
Am Mittwochabend empfing der diesjährige Neuling FC St. Pauli II zum Nachholspiel der Regionalliga Nord den Tabellen-Dritten Hallescher FC. Im Millerntor-Stadion hatten etwas überraschend die Hausherren die erste gute Offensivaktion, doch einen Schuss von Dennis Duve parierte HFC-Keeper Darko Horvat sicher. Zehn Minuten später sprach Schiedsrichter Florian Heft (SV Eintracht Neuenkirchen) den Gästen dann einen Handelfmeter zu.
Was war geschehen? St. Paulis Pierre Dominik Becken war im eigenen Strafraum der Ball nach einem Gäste-Schuss an die Hand gesprungen. Maik Wagefeld, der in Abwesenheit von Nico Kanitz als HFC-Kapitän auflief, verlud St. Pauli-Torwart Arvid Schenk beim Strafstoß zum 0:1. Nur neun Minuten später legte der Favorit das zweite Tor nach: St. Paulis Rechtsverteidiger Moritz Volz, der erstmals nach seinem im März 2011 erlittenen Schienbeinbruch wieder mitwirkte, verlor ein Kopfball-Duell gegen Toni Lindenhahn, der danach freie Bahn hatte und in den Strafraum preschte; dort legte er klug zurück zu Mirco Hartmann, der von der Strafraumgrenze aus überlegt zum 0:2 einschoss. Anschließend deutete vor 687 Zuschauern, unter ihnen rund hundert HFC-Anhänger, wenig darauf hin, dass die Hamburger der Partie noch eine Wende geben könnten. Doch in der 33. Minute fiel plötzlich der Anschlusstreffer: Eine lange Freistoß-Flanke, die Petar Filipovic in den Strafraum geschlagen hatte, wurde von Gäste-Akteur Patrick Mouaya so verlängert, dass der Ball über Horvath hinweg ins lange Eck ging.
Beflügelt davon, wieder „im Spiel“ zu sein, spielten die Hausherren anschließend konzentrierter und hatten sogar noch eine Chance zum Ausgleich – einen Kopfball von Marcel Andrijanic fing Horvath jedoch (40.). Nach dem Seitenwechsel bestimmte die Reserve des Kiez-Klubs das Geschehen und agierte sehr zweikampfstark, doch die Gäste aus Sachsen-Anhalt konterten zweimal gefährlich: Benjamin Boltze (55.), der erstmals überhaupt für Halle von Beginn an auflief, und Andis Shala (64.) vergaben ihre Großchancen aber jeweils kläglich. Auf der Gegenseite hatte „Joker“ Kevin Weidlich das 2:2 auf dem Fuß, doch seine Direktabnahme wehrte Horvath bärenstark ab (65.). Vier Minuten später war es dann aber soweit: Rekonvaleszent Volz, eine „Leihgabe“ von St. Paulis Profi-Mannschaft, behauptete sich nach einer schönen Kombination im Gäste-Strafraum und bediente Kristof Kurczynski, der zum 2:2 einschoss. Nach dem Ausgleich tat Halle zwar wieder mehr fürs Spiel, doch der Außenseiter war dem Sieg näher: Bei einem Filipovic-Freistoß musste Horvath alles geben, um den Ball zu parieren (78.).
Auf der anschließenden Pressekonferenz erklärte St. Pauli-Trainer Jörn Großkopf: „Nach dem 0:2-Rückstand schien die Partie eigentlich schon entschieden zu sein und meine Spieler ließen die Köpfe hängen. Der kuriose Anschlusstreffer hat die Köpfe aber wieder freigemacht: Danach haben wir dann richtig guten Fußball gespielt – und uns sind gegen die beste Abwehr der Regionalliga immerhin zwei Tore gelungen. Deshalb bin ich stolz auf meine Mannschaft und wir schauen nun positiv in die Zukunft!“ HFC-Coach Sven Köhler sagte: „Nach einer 2:0-Führung haben wir dieses Spiel noch aus der Hand gegeben. Die unglückliche Situation, die zum Anschlusstor des Gegners führte, hat uns aus dem Konzept gebracht. Danach haben wir aufgehört, Fußball zu spielen und auch die beiden Konterchancen, die wir in der zweiten Halbzeit hatten, leider nicht genutzt. Am Ende geht das Ergebnis leider so in Ordnung, weil es von meinen Spielern nicht alle geschafft haben, zu ihrer Normalform zu finden – und so sind wir dann keine Spitzenmannschaft!“ Als Rang-Dritter liegt Halle nun vier Punkte hinter Spitzenreiter RasenBallsport Leipzig.
(JSp)