Landesliga Hammonia: Fürstenberg verlässt SSV Rantzau

Hört mit dem Saisonende als Trainer des SSV Rantzau auf: Marcus Fürstenberg.
(Foto-Credit: Johannes Speckner)

Als „absoluten Höhepunkt“ in den knapp siebeneinhalb Jahren, die er nun schon beim SSV Rantzau auf der Trainerbank sitzt, bezeichnete Marcus Fürstenberg rückblickend das Lotto-Pokal-Halbfinale der Vorsaison gegen den – damals noch unter Profibedingungen trainierenden – Regionalligisten FC Teutonia 05. Dass die Partie am 1. April 2024 nach einer grandiosen Abwehr-Leistung durch ein Gegentor in der fünften Minute der Nachspielzeit mit 0:1 verloren ging und der erstmalige Einzug in das Pokal-Endspiel hauchdünn verpasst wurde, sei „natürlich bitter gewesen“, so Fürstenberg, der aber klarstellte: „In unserer insgesamt sehr positiven, sportlichen Entwicklung war diese Partie das Größte, das wir erreicht haben.“

Wie Fürstenberg am Dienstag auf Nachfrage von SportNord bestätigte, wird er mit dem Saisonende nach dann siebeneinhalb Jahren als SSV-Trainer aufhören. Am Dienstagabend informierte der Rantzauer Liga-Manager Otto Hartlieb auch die Spieler über diesen Schritt – und darüber, dass Fürstenbergs langjähriger Assistent Tobias Thiede neuer Chefcoach wird. „Es war immer mein Plan, Tobi dahin zu bringen, dass er das Amt von mir übernehmen kann – und jetzt ist er soweit“, so Fürstenberg, der seine „rechte Hand“ in den höchsten Tönen lobte: „Er macht jetzt schon einen Großteil der Trainingsarbeit und ich habe ihn in den vergangenen Monaten auch vermehrt eingebunden in die Gespräche mit den Spielern sowie in die Spielvorbereitung.“ Weil er „gezielt auf diesen Tag X hingearbeitet habe“, werde „dem Verein nichts fehlen, wenn ich nicht mehr da bin“, ist der 51-Jährige überzeugt.

In den vergangenen Jahren hatte Fürstenberg stets im Winter für eine weitere Spielzeit zugesagt: „Das war so Usus“, erklärte der Coach, der dieses Mal aber anders verfuhr: „Ich habe mir erst einmal eine gewisse Bedenkzeit erbeten.“ Vor einigen Wochen habe er Otto Hartlieb dann gesagt, er sei „zu der Überzeugung gelangt, dass nach siebeneinhalb Jahren Schluss sein sollte“, so der Coach, der betonte: „Ich gehe überhaupt nicht im Bösen – der SSV Rantzau wird immer ‚mein Verein‘ bleiben und in meinem Herzen sein.“ Zu Otto Hartlieb und Thiede habe sich in den vielen Jahren des gemeinsamen Schaffens „nicht nur eine Männer-Freundschaft beim Fußball, sondern eine richtige Freundschaft entwickelt“, betonte Fürstenberg, der in Wedel lebt und dort das beliebte Restaurant „Mühlenstein“ betreibt: „Wir telefonieren fast täglich miteinander.“

Die rund 45-minütigen Fahrten von seinem Wohn- und Arbeitsort zu den Heimspielen sowie den Übungseinheiten nach Barmstedt hätten ihn „nie gestört“, versicherte Fürstenberg: „Ich fahre gerne Auto und habe die Dreiviertelstunde oft genossen, weil ich da mal ein bisschen Ruhe und Zeit für mich hatte.“ Der Gedanke, zukünftig ohne die Ausübung eines Traineramts mehr Zeit zu haben, gefällt Fürstenberg, der beruflich in seinem Restaurant und als Inkasso-Kaufmann sehr eingespannt ist: „Ich habe keinen neuen Verein – und zukünftig an den Wochenenden frei zu haben, ist eine schöne Vorstellung, nachdem ich als Trainer wohl fast tausend Spiele auf dem Buckel habe.“ Gleichwohl könne er sich auch vorstellen, bei einem anderen Klub einzusteigen: „Ich bin ja ein höflicher Mensch und wenn eine Anfrage kommen sollte, würde ich mir alles anhören – so, wie ich mir damals auch die Rantzauer Offerte angehört habe ...“

