
Am Sonntagvormittag wurde die Partie vom vierten Spieltag der Bezirksliga Nord zwischen dem diesjährigen Landesliga-Absteiger SC Teutonia 10 und dem Bramfelder SV II nicht angepfiffen. Schiedsrichter Christian Henkel (vom VfL Lohbrügge) monierte, dass sich Trikots, Hosen und Stutzen beider Teams zu ähnlich seien. Als Christiane und Uwe Herzberg neue Trikots an die Max-Brauer-Allee brachten, war laut Henkel die Wartezeit abgelaufen.
SportNord sprach mit den Trainern beider Teams über die Geschehnisse ...
... Thomas Runge, Coach der Bramfelder Reserve, erklärte:
„Es ist so gewesen, dass wir mit weißen Hemden, schwarzen Hosen und schwarzen Stutzen spielen wollten, während Teutonia 10 auch mit schwarzen Hosen und Stutzen sowie weiß-schwarzen Trikots spielt. Ohe Frage ist es unser Fehler gewesen, dass wir uns vorab nicht darum gekümmert haben. Ein Gespräch mit dem Schiedsrichter fand leider erst relativ spät statt, denn er war nicht anderthalb Stunden vor dem Anpfiff auf der Sportanlage. Dann sagte er, er würde sich das einmal anschauen und mit den Hemden würde es ‚so nicht gehen‘. Daraufhin haben wir überlegt, mit Leibchen zu spielen oder uns die orangenen Trikots von Teutonia zu leihen, was wohl auch gegangen wäre, ehe Herr Henkel in einem zweiten Schritt monierte, dass schwarze Stutzen bei beiden Teams auch nicht gehen würden ...
Wir hatten keine anderen Stutzen dabei. Von den Teams, die auf dem Nebenplatz spielten, hatte eine Mannschaft dunkelblaue Stutzen, die wir uns gerne geliehen hätten – aber die spielten noch ... Nun ja, das Problem waren also die Stutzen, und über einen Dritten haben wir telefonisch Familie Herzberg erreicht, die sich vom Klubheim aus mit einer Ausweich-Tracht auf den Weg machte. Ich habe den Schiedsrichter informiert, dass unsere neue Bekleidung um 11 Uhr eintreffen würde, woraufhin er sagte, er würde ‚nur bis 11 Uhr warten‘ und gleich ein Urteil vom Verbandsgericht des Hamburger Fußball-Verbandes zitierte, das vorgeben würde, dass ein Schiedsrichter in einem solchen Fall nur eine Viertelstunde warten müsse. Die eigentliche Anstoßzeit war 10.45 Uhr.
Aufgrund der Telefonverbindungsnachweise nachweislich habe ich Frau Herzberg um 10.58 Uhr angerufen und da sagte sie mir, sie könne das Klubheim schon sehen. Um 10.59 Uhr fuhren Herr und Frau Herzberg vor dem Eingang der Sportanlage an der Max-Brauer-Allee vor und luden die Trikots aus. Als der Schiedsrichter das gesehen hat, sagte er, nun sei die Frist abgelaufen und ging schnellen Schrittes in Richtung Kabine. Ich habe es aufgegeben, mit ihm zu diskutieren. Frau Herzberg lief ihm, über den Grandplatz, noch hinterher und in der Kabine gab es wohl noch ein Gespräch, an dem sich auch der Platzwart beteiligte. Klar ist: Alle wollten spielen und deshalb ist die Entscheidung, die hier getroffen wurde, meinem Gefühl nach eine Entscheidung gegen den Fußball-Sport!
Nachdem der Referee zunächst einige Vorschläge, die wir als Zwischenlösung angeboten hatten – zum Beispiel, die Stutzen mit Tape abzukleben – abgelehnt hatte, hat er dann, als die Ersatzbekleidung da war, die abgelaufene Frist als Grund genommen, das Spiel nicht mehr anzupfeifen. Ich kenne zwar nicht alle Regeln und Fristen – aber aus meiner Sicht als Sportler hätte man, wenn man gewollt hätte, das Spiel noch anpfeifen können, anstatt es zu verhindern. Teutonia hat danach trainiert und musste allen Zuschauern ihr Eintrittsgeld zurückerstatten. Genauso entzweit man Schiedsrichter auf der einen sowie Spieler und Zuschauer auf der anderen Seite, die die Referees nun völlig zu Unrecht wieder auf Paragraphenreiter reduzieren und pauschalisieren – und das ist schade!“
... Teutonia-Trainer Matthias Funk sagte:
„Ich möchte vorsichtig sein und nur kurz meine Wahrnehmungen schildern. Als die Bramfelder bei uns angekommen waren, merkten wir relativ schnell, dass wir sehr ähnliche Trikots hatten. Als wir mit dem Gegner darüber sprachen, bat er um Leibchen, aber wir hatten leider nicht genügend Leibchen. Als die Bramfelder es dann organisiert haben, dass neue Trikots zur Anlage gebracht werden, hat der Schiedsrichter Fußball-formaljuristisch erklärt, dass eine Wartezeit von einer Viertelstunde einzuhalten ist und alles, was davon abweichen würde, ‚nicht mehr im positiven Bereich‘ sei, sondern ‚Schwierigkeiten geben‘ könne. Herr Henkel hat den Verantwortlichen beider Teams deutlich gesagt, dass er die Wartezeit von 15 Minuten einhalten möchte und muss – und das hat er auch getan.
Als er dann schon eine Ecke weit weg war, kamen die neuen Trikots. Daraufhin haben die Bramfelder hinter ihm hergerufen und wollten das Spiel noch stattfinden lassen. Die Frage ist natürlich: Wie lange hätte es gedauert, bis die Bramfelder umgezogen auf dem Platz gestanden hätten? Da hätte es zeitliche Probleme gegeben, zumal nach unserem Spiel eine andere Partie auf dem Platz angesetzt war. Ich kann verstehen, dass die Bramfelder sich ärgern – aber der Schiedsrichter hat alles schlüssig erklärt und keinesfalls arrogant reagiert. Herr Henkel war deutlich und bestimmt, so muss ein Schiedsrichter meiner Meinung nach auch auftreten ... Und wie gesagt: Er hat alles gut und schlüssig erklärt und ihm jetzt ‚Arroganz‘ vorzuwerfen, ist unfair und entspricht auch nicht den Tatsachen!
Natürlich möchte ich meine Punkte sportlich auf dem Platz holen und hatte gehofft, dass wir nach einem schlechten Start mit einem Sieg gegen Bramfeld II Selbstvertrauen tanken. Wir sind aber nicht in der Lage, ein Nachholspiel unter der Woche zu organisieren, zumal wir auch kein Flutlicht haben. Unter dem Strich ist natürlich alles etwas blöd gelaufen und es ist ein Versäumnis des Gegners, uns zuvor nicht anzurufen oder im Internet nachzuschauen, in welchen Farben wir antreten. Ich kann den Schiedsrichter aber verstehen, dass er sagt, wenn die Stutzen beider Teams dieselbe Farbe haben, pfeift er nicht an ... Nehmen wir die Europameisterschaft als Beispiel: Dort haben weiße Stutzen, eine weiße Torlinie und ein weißer Ball dazu geführt, dass ein Tor nicht anerkannt wurde ...“
(JSp)