Aktuell: Fragen und Antworten zum Eichedeer Nutzungsvertrag


Angesichts des drohenden Horror-Szenarios, ab dem 1. Januar 2021 ohne sportliche Heimat dazustehen (SportNord berichtete, siehe unten stehenden Link), nahmen die Verantwortlichen des Stormarner Vereins SV Eichede am Montagnachmittag Stellung zu Vorwürfen der Gemeinde Steinburg, dass Kürzungen bei der Sportanlage unvermeidbar seien und die Plätze überwiegend von Menschen, die in Nachbargemeinden leben, genutzt werden.


Die Gemeinde muss sparen – Kürzungen bei der Sportanlage sind unvermeidbar

Diese Behauptung ist nicht neu – und auch nicht richtig. Schon die (wegen Unzulässigkeit zurückgezogene) erste Kündigung des Nutzungsvertrags im Jahr 2016 wurde mit einem Haushaltsminus begründet. Tatsächlich erzielte die Gemeinde im Jahr 2017 einen kräftigen Überschuss. Der Haushalt der Gemeinde Steinburg sieht für das Jahr 2020 Ausgaben in Höhe von fast 4,5 Millionen Euro vor. Alles in allem fließen davon gerade einmal ungefähr 60.000 Euro in die Pflege und Instandhaltung der Sportanlage: 30.000 Euro indirekt durch die Abstellung von Gemeindearbeitern sowie die Beschaffung und Unterhaltung von Werkzeugen und Geräten; weitere 30.000 Euro als direkter Zuschuss an den Verein. In Zukunft sollen für die Sportanlage nur noch maximal 45.000 Euro pro Jahr ausgegeben werden, also 25 Prozent weniger als bisher. Der Zuschuss an den SV Eichede würde laut Entwurf des neuen Nutzungsvertrags um die Hälfte auf höchstens 15.000 Euro sinken – vielleicht auch unter diesen Wert, denn die Gemeinde möchte künftig von Jahr zu Jahr frei festlegen, wie viel Geld sie für die Instandhaltung ihrer Sportanlage ausgibt. Fakt ist: Als neuer ländlicher Zentralort verfügt die Gemeinde Steinburg künftig über zusätzliche Mittel in Höhe von 420.000 Euro. Fördergelder für ländliche Zentralorte sind ausdrücklich auch für den Sport bestimmt.


Der SV Eichede bestimmt die Qualität der Sportanlage selbst, also soll er auch dafür aufkommen

Zunächst: Ausgaben für die Förderung des Sports sowie die Schaffung und Instandhaltung der betreffenden Infrastruktur auf kommunaler Ebene sind kaum vergleichbar, weil die Voraussetzungen in jeder Gemeinde andere sind. Den verantwortungsvollen Umgang mit den verfügbaren Mitteln unter Abwägung einer Vielzahl an Interessen vorausgesetzt, bleibt es letztlich eine Frage der Prioritäten, ob eine Sportanlage wie die in Eichede gewollt ist oder nicht. Klar ist: Über die Jahre hat der SV Eichede sowohl finanziell (durch seine Mitglieder und Sponsoren) als auch ideell (durch immensen ehrenamtlichen Einsatz) ein riesiges Investment für die Sportanlage der Gemeinde Steinburg eingebracht. Allein die finanziellen Aufwendungen des SVE für Ausbau des Gemeinschaftshauses, des Umkleidehauses und der Sportstätten beläuft sich seit den 1980er-Jahren auf 995.685,45 Euro. Daher: Der Verein ist kein Bittsteller, sondern er fordert nur, dass die Gemeinde für die Unterhaltung ihrer eigenen Sportanlage einen angemessenen Beitrag leistet. Alles, was man als Extras bezeichnen könnte – also zum Beispiel Zuschauertribünen oder eine dem Leistungsniveau angepasste Rasenqualität – leistet der Verein ohnehin schon immer selbst.


Im SV Eichede spielen ja fast gar keine Steinburger*innen

Eines ist klar: Von den 566 Mitgliedern wohnt die Mehrheit nicht in der Gemeinde Steinburg. Aber: Ungefähr ein Viertel (52) der aktiven 226 Jugendspieler*innen lebt in Steinburg, fast ein Drittel (72) im Gebiet des Schulverbands Mollhagen. Fakt ist: Ohne Mitspieler*innen von außerhalb wäre der SV Eichede nicht überlebensfähig – und die Gemeinde Steinburg ein ganzes Stück weniger attraktiv. Mit 2.788 Einwohner*innen ist Steinburg zu klein, um aus den eigenen Reihen genügend Fußballer*innen zu stellen. Es kann aber auch kaum ein Anliegen sein, im Dorf „unter sich“ zu bleiben – denn Fußball ist nicht nur Sport, sondern hat auch eine gesellschaftliche Funktion. Die Eichedeer Sportanlage ist ein Ort der Integration, aber auch ein Treffpunkt der unterschiedlichsten Menschen aus Eichede und von anderswo. Übrigens: Die Sportanlage ist nicht nur ein Treffpunkt für Sportler und (in der Gaststätte Röbl’s) für Hungrige, sondern auch für viele andere Menschen aus Steinburg und Umgebung. Zu den Spielen und Turnieren in Eichede kamen im Jahr 2019 mehr als 13.000 Zuschauer*innen, im Monat haben also mehr als 1.000 Personen zusätzlich zu den Sportler*innen und Trainer*innen die Sportanlage Eichede besucht. Am Trainingsbetrieb während der Woche von Montag bis Freitag nehmen durchschnittlich pro Tag mehr als 120 Kinder, Jugendliche und Erwachsene teil

Mehr als 100 Personen sind ehrenamtlich für den SV Eichede tätig. Mehr als 50 Trainer*innen (20 lizenzierte Trainer*innen) arbeiten während der Woche mit den Spieler*innen. Pro Woche sind es mehr als 200 Übungsleiterstunden, für die die Trainer des SV Eichede sich einbringen. Und dass man Steinburg inzwischen weit über die Grenzen Stormarns und Schleswig-Holsteins hinaus kennt, ist zum größten Teil das Verdienst des Vereins – als Teilnehmer an der Regionalliga Nord und am DFB-Pokal.


Die Gemeinde Steinburg braucht so eine große Sportanlage gar nicht. Ein kleiner Bolzplatz würde auch genügen

Sicher: Ein Acker, zwei krumme Tore, und der Ball würde trotzdem rollen – mehr oder weniger. Das reicht, wenn ein paar Jungs aus der Nachbarschaft ab und zu mal etwas kicken wollen. Allerdings: Wer beim SV Eichede spielt, der sucht die Gemeinschaft und die Herausforderung. Dazu braucht es Mitspieler*innen, Trainer*innen, Betreuer*innen – und natürlich moderne, gepflegte Sportplätze sowie Umkleideräume. Als es vor einem halben Jahrhundert in Eichede tatsächlich nur einen Bolzplatz gab, waren es ja gerade die Vereinsmitglieder, die den Bau und später die Erweiterung der Sportanlage initiiert und mit bemerkenswerter Eigenleistung vorangetrieben haben. Das heißt: Ohne eine Sportanlage, wie wir sie in Eichede haben, müssten sich die Spieler*innen nach einem anderen Verein in einem anderen Ort umsehen. Die Fahrtwege für die Jugendlichen und ihre Eltern würden sich verlängern – und die Gemeinde Steinburg hätte ein gutes Argument weniger, neue Bewohner*innen anzuziehen.“

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