
Fernab von Aufstiegs-Hoffnungen – der SC Hansa 11 und Blau-Weiß 96 Schenefeld sind weit enteilt – sowie Abstiegssorgen duellierten sich am Sonntag zum Restrunden-Auftakt der Bezirksliga West die beiden letztjährigen Neulinge Heidgrabener SV und Hetlinger MTV. Möglicherweise auch aufgrund der besagten tabellarischen Konstellation entwickelte sich ein ungezwungenes Offensivspektakel. Alleine in der ersten Halbzeit fielen auf dem Kunstrasenplatz an der Uetersener Straße sechs Tore. „Da sind die Zuschauer voll und ganz auf ihre Kosten gekommen“, erklärte HSV-Coach Ove Hinrichsen. Am Ende gewannen die Hausherren mit 5:3 und zogen nach Punkten mit dem Rang-Dritten SV Lurup gleich.
Zunächst erwischten die Hetlinger den besseren Beginn: Bereits in der dritten Minute gingen sie auch in Führung, als HSV-Keeper Leon Sorgenfrei seinen Fünfmeterraum nicht beherrschte und Fabian Ecke im Nachsetzen das 0:1 gelang. Nur drei weitere Zeigerumdrehungen später kam es noch besser für die Gäste, als Maximilian Wichern den Ball aus gut und gerne 40 (!) Metern über Sorgenfrei hinweg in das Netz jagte. „Das war ein Traumtor und für uns ein perfekter Start“, erklärte HMTV-Fußball-Abteilungsleiter Michael Kirmse. Der nächste „Wahnsinnstreffer“, so Hinrichsen, gelang dann aber den Hausherren: Philippe Schümann jagte einen Freistoß aus 35 Metern zum 1:2 exakt in den rechten Winkel (27.). „An einem guten Tag macht Daniel Kleinwort noch einen Schritt mehr und hält diesen Ball“, so Michael Kirmse, der aber nicht nur bei seinem Torwart die Schuld sah: „Wir hätten den Freistoß gar nicht verursachen müssen.“
Die Hetlinger hätten beinahe direkt den alten Zwei-Tore-Abstand wiederhergestellt, doch einen Pass von Maximilian Heilborn von der rechten Seite verpasste Milan Adamovic am langen Pfosten um Zentimeter (29.). Statt 1:3 stand es kurz darauf 2:2. Die Gäste-Abwehr verwirkte durch ein Missverständnis einen Einwurf, den die Heim-Elf schnell ausführte, woraufhin sich Tobias Brandt gut durchsetzte und in der Mitte Philippe Schümann fand, der einschob (35.). Kurz darauf drehte der „kleine HSV“ die Partie sogar komplett zu seinen Gunsten, als sich erneut Tobias Brandt rechts stark behauptete und Dennis Lebedinski bediente, der den Ball von halbrechts aus am herausstürzenden Kleinwort vorbei einschob (35.). „Danach sprach das Momentum eigentlich schon für uns, aber wir standen zu offen“, befand Hinrichsen. Letzteres nutzte abermals Wichern, um nach einem hohen, von Fatih Simsek per Kopf verlängerten Ball freistehend am weit herausgeeilten Sorgenfrei vorbei zum 3:3-Pausenstand einzuschießen (44.).
So ging es nach dem Seitenwechsel quasi bei null wieder los – und obwohl sich die Hetlinger „viel vorgenommen hatten“, wie Michael Kirmse versicherte, erwischten nun die Heidgrabener den besseren Beginn. Philippe Schümann marschierte links bis zur Grundlinie herunter und flankte den Ball in den HMTV-Strafraum, wo ihn Tobias Brandt quer in der Luft liegend per Seitfallzieher zum 4:3 in das Eck jagte (52.). „Das war von drei absoluten Traumtoren des Tages wohl der schönste Treffer“, erklärte Hinrichsen verzückt. Und Winter-Neuzugang Tobias Brandt krönte sein Pflichtspiel-Debüt im HSV-Trikot, indem er einen Pass von Tjorben Fülscher, der links stark freigespielt worden war, am kurzen Pfosten zum 5:3 versenkte (60.). „Danach haben wir nicht mehr viel zugelassen“, erklärte Hinrichsen, dessen Elf im Umschaltspiel noch einige gute Aktionen hatte, aber vor allem darauf bedacht war, kompakt zu stehen.
So hatte das 5:3 bis zum Ende Bestand und Michael Kirmse urteilte: „Am Ende hat die effektivere Mannschaft gewonnen – wir haben zwar die erste Halbzeit größtenteils im Griff gehabt, uns aber wieder einmal zu viele Konzentrationsschwächen geleistet.“ Hinrichsen, der neben Tobias Brandt auch Marvin Kirch, der in der Abwehrreihe glänzte, und Björn Spriestersbach gesondert lobte, sprach von einem „Sieg der Moral“, der „über 90 Minuten gesehen verdient gewesen“ sei. Die Hetlinger, die zwei Wochen zuvor ihr Nachholspiel gegen TBS Pinneberg mit 5:3 gewonnen hatten, haben am kommenden Wochenende durch den Rückzug des TuS Germania Schnelsen turnusmäßig spielfrei, ehe sie am Freitag, 15. März in Lurup gastieren. Ob es dann wieder ein ungezwungenes Offensivspektakel und ein 5:3 als Endergebnis gibt?