
Am Dienstag war die seit dem 22. Spieltag der Bezirksliga Süd offene Nachholpartie zwischen der TuS Finkenwerder (14. Platz, 20 Punkte) und dem Harburger SC (7. Rang, 41 Zähler) bereits nach 88 Minuten beendet. Schiedsrichter Ramazan Özen (vom SC Concordia) brach die Partie im Uhlenhoff-Stadion beim Stand von 0:0 ab, nachdem er von Finkenwerder-Stürmer Alpay Adigüzel (27) umgeschubst worden war.
SportNord sprach mit Verantwortlichen beider Teams über die Geschehnisse ...
... Dennis Zepcan, Co-Trainer von Finkenwerder, erklärte:
„Das Spiel verlief zunächst ganz normal, allerdings hätte der Schiedsrichter vielleicht in der ersten Halbzeit etwas energischer durchgreifen müssen. In der 87. Minute hat unser Mittelfeldspieler Sebastian Alder dann wegen einer angeblichen Tätlichkeit die Rote Karte bekommen. Die Szene spielte sich direkt vor meinen Augen ab, und deshalb kann ich sagen, dass der Platzverweis eine klare Fehlentscheidung war: Alder hat sich umgedreht, ist dann über einen am Boden liegenden HSC-Spieler gefallen und hat ihn versehentlich mit seinem Knie im Kreuz getroffen. Er ist aufgestanden, hat sich sofort beim Harburger entschuldigt und das Spiel lief normal weiter, ohne dass der Schiedsrichter-Assistent, der die Szene beobachtet hatte, etwas anzeigte.
Nur, weil der Harburger an der rechten Außenlinie auf Höhe der Harburger Sechzehnmeter-Linie verletzt liegen blieb, unterbrach der Referee das Spiel. Dann kam der Schiedsrichter-Assistent dazu und sagte dem Referee, dass unser Spieler mit der Nummer 18 den Harburger getreten hätte, woraufhin Alder die Rote Karte sah. Ich habe den Assistenten sofort darauf angesprochen, wieso er seine Fahne nicht schon vorher, direkt nach dem Zusammenprall, gehoben hätte – darauf entgegnete er nur, dass wir nach dem Spiel darüber reden könnten. Fakt ist: Dass er die Szene nicht unterbrechen wollte, weil es einen Vorteil für den HSC gab, kann nicht sein, denn der Ball hatte die Mittellinie noch nicht überquert. Dann setzte der Referee das Spiel mit einem Schiedsrichter-Ball fort.
In der nächsten Situation ist unser Mittelfeldmann Osman Sabir übermotiviert in einen Harburger hinein gegrätscht; der Schiedsrichter lief sofort zum Ort des Geschehens und zeigte ihm vollkommen zu Recht die Rote Karte. Dann kam unser Stürmer Alpay Adigüzel dazu und fragte: ‚Wieso zeigst du schon wieder Rot?‘ Dann schubste er den Schiedsrichter mit einer Hand leicht um. Der Referee landete auf seinen vier Buchstaben, stand auf und hatte die Rote Karte in der Hand – ob er sie Adigüzel auch gezeigt hat, konnte ich nicht genau erkennen. Die Assistenten kamen dem Schiedsrichter zur Hilfe geeilt, und während sich das Gespann unterhielt, ging es zum Mittelkreis und teilten dann zu unserer Überraschung mit: ‚Nein, das Spiel wird nicht fortgesetzt!‘
Dieser Abbruch war aus unserer Sicht absolut unnötig: Der Schiedsrichter hätte die vier, fünf Minuten, die einschließlich Nachspielzeit vielleicht noch zu absolvieren waren, noch gut spielen lassen können. Und wenn er nun sagen sollte, er hätte sich nicht sicher gefühlt, wäre das nur schwer nachvollziehbar, denn bei diesem Nachholspiel am Dienstagabend waren ja kaum Zuschauer auf unserem Sportplatz! Ich möchte noch einmal betonen, dass das Verhalten von Adigüzel natürlich falsch war und von uns in keinster Weise toleriert wird – aber es war kein Schlagen, sondern nur ein Schubsen! Nach dem Abbruch verlief alles ruhig. Wie das Spiel, das zum Zeitpunkt des Abbruches 0:0 stand, nun gewertet wird und was für eine Strafe wir bekommen, werden wir vom Hamburger Fußball-Verband erfahren.“
... HSC-Coach Papa Ndiaye berichtete:
„Die Mannschaft von Finkenwerder hat von Anfang an sehr unfair gespielt und immer wieder nachgetreten. Schon in der ersten Halbzeit ist es so gelaufen, aber der Schiedsrichter war sehr tolerant, so dass die gegnerischen Spieler vielleicht dachten, er hätte Angst, ihre unfairen Attacken abzupfeifen. In der zweiten Halbzeit haben die Finkenwerder-Spieler genau so weiter gemacht, aber noch heftiger. Dann hat der Unparteiische endlich angefangen, Gelbe Karten zu verteilen. Als dann der gegnerische Akteur mit der Nummer 18 gegen einen unserer Spieler, der am Boden lag, brutal nachgetreten hat, haben das sowohl der Schiedsrichter als auch sein einer Assistent gesehen, und so bekam dieser Spieler, etwa in der 86. Minute, vollkommen zu Recht die Rote Karte.
Zwei Minuten später gab es noch einmal eine sehr ähnliche Aktion, und der Schiedsrichter wollte daraufhin der Nummer acht oder der Nummer sechs von Finkenwerder, das konnte ich nicht genau erkennen, ebenfalls die Rote Karte zeigen. Jedoch lief plötzlich ein anderer Spieler von Finkenwerder dazwischen und stieß den Schiedsrichter um. Daraufhin zeigte der Referee auch diesem Akteur die Rote Karte. Die Spieler von Finkenwerder waren danach extrem genervt und gereizt, so dass die Entscheidung des Referees, die Partie abzubrechen, vollkommen richtig war. Außerdem hätte Finkenwerder andernfalls für das Verhalten in dieser Situation mindestens drei weitere Rote Karten bekommen müssen, so dass wir sowieso nicht mehr hätten weiterspielen können ...
Wir beklagen nun durch die unfairen Attacken von Finkenwerder einige Verletzte: Hüseyin Zenzir laboriert nicht nur an einem Pferdekuss am Oberschenkel, sondern wurde auch am Fuß brutal mit einem Stollen getreten; und bei Alexander Kusch wurden der Stutzen und die Socke durchbohrt, und an seiner Achillessehne ist ein großes Stück Haut eingerissen. Wenn ein Team so brutal spielt wie Finkenwerder dies am Dienstagabend getan hat, bringt Fußball keinen Spaß! Ich gehe davon aus, dass dieses Spiel jetzt mit 3:0 für uns gewertet wird: Wir müssen vom Verband reguläre drei Punkte bekommen und die Spieler, die sich mit dem Schiedsrichter angelegt haben, für ein halbes Jahr gesperrt werden. Und ich hoffe, dass ich ein so schreckliches Spiel nie wieder erleben muss!“
Übrigens: Selbst, wenn die TuS Finkenweder das Spiel gegen den HSC gewonnen hätte oder die Begegnung nun wiederholt werden sollte, wäre nach vier Jahren in der Bezirksliga ihr Abstieg in die Kreisliga besiegelt: Das HSC-Spiel mit einberechnet hat der Drittletzte Finkenwerder noch vier Partien zu absolvieren, in denen er seinen 13-Punkte-Rückstand auf den FC Porto, der den rettenden 13. Rang belegt, nicht mehr aufholen kann. Nach dem Schlusslicht Viktoria Harburg ist Finkenwerder der zweite sichere Absteiger aus der Bezirksliga Süd. Der Vorletzte Harburger Türksport (19 Punkte), der am Mittwoch, 5. Mai, beim VSK Blau-Weiß Ellas (11. Rang, 34 Zähler) gastiert (Anpfiff: 19 Uhr an der Max-