
In der Saison 2003/2004 kämpfte der TSV Sasel in der damals viertklassigen Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein um Punkte. Seither treten nur noch die Saseler Tischtennis-Spieler über die Grenzen Hamburgs hinaus in Aktion – aktuell gehören sie der Regionalliga Nord an. Durchaus möglich, dass die TSV-Kicker bald sogar bundesweit Bekanntheit erringen, denn sie trennt nur noch ein Sieg von der erstmaligen Teilnahme am DFB-Vereinspokal. Am Sonntag gewannen die Saseler nämlich das Lotto-Pokal-Halbfinale bei ihrem Oberliga-Rivalen SV Rugenbergen mit 3:0 und qualifizierten sich damit erstmals für das Endspiel um den Hamburger Verbandspokal. „Jetzt müssen wir es schaffen, in dieser Woche gut zu regenerieren“, sagte TSV-Trainer Daniel Zankl nach dem Abpfiff im Jubelkreis zu seinen Schützlingen, die schon am Sonnabend, 22. August im Finale auf den Nord-Regionalligisten FC Eintracht Norderstedt treffen werden.
Für ihr Werner-Bornholdt-Sportzentrum hatten die SVR-Verantwortlichen ein hervorragendes Hygiene-Konzept erarbeitet. „Zum Glück haben sich auch alle Anwesenden an die Abstandsregeln gehalten“, stellte Heiko Kühl, der neben seinem Engagement als Stadionsprecher auch dem Management des Klubs aus dem Kreis Pinneberg angehört, zufrieden fest. So blieben zwei Polizisten, die in Uniform erschienen, nicht lange – Kühl wusste aber, dass sich ein Hauptkommissar in zivil unter das Publikum gemischt hatte „und sich fleißig Notizen machte“. Sollte er die fußballerischen Höhepunkte notiert haben, dürfte sein Zettel relativ weiß geblieben sein, denn es war eine an Chancen und spektakulären Szenen arme Partie.
Nachdem Patrick Marciniak, der im SVR-Gehäuse den Vorzug vor seinem Namensvetter Patrick Hartmann erhielt, vor Tim Jeske gerettet hatte (10. Minute), fing TSV-Torwart Lasse Erichsen auf der Gegenseite einen Flachschuss von Kilian Utcke sicher (16.). In der 26. Minute ging der Favorit dann in Führung: Die Heim-Elf klärte mehrere hohe Bälle, aber nicht weit genug, woraufhin Jeske das Spielgerät gut annahm, im Eins-Gegen-Eins-Duell Marcel Peters aussteigen ließ und dann von halblinks aus flach in das lange Eck einschoss. Marciniak flog, konnte die Kugel aber nicht erreichen. In der Folge ließen die Überlegenheit und Dominanz der Saseler nach; Hendrik Rühmann hatte im Mittelfeld eine schöne Balleroberung, aus der sich eine vielversprechende Umschaltsituation für die Hausherren ergab, doch Utcke fabrizierte einen Fehlpass (30.).
In den letzten Minuten der ersten Halbzeit hatten die Bönningstedter ihre beste Phase. Der neue TSV-Verteidiger Kjell Ellerbrock stoppte Leon Neumann noch gekonnt (40.), ehe nach 43 Zeigerumdrehungen der Ausgleich in der Luft lag. Eine Rechtsflanke von Mika-Benjamin Feigenspan geriet zu lang, aber Nicolaj Rörström gab den Ball von links erneut hoch in die Mitte, wo ihn Utcke aus wenigen Zentimetern an die Unterkante der Latte setzte. Den Abpraller schlugen die Gäste in höchster Not aus der Gefahrenzone und Utcke gab zu: „Ich war mir nicht sicher, ob ich im Abseits stehe.“ Die Fahne von Schiedsrichter-Assistent Florian Schwarze (vom MSV Hamburg) blieb in dieser Szene aber unten, so dass dem Außenseiter wirklich nur Millimeter zum Ausgleich fehlten. Erneut im Glück waren die Saseler, als Jean-Lucas Gerken nachtrat gegen Rühmann, der ihn zuvor – ebenfalls ungeahndet – gefoult hatte, Referee Marco Kulawiak (vom SC Teutonia 10) die Partie aber weiterlaufen ließ.