Fürstenberg, der im Herbst 2017 noch in Henstedt-Ulzburg wohnhaft und beim damaligen Hammonia-Landesligisten TuRa Harksheide als Trainer ausgeschieden war, macht keinen Hehl daraus, dass er „Rantzau damals nicht wirklich gekannt“ habe. Bei seinen vorherigen Tätigkeiten beim Bramfelder SV (Liga- und Reserve-Mannschaft) sowie beim Lemsahler SV hatte es keine Duelle mit dem Klub aus dem Norden des Kreises Pinneberg gegeben. Als er aber an die Düsterlohe kam, habe ihm „das Familiäre sofort gefallen“, versicherte „Fürste“, wie er von vielen Freunden genannt wird. Eine Freundschaft entwickelte sich auch zum langjährigen SSV-Vereinswirt Dennis: „Dass er vor kurzem gehen musste, fand ich schade“, so der Trainer, der „mit Stolz“ auch darauf zurückblickte, „was abseits des Platzes erreicht“ wurde: „Wir haben einen Kunstrasenplatz gebaut, der eine Bewässerungsanlage hat – außerdem haben wir eine Tribüne gebaut und eine Sportanlage geschaffen, die es so mit ihrem Charme fast kein zweites Mal gibt.“

Auch sportlich war die Entwicklung der Barmstedter beeindruckend: Nachdem Fürstenberg das Team im Frühjahr 2018 auf Anhieb zur Vizemeisterschaft in der Bezirksliga West und zum Aufstieg in die Landesliga geführt hatte, erreichte er in dort die Plätze neun (2019), sieben (beim Abbruch der Saison 2019/2020), sechs (2022), fünf (2023) und neun (2024). Nicht nur beim besagten Einzug in das Pokal-Halbfinale, sondern auch im Liga-Alltag wurden viele favorisierte Gegner geschlagen. Aktuell sind die SSV-Kicker Rang-Elfter. Damit ist Fürstenberg, der „ganz schlecht verlieren kann“, wie er selbst zugab, nicht unzufrieden: „Wir haben im vergangenen Jahr einen Umbruch vollzogen und vielerorts wurde uns prognostiziert, dass wir es in einer starken Staffel schwer haben würden.“ Seine neu formierte Mannschaft habe aber „nie etwas mit dem Tabellenkeller zu tun gehabt“.

Dies ist umso bemerkenswerter, weil die Rantzauer großes Verletzungspech hatten: Der vielseitig einsetzbare Pepe Hartlieb konnte lediglich in zwölf Partien mitwirken, weil er unter Lungen-Problemen litt. „Er wird in dieser Saison auch nicht mehr zum Einsatz kommen, aber hoffentlich nach der Sommerpause wieder fit sein“, so Fürstenberg. Gleiches gilt für Verteidiger Sebastian Krabbes, der ebenfalls schon seit Monaten fehlt und nur in zwölf Partien auflief. „Trotzdem hatten wir stets eine gute Stimmung in der Mannschaft – die Jungs sind einfach Klasse“, so Fürstenberg, der seine letzte Saison beim SSV schon jetzt als „vollauf gelungen“ bezeichnete und eine alte Weisheit bemühte: „Wenn es am schönsten ist, soll man aufhören.“

Für die Zukunft sieht er die Rantzauer auch, weil die Kaderplanungen schon „weit fortgeschritten“ seien, „gut aufgestellt“ Thiede, der kürzlich seine B-Lizenz erwarb, sei „ein ganz anderer Typ“ und „als Trainer viel ruhiger“. Bis auf Offensivmann Lennart Keßner, der sich beim USC Paloma noch einmal in der Oberliga Hamburg beweisen möchte, Torwart Malte Ladehof (eigene 2. Herren/Kreisliga 1) und Marvin Jensen (Karriereende) haben bereits alle Leistungsträger zugesagt. „Und zwei, drei externe Neuzugänge haben wir auch schon gefunden“, so Fürstenberg – der sich sogar vorstellen kann, sich zukünftig um die Akquise weiterer neuer Spieler zu kümmern: „Vielleicht bleibe ich beim SSV und entlaste Otto, der ja zeitlich auch sehr eingespannt ist, ein bisschen als Manager.“ Otto Hartlieb und Thiede würden sich darüber sicher sehr freuen, hatten sie doch versucht, Fürstenberg nach dessen Entscheidung umzustimmen – um gemeinsam weitere Höhepunkte zu erleben.

(Johannes Speckner)

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