Oberliga: Orgas will neue Impulse und Spieler


Wie SportNord bereits berichtete, trennte sich der SC Concordia mit sofortiger Wirkung von seinem Chefcoach Daniel Sager (31). Anstelle von Ex-Profi Sager, der einst fünf Zweit- und 24 Regionalliga-Spiele für den FC St. Pauli bestritt (es folgten noch 23 Regionalliga-Einsätze für die Stuttgarter Kickers), betreut ab sofort Andreas Führer, der in den letzten fünf Jahren die Concordia-Reserve in der Landesliga Hansa trainierte, den Viertletzten der Oberliga Hamburg.


SportNord sprach mit SCC-Vizepräsident Bernd Orgas über den Trainerwechsel ...


SportNord: Aus den letzten sechs Partien wurde nur ein Punkt geholt, insgesamt gab es erst drei Siege. Ist die Entlassung von Sager damit ganz einfach zu erklären?
Bernd Orgas: „Wir hatten in der letzten Saison eine gewisse Heimstärke, von der in diesem Spieljahr nichts erkennbar war: Wir konnten erst einen einzigen Heimsieg feiern! Deshalb haben wir gesagt, dass jetzt neue Impulse her müssen: Die Mannschaft braucht ein neues Gesicht und neue Ideen, damit wir den drohenden Abstieg noch vermeiden können.“

SportNord: In der letzten Saison stand ‚Cordi‘ auch lange auf einem Abstiegsplatz, durch eine gute Rückrunde schaffte Sager aber noch die Rettung. Warum haben Sie ihm das jetzt nicht mehr zugetraut?
Orgas: „Das liegt daran, dass wir im letzten Jahr gesagt haben: Es gibt fünf schwache Mannschaften, vier von ihnen steigen ab – das ist so aber in diesem Jahr nicht zu sehen! Ohne Frage hat Herr Sager in der letzten Saison, vor allem in der Rückrunde, eine ganz hervorragende Arbeit abgeliefert – aber leider ist, wenn es sportlich nicht mehr läuft, der Trainer immer der Leidtragende ...“

SportNord: Bedauern Sie die Entlassung von Sager?
Orgas: „Natürlich ist es uns nicht leicht gefallen, diesen Schritt zu vollziehen. Und Herr Sager selbst zeigt das zwar nach außen hin nicht so, bedauert diese Entwicklung aber ebenfalls, denn er hätte natürlich gerne mit der Mannschaft weitergearbeitet. Aber wir gehen keinesfalls im Groll auseinander, sondern haben uns im Guten getrennt und können uns zukünftig immer in die Augen schauen ...“

SportNord: Trifft Sager denn wirklich die Hauptschuld daran, dass Concordia auf einem Abstiegsplatz steht?
Orgas: „Ich denke, Herr Sager hat sich selbst einem gewissen Druck ausgesetzt. Und in den letzten Wochen war es leider so, dass die Mannschaft ihn enttäuscht und im Stich gelassen hat, indem sie absolute Minus-Leistungen abgeliefert hat. Die 1:5-Klatsche beim Oststeinbeker SV und die am vergangenen Freitag bezogene 0:2-Heimpleite gegen Germania Schnelsen waren diesbezüglich absolute Tiefpunkte!“

SportNord: Was sprach dafür, Andreas Führer zum Liga-Trainer zu befördern?
Orgas: „Herr Führer kennt nicht nur die Mannschaft, sondern auch die Zusammenhänge hier im Verein. Außerdem hat er in den letzten Jahren immer wieder hervorragende Arbeit bei unserer Zweiten Mannschaft abgeliefert: Er hat quasi immer wieder aus dem Nichts heraus ein neues Team geformt, das zumeist sehr souverän den Verbleib in der Hansa-Staffel schaffte – und damit hat Herr Führer uns alle sehr beeindruckt!“

SportNord: Wer wird, an Führers Stelle, zukünftig die Concordia-Reserve betreuen?
Orgas: „Diese Frage kann ich Ihnen noch nicht beantworten, weil wir darüber vereinsintern noch nicht entschieden haben. Wir werden uns in den nächsten Tagen zusammensetzen und überlegen, was für unsere Zweite Mannschaft die beste Lösung ist ...“

SportNord: ... Favorisieren Sie auch hier eher eine interne Lösung, oder soll ein externer Übungsleiter für das Reserve-Team kommen?
Orgas: „Das ist wirklich noch vollkommen offen, das wissen wir noch nicht. Die Winterpause kommt uns in dieser Hinsicht natürlich sehr entgegen, denn so haben wir mehr Zeit, die Zukunft unserer Zweiten Mannschaft zu planen. Ich gehe davon aus, dass am nächsten Wochenende alle Spiele ausfallen – und dann werden wir in den kommenden Wochen Nägel mit Köpfen machen!“

SportNord: Sie sprachen die Winterpause bereits an: Werden im Winter neue Spieler für die Oberliga-Mannschaft verpflichtet?
Orgas: „Wir werden auf jeden Fall versuchen, Neuzugänge zu verpflichten. Aber wenn wir personell im Winter etwas tun, dann müssen das auch Spieler sein, die uns definitiv verstärken ...“

SportNord: ... und die kosten, gerade im Winter, viel Geld: Sind denn die nötigen finanziellen Mittel vorhanden, um das Oberliga-Team zu verstärken?
Orgas: „Wenn wir einen Spieler holen wollen, und dieser Spieler Geld kostet, dann muss das Geld eben da sein. Und die finanzielle Situation des Vereins ist so schlecht nicht: Ich bin seit sechs Jahren im Vorstand tätig, und in dieser Zeit haben alle Akteure immer absolut pünktlich ihr Geld bekommen – und so soll es natürlich auch in der Zukunft weiter gehen. Ihr Einwand ist allerdings berechtigt: Im Winter ist es immer schwieriger, Spieler-Wechsel zu bewerkstelligen als in der Sommerpause. Wenn die Spieler, die man holen will, bei anderen Vereinen Verträge haben, muss man sie aus diesen heraus kaufen ... Aber: Herr Führer kennt sich auf dem Hamburger Spielermarkt sehr gut aus, so dass wir zuversichtlich sind, hier noch etwas tun und uns personell besser aufstellen zu können!“

SportNord: Wie schlimm wäre denn ein Abstieg in die Landesliga für Ihren Verein?
Orgas: „Nun ja, wir haben seit 1946, also seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs, immer mindestens in der höchsten Amateurklasse oder sogar noch höher gespielt – und das wollen wir natürlich gerne weiterhin tun. Wenn wir den Klassenerhalt nun nicht schaffen sollten, würden wir den Verein natürlich nicht abmelden ... Aber Fakt ist: Wir sind im Jugend-Bereich einer der erfolgreichsten Amateurklubs in ganz Deutschland, und davon wollen wir natürlich auch im Liga-Bereich die Früchte ernten. Wenn wir aber in die Landesliga absteigen sollten, würden sicherlich noch mehr von unseren Talenten den Sprung in den Herren-Bereich bei einem anderen Klub vollziehen ...“

SportNord: Plant Concordia in Bezug auf die kommende Saison zweigleisig?
Bernd Orgas: „Natürlich, alles andere wäre ja blauäugig. Bei den Gesprächen, die wir mit Herrn Führer geführt haben, ist natürlich auch der unschöne Fall eines Abstiegs mit ins Kalkül gezogen worden. Wir wissen, dass Herr Führer nicht zaubern kann – aber wir wollen es mit aller Macht versuchen, den Klassenerhalt noch zu schaffen!“


Interview: Johannes Speckner

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