Auch nach dem Seitenwechsel hatte das Team von Rugenbergen noch einige gute Offensivaktionen, bei denen aber vor allem Marlon Stannis die nötige Zielstrebigkeit fehlte. Auf der Gegenseite rettete Marciniak gut vor Ulas Dogan. Obwohl in der Folge etwas mehr Wind aufkam, agierten die beiden Mannschaften weiterhin alles andere als stürmisch. Den SVR-Kickern hätte vielleicht etwas mehr Mut gut getan, doch zumeist blieben sechs Akteure in der eigenen Spielfeldhälfte aus Respekt vor den spielstarken Hamburgern. Als Dogan nach einem verbalen Disput seinen Widerpart Sven Worthmann auch körperlich attackierte, ging Kulawiak dazwischen, ließ jedoch erneut eine Karte stecken. Kurz darauf blieb die Pfeife des Unparteiischen auch stumm, als Deran Toksöz im SVR-Strafraum im Dreikampf mit Rühmann sowie Peters zu Boden ging (65.). Und als nach einem abgeblockten Jeske-Schuss erneut Toksöz danieder sank und auf Elfmeter reklamierte, ließ Kulawiak abermals weiterspielen.
Eine Vorentscheidung war gefallen, als Nico Zankl den Ball nach einem schnellen Gegenangriff der Saseler von links aus unter die Latte jagte (78.). Mit dem Mute der Verzweiflung rannten die Bönningstedter an, doch Stannis blieb an Marc-Oliver Timm hängen (81.), Worthmann zielte nach einem abgewehrten Freistoß zu hoch (84.) und nach guter Vorarbeit von Jan-Niclas Galke traf Peters den Ball nicht richtig, weshalb Erichsen den Aufsetzer mühelos fing (86.). Auf der Gegenseite räumten die Gäste letzte Zweifel an ihrem Sieg aus, als der eingewechselte Lukas-Gabriel Kourkis einen Konter zum 0:3-Endstand abschloss (87.). Die Heim-Elf hätte zumindest noch zum Ehrentreffer kommen können, doch ein sattes Pfund von Kevin Beese fing Erichsen, der damit auch seine letzte Prüfung sicher bestand, obwohl die SVR-Anhänger immer wieder lautstark monierten, dass er „einen schwachen linken Fuß“ habe (89.).
Nach einer vierminütigen Nachspielzeit pfiff Kulawiak die Partie ab und Daniel Zankl erklärte auf der anschließenden Pressekonferenz: „Bei den hohen Temperaturen waren es wirklich kraftraubende 90 Minuten. Wir haben uns heute entschlossen, im Mittelfeld situativ ein Pressing aufzuziehen, was wir auch gut aufbauen konnten – allerdings sind wir nicht richtig in die Offensivaktionen hineingekommen. Aber wir hatten die Momente auf unserer Seite. In den letzten zehn Minuten der ersten Halbzeit haben wir etwas zu fahrig agiert, wodurch Hektik aufkam. Unser zweites Tor hat uns bei dem Wetter und den Temperaturen in die Karten gespielt. Wir haben die langen Bälle des Gegners gut verteidigt und bis auf einige Flüchtigkeitsfehler nicht viel zugelassen. Ich freue mich natürlich, dass wir jetzt im Finale stehen.“
Michael Fischer gab nach seiner ersten Pflichtspiel-Niederlage als SVR-Trainer zu Protokoll: „Die Saseler haben auf jeden Fall verdient gewonnen und ich spreche ihnen meine Glückwünsche aus. Zudem geht ein großes Dankeschön an die Verantwortlichen unseres Vereins, die es uns ermöglicht haben, unserem Hobby nachzugehen – obwohl es momentan ein großer Aufwand ist, Spiele zu organisieren und auszurichten. Dass bei den Wetterbedingungen niemand Hurra-Fußball spielen würde, war klar. Wir haben unsere Ansätze gehabt, sowohl in der ersten als auch in der zweiten Halbzeit, sind aber zu keiner echten Torchance gekommen. Jeske habe ich in den ersten 26 Minuten und auch nach seinem Tor kaum gesehen – aber er hat sich einen Ritterschlag dafür verdient, wie er den Ball runtergenommen, das Eins-gegen-Eins-Duell gewonnen und das 1:0 geschossen hat. Genau das war der Unterschied. Am Ende haben die Saseler drei Tore mehr erzielt als wir, da waren sie sehr effizient – Chapeau und alles Gute für das Finale.“