
„Eine Eingebung“ hatte am ersten Dezember-Wochenende Ingo Desombre. Der 58-Jährige, der seit dem Juli 2019 zusammen mit Kerem Yildirim den Ost-Bezirksligisten SC Eilbek trainiert, wandte sich daraufhin mit seiner Idee an SportNord: „Ich glaube, dass wir frühestens im Februar 2021 wieder trainieren dürfen – wenn überhaupt“, so Desombre, der präzisierte: „Ab wann dann wieder ein regulärer Pflichtspielbetrieb stattfinden könnte, ist fraglich – deshalb wäre ich dafür, dass der Hamburger Fußball-Verband die Punktspiel-Saison 2020/2021 jetzt abbricht, ohne sie zu werten.“
Desombre weiß, dass er sich mit diesem Vorschlag bei den Teams, die einen guten Saisonstart hingelegt haben, keine Freunde machen wird: „Natürlich wird es Verantwortliche sowie Spieler geben, die besonders große Ambitionen hegen und deshalb partout keinen Abbruch wollen – aber ich denke, sie sind in der klaren Minderheit.“ Wenn es nach Desombre geht, sollte der Spielbetrieb nach der Entscheidung, die Punktspiel-Serie abzubrechen, auf zwei anderen Säulen basierend fortgesetzt werden: „Einerseits sollte der Lotto-Pokal-Wettbewerb unbedingt wieder regulär – und möglichst dieses Mal vor dem 30. Juni – beendet werden, um den Hamburger Amateur-DFB-Pokal-Teilnehmer sportlich zu ermitteln.“ Andererseits regte der erfahrene Übungsleiter an, die eigentlich als Liga-Partien angesetzten Begegnungen ersatzweise als Freundschaftsspiele auszutragen: „Ab dem Zeitpunkt, ab dem wieder Spiele erlaubt sind, könnten die Teams, die kicken wollen, zu freundschaftlichen Vergleichen gegeneinander antreten.“
Die Vorteile einer solchen Verfahrensweise liegen für Desombre, der hauptberuflich bei der Hamburger Universität arbeitet, klar auf der Hand: „Dann gäbe es keine Probleme mit der Terminierung der zahlreichen Nachholspiele – stattdessen könnte der volle Fokus auf den Start der neuen Saison 2021/2022 gelegt werden.“ Desombre hegt „große Hoffnungen“, dass die nächste Serie „wieder normal, sprich mit regulärer Hin- und Rückrunde, stattfinden kann“, was er auch „mit den schnell entwickelten Impfstoffen“ begründete. Ein möglichst früher Saisonstart – abgesehen vom Corona-Jahr 2020 rollte zuletzt im HFV-Bereich meistens ab Ende Juli der Ball und die nächsten Schulsommerferien in Hamburg enden am Mittwoch, 4. August 2021 – wäre aber sinnvoll, um für den Fall, dass im kommenden Winter die Infektionszahlen wieder ansteigen und die politischen Entscheider eine erneute Unterbrechung verlangen, gewappnet zu sein. „Und falls alle Stricke reißen, könnte der HFV den für die aktuelle Saison erdachten Modus, dass auf eine reguläre Hinserie eine Auf- beziehungsweise Abstiegsrunde folgt, als Plan B in der Hinterhand haben und im Herbst 2021 kurzfristig beschließen – dann aber bitte mit einer Mitnahme der gegen die direkten Konkurrenten erreichten Punkte“, so der Trainer.
Ein Dorn im Auge ist Desombre der Umstand, dass in der Oberliga Hamburg (19 Teams), in der Landesliga Hansa (17) und in allen vier Bezirksliga-Staffeln (jeweils 17) aktuell eine ungerade Anzahl an Mannschaften kickt, wodurch an jedem Spieltag jeweils ein Team spielfrei hat. „Ich wäre dafür, dass in den Landesligen 18 Teams und in den Bezirksligen sowie allen darunterliegenden Spielklassen jeweils 16 Mannschaften antreten“, so der 58-Jährige, der in Hamburg-Uhlenhorst lebt. Deshalb könnte sich Desombre bei der von ihm vorgeschlagenen Regelung, die Saison 2020/2021 ohne Wertung, sprich ohne Ab- und Aufsteiger, abzubrechen, eine Ausnahme vorstellen: Wenn ein Landesligist in die Oberliga klettern könnte und vier Bezirksligisten in die Landesligen aufsteigen würden, wäre in allen Spielklassen wieder eine gerade Anzahl an Teams beheimatet (20 in der Oberliga, jeweils 18 in den Landesligen und jeweils 16 in den Bezirksligen). Vorstellbar wären hier laut Desombre „Aufstiegsrunden, vielleicht auch im Turniermodus, etwa im Mai, an denen aus den Landesligen beziehungsweise den Bezirksligen jeweils die zwei bis drei bestplatzierten Teams teilnehmen.“
Unabhängig davon, wie die Umfrage, die das HFV-Präsidium unter seinen Mitgliedsvereinen aktuell laufen lässt, endet, hält Desombre seine Idee „für die Variante, die am einfachsten praktikabel ist“. Dieser Vorschlag könnte „schon jetzt beschlossen werden, ohne von einer Lockerung der Corona-Beschränkungen, dessen Zeitpunkt sich aktuell nicht vorhersehen lässt, abhängig zu sein“, so Desombre, der präzisierte: „Die Verantwortlichen der Vereine hätten jetzt schon Klarheit und die des Verbands würden entlastet werden.“ Die HFV-Offiziellen würden dadurch auch „Zeit gewinnen, um sich umfassend mit anderen, wichtigen Fragen zu beschäftigen“, so Desombre, der hier exemplarisch die Klärung der Debatten, wie lange Spieler nach Vereinswechseln im Sommer 2020 gesperrt werden sollen, und ob die Anzahl der erlaubten Auswechslungen von drei auf fünf erhöht werden soll, aufführte.
Desombre nannte seine Idee „einen konstruktiven Vorschlag der Vernunft“ und warb darum, dass seine Trainerkollegen sowie die Spieler und Verantwortlichen aller anderen Vereine „die aktuelle Debatte mit etwas weniger erhitzten Gemütern führen“ sollten. In erster Linie, so Desombre, gehe es aktuell doch „darum, dass wir alle unser Hobby Fußball wieder ausüben können“. Der Coach, der vor seinem aktuellen Engagement an der Eilbeker Fichtestraße bereits beim HFC Falke II, SC Hansa 11, Rissener SV, Wedeler TSV, SV Halstenbek-Rellingen, TSV Holm, USC Paloma, Moorreger SV und TSV Seestermüher Marsch tätig war, stellte klar: „Ich bin seit 50 Jahren im Fußball aktiv, mir fehlen die wöchentlichen Übungseinheiten und die Spiele auch – aber wir müssen jetzt Vernunft walten lassen.“ An der Corona-Krise „trage niemand die Schuld“, so Desombre, der abschließend betonte: „Wir alle sollten dazu bereit sein, jetzt Abstriche zu machen, und in der nächsten Saison wieder bei null anfangen.“