Abteilungsvorstand – mit Ausnahme des Vorsitzenden – neu gewählt wurde. Im neu formierten Fußball-Vorstand saßen neben dem Frauen-Coach auch der Chef- und der Co-Trainer der A-Jugend, die sehr erfolgreich war und in der U18-Landesliga, der zweithöchsten Hamburger Spielklasse in diesem Altersbereich, zu den Titelanwärtern zählte.

Weil sich aber die Herren-Abteilung, die in den vorherigen Jahren stetig gewachsen war, im neuen Spartenvorstand unterrepräsentiert fühlte, entstand eine gewisse Unruhe in der Abteilung. Befeuert wurde diese durch Gerüchte, die besagten, der Vorstand wolle das aktuelle A-Junioren-Team für die kommende Saison 2025/2026, spätestens aber zur übernächsten Spielzeit 2026/2027 geschlossen zur neuen Liga-Mannschaft machen. Dies würde zulasten der aktuellen 1. Herren gehen, die dafür ihren Kreisliga-Platz hergeben und um eine Etage nach unten in die Kreisklasse, der zukünftig niedrigsten Männer-Liga im HFV-Bereich, gehen müssten.

Der neue Vorstand dementierte dieses Vorhaben: Die A-Jugend-Spieler, die in diesem Jahr schon in den Herren-Bereich wechseln würden, sollten je nach ihrer Leistungsstärke auf die aktuellen drei Herren-Teams aufgeteilt werden. Und außerdem werde es angestrebt, in der kommenden Serie in der U19-Oberliga Hamburg anzutreten, was sozusagen der krönende Abschluss der Jugendzeit werden solle.

Dies registrierten die Trainerteams der drei Herren-Mannschaften (Thorben Pingel und Marco Rickert bei den 1. Herren, Christoph Mattern und Patrick Kinastowski bei den 2. Herren sowie Sascha Minke und Jann-Phillip Guhl bei den 3. Herren) erfreut. Sie schlugen vor, ihre Verträge vorzeitig bis zum 30. Juni 2027 zu verlängern. Damit wollten sie die Gerüchte endgültig beiseite wischen und ihren aktuellen Spielern, mit denen sie gerade die Gespräche für die kommende Saison führten, Planungssicherheit geben.

Doch dazu kam es aus nicht offengelegten Gründen nicht, woraufhin zahlreiche Spieler vorsorglich ihre Kündigung zum 30. Juni einreichten. Als Reaktion darauf wurde Pingel in der vergangenen Woche mit sofortiger Wirkung vom Fußballvorstand freigestellt. Als die Liga-Mannschaft am vergangenen Sonntag den SSV Rantzau II empfing und mit 1:2 verlor, weilte Pingel nur unter den Zuschauern. Aber der 39-Jährige war nicht nur auf der Tribüne, an deren Entstehung vor zwei Jahren er maßgeblich mitgewirkt hatte, präsent. Denn auf der Bande und in beeindruckender Größe (über 25 Meter Länge) auf der den Trainerbänken gegenüberliegenden Seite des Spielfeldes war auf Plakaten zu lesen: „Neun Jahre – für was? Einsatz wertschätzen! Pro Pingel!“

Damit spielten die Initiatoren der Plakataktion, die auch bei Instagram veröffentlicht wurde, darauf an, dass Pingel bereits vor neun Jahren – zunächst als Co-Trainer von Nils Hammermann – von der SV Lieth II an die Kaltenweide gekommen, vor sieben Jahren zum Chefcoach geworden und auch im Umfeld seiner Mannschaft stets überaus engagiert war. Leider waren weder Pingel noch Detlef Meyer, Fußball-Abteilungsvorstand Erwachsene bei Holsatia im Elmshorner MTV, auf Nachfrage von SportNord dazu bereit, sich aktuell zu den Geschehnissen zu äußern. Dem Vernehmen nach sollen als Reaktion auf Pingels Freistellung aber auch die noch verbliebenen fünf Herren-Trainer erklärt haben, den Verein zum Saisonende zu verlassen, und die Spieler es ihnen gleichtun wollen. Es ist also kaum anzunehmen, dass dieses „Märchen“ ein gutes Ende findet.

(Johannes Speckner)

 Redaktion
Redaktion Artikel