Oberliga: Eigentlich ist der FC Türkiye gerettet, aber ...

Obwohl Metekaan Yilmaz und der FC Türkiye am Freitagabend den FC Union Tornesch um Enis Ay mit 7:0 abfertigten und die Saison auf dem 15. Tabellenplatz beendeten, müssen sie möglicherweise noch vor Gericht um ihren Oberliga-Verbleib kämpfen.
(Foto-Credit: Johannes Speckner)

Für den FC Türkiye lief es nach dem Freitagabend, als es im letzten Saisonspiel gegen den FC Union Tornesch schon nach drei Minuten 2:0 stand und am Ende mit einem 7:0-Kantersieg gegen den Absteiger der 15. Tabellenplatz in der Oberliga Hamburg untermauert wurde, auch der Pfingstsonnabend wunschgemäß. Denn weil der FC Eintracht Norderstedt mit einem 2:0-Sieg beim SC Weiche Flensburg 08 den Klassenerhalt in der Regionalliga Nord perfekt machte und mit dem Eimsbütteler TV nur ein Regionalligist in die Oberliga Hamburg absteigt, droht dort kein vermehrter Abstieg mehr.

Eigentlich. Denn es gibt ja noch den Spielausschuss des Hamburger Fußball-Verbandes, der jüngst verlauten ließ, dass der Gewinner der Aufstiegsspiele der Landesliga-Vizemeister FC Eintracht Norderstedt II und FC Voran Ohe als drittes Team in die Oberliga aufsteigen solle. Dort wäre aber selbst nach dem nun sicheren Regionalliga-Verbleib der Norderstedter Erstvertretung nur ein Platz für einen dritten Neuling neben den beiden Landesliga-Meistern Hamburger SV III und SC VW Billstedt 04 frei, wenn der Hamburger Oberliga-Meister Altona 93 in der vim Norddeutschen Fußball-Verband noch nicht terminierten Dreier-Aufstiegsrunde, in der er es mit dem velrustpunkfreien Bremer Meister SV Werder Bremen II und dem SV Todesfelde (Titelträger Oberliga Schleswig-Holstein) zu tun bekommt, mindestens Zweiter wird und den Sprung in die Regionalliga schafft.

Sollten die Altonaer scheitern, müsste der HFV, um einen Landesliga-Vizemeister aufsteigen zu lassen, den FC Türkiye als viertes Team aus der Oberliga in die Landesliga absteigen lassen. Dies wäre wider der Bestimmungen des Auf- und Abstiegsmodus, die der HFV selbst am 13. Juli 2023 veröffentlicht hatte.

Dort heißt es nämlich zum Abstieg aus der Oberliga: „Die Vereine, die nach dem letzten Spieltag die drei letzten Tabellenplätze belegen, steigen in die Landesliga ab. Die Zahl der absteigenden Mannschaften kann sich im Zusammenhang mit einem Abstieg von HFV-Mannschaften aus überregionalen Spielklassen erhöhen. Die vorgegebene Staffelstärke von 18 Mannschaften soll nicht erhöht werden.“ Und zum Aufstieg aus der Landes- in die Oberliga: „Die jeweiligen Meister der Landesliga-Staffeln steigen in die Oberliga Hamburg auf (zwei Regelaufsteiger). Anrecht auf weitere, in der Oberliga Hamburg freiwerdende Plätze haben die jeweiligen nächstplatzierten Mannschaften der jeweiligen Landesliga-Staffeln von Vereinen, die im folgenden Spieljahr in der Oberliga Hamburg nicht bereits mit einer Mannschaft vertreten sind.“

Das HFV-Regelwerk gäbe es also schlicht und ergreifend nicht her, den Tabellen-15. der Oberliga absteigen zu lassen, um einen Landesliga-Vizemeister zusätzlich aufsteigen zu lassen. Vor zwei Jahren war der HFV schon einmal so verfahren und hatte TuRa Harksheide als Landesliga-Zweitplatzierten in die Oberliga hochgezogen. Der Hamm United FC, der als Tabellen-Sechster der damaligen Oberliga-Abstiegsrunde die für die Serie 2021/2022 ausgewiesenen vier Regelabsteiger hinter sich gelassen hatte, klagte gegen seinen Abstieg und bekam Recht, woraufhin die Oberliga für die Saison 2022/2023 auf 19 Teams aufgebläht wurde.

Dass die HFV-Verantwortlichen aus den damaligen Geschehnissen offensichtlich nichts gelernt haben, ist bedauerlich. Schon vor Jahresfrist hatten sie am 20. Mai 2023 der SV Halstenbek-Rellingen als Gewinner der Aufstiegsspiele der damaligen Landesliga-Vizemeister gegen den Düneberger SV zum Sprung in die Oberliga gratuliert, obwohl der FC St. Pauli II erst tags darauf den Klassenerhalt in der Regionalliga perfekt machte – was auch seinerzeit die Grundvoraussetzung dafür war, die SV HR aufsteigen zu lassen, ohne im Gegenzug den damaligen Oberliga-15. SV Rugenbergen absteigen zu lassen.

Es wäre wünschenswert, dass die HFV-Verantwortlichen um den Spielausschussvorsitzenden Frank Flatau es schaffen, ihr eigenes Regelwerk entweder in diesem Sommer entsprechend umzuformulieren, sprich eindeutigere Formulierungen zu finden, oder aber am Ende der kommenden Saison 2024/2025 danach zu handeln, was die Bestimmungen besagen. Die Führung des FC Türkiye wäre auf jeden Fall gut beraten, sich im Falle eines Altonaer Scheiterns bei HUFC-Präsident Jörn Heinemann zu erkundigen und gegebenenfalls einen Rechtsbeistand zu suchen – um dann im Zweifel vor dem Sportgericht den Klassenerhalt bejubeln zu können.

(Johannes Speckner)

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