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„Zwischen den Tagen“, sprich zwischen Weihnachten und Silvester, haben viele Menschen frei. Reichlich Arbeit gab es dagegen noch für die Verantwortlichen des VfB Lübeck, die ihre Suche nach einem neuen Cheftrainer zu einem positiven Ende brachten: Am Donnerstag vermeldeten sie in einer Pressemitteilung, dass Florian Schnorrenberg „mit sofortiger Wirkung die Aufgaben rund um unsere Drittliga-Mannschaft übernimmt und damit auf den vor gut zwei Wochen freigestellten Lukas Pfeiffer folgt“. In der Mitteilung aus der Marzipanstadt hieß es weiter: „Schnorrenberg unterschrieb einen Vertrag bis zum Saisonende, der sich im Fall des Verbleibs in der Dritten Liga automatisch verlängert.“
VfB-Sportvorstand Sebastian Harms erklärte in der Mitteilung: „Wir haben einen Trainer gesucht, der zu unserem Verein und zu den nächsten Entwicklungsschritten, die wir hier gemeinsam machen wollen, optimal passt. Wichtig war uns außerdem, dass der neue Trainer bereits Erfahrung in ähnlichen Situationen gesammelt und nachgewiesen hat, dass er eine Mannschaft durch derartige Situationen führen kann. Schnorrenberg, den ich in seiner Arbeit schon seit langer Zeit beobachtet habe, passt optimal in dieses Anforderungsprofil. Er kennt die Dritte Liga in der Tiefe und hat zuletzt in Halle bewiesen, dass er eine Mannschaft in einer kritischen Phase stabilisieren und anschließend weiter voranbringen kann. In unseren detaillierten Gesprächsrunden haben wir bezüglich unserer Vorstellungen der sportlichen Ausrichtung, unseren Führungsmodellen und unserem Werteverständnis sofort eine gemeinsame, tiefgreifende Ebene gefunden. Er passt mit seinem Charakter hervorragend zum Standort Lübeck und zum VfB-Team und wird gemeinsam mit allen anderen VfBern die notwendige Energie erzeugen, um unsere kurzfristigen Ziele zu erreichen, aber auch die mittelfristige Weiterentwicklung unseres VfB als Profistandort voran zu treiben. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit ihm!“
Schnorrenberg stand im bisherigen Saisonverlauf als Scout beim Bundesligisten 1. FC Union Berlin unter Vertrag. Als Trainer war der 46-Jährige zuletzt beim Halleschen FC tätig. An der Saale schaffte er in einer sehr schwierigen Situation in der Serie 2019/2020 den Klassenerhalt und führte das Team in der Folgesaison in das tabellarische Mittelfeld der Dritten Liga – auch, weil er beide Duelle mit dem VfB knapp gewann: Am 24. Oktober 2020 mit 3:2 an der Trave und am 27. Februar 2021 daheim mit 2:1. Im Dezember 2021 musste Schnorrenberg beim HFC gehen, obwohl das Team als Tabellen-14. über dem Strich stand. In Deutschlands dritthöchster Spielklasse war der Coach zuvor auch schon für die SG Sonnenhof Großaspach tätig, die unter seiner Regie in der Spielzeit 2018/2019 ebenfalls nicht abstieg. Der gebürtige Siegener war als Spieler bei verschiedenen Vereinen seiner Heimatregion bis zur damals viertklassigen Oberliga aktiv (VfL Burbach und TuS Erndtebrück).
Schnorrenbergs Trainerlaufbahn nahm in der Erndtebrücker Pulverwaldkampfbahn ihren Anfang, als er vom Spielertrainer der Reserve über die Co-Trainer-Position bis zum Chefcoach aufrückte. Diese Position hatte er beim kleinen Klub aus dem Kreis Siegen-Wittgenstein fünf Jahre lang inne. In dieser Zeit holte er 2015 sowie 2017 die Meisterschaft in der Oberliga Westfalen, was zum Aufstieg in die Regionalliga West berechtigte, wo aber jeweils als Tabellen-17. der Klassenerhalt verpasst wurde. Zudem führte Schnorrenberg, der in seiner Zeit in Erndtebrück auch die UEFA-Pro-Lizenz erwarb, das TuS-Team dreimal in den DFB-Pokal. 2015 und 2017 durch den besagten Oberliga-Titelgewinn sowie 2018 durch das Erreichen des Endspiels des Westfalen-Pokals. Dieses ging zwar mit 2:4 verloren gegen den SC Paderborn 07, der allerdings durchs einen Zweitliga-Aufstieg schon für den DFB-Pokal qualifiziert war. Dies öffnete den Erndtebrückern die Tür zur dritten Teilnahme am nationalen Pokalwettbewerb, in dessen erster Runde sie am 18. August 2018 dem damals frisch gebackenen Erstliga-Absteiger Hamburger SV mit 3:5 unterlagen. In dieser Partie saß aber schon Schnorrenbergs Nachfolger Ivan Markow auf der Trainerbank.
Schnorrenberg selbst wurde in der Mitteilung wie folgt zitiert: „Ich freue mich auf die interessante Aufgabe bei einem traditionsreichen Verein und bedanke mich für das in mich gesetzte Vertrauen. Ich habe die Liga, und insbesondere auch den VfB, zuletzt immer intensiv verfolgt. Die Mannschaft verfügt über Qualitäten und ist nun auch noch mit einem für die Moral wichtigen Sieg in die Pause gegangen, sodass ich der festen Überzeugung bin, dass wir gemeinsam die gesteckten Ziele erreichen. Wichtig wird dabei sein, dass wir die zehn Heimspiele auf der Lohmühle, die ich schon als Gast zu Corona-Zeiten mit wenigen Zuschauern als sehr atmosphärisch erlebt habe, für uns nutzen und gemeinsam mit unseren Fans die richtige Stimmung erzeugen werden. Ich freue mich darauf, die Jungs und mein Trainerteam kennenzulernen. Wir werden nach den Tagen der Erholung die gemeinsame Zeit ab dem 2. Januar nutzen, um uns mit harter Arbeit bis zum ersten Spiel in eine gute Verfassung zu bringen.“
Abschließend hieß es in der Mitteilung: „Auch unter Cheftrainer Schnorrenberg bleibt das bisherige VfB-Trainerteam mit Co-Trainer Bastian Reinhardt (48), Torwarttrainer Arvid Schenk und Athletik-Trainer Gianluca Fraternali weiterhin an Bord.“ Unter der Regie von Interimstrainer Reinhardt hatte es für die Lübecker nach der Trennung von Pfeiffer eine Niederlage (0:1 bei Rot-Weiß Essen) und einen Sieg (2:1 beim Zweitliga-Absteiger SV Sandhausen) gegeben. Zu Schnorrenbergs Pflichtspiel-Debüt geht es am Sonnabend, 20. Januar um 14 Uhr auf der Lohmühle gegen den SV Waldhof Mannheim.
(Johannes Speckner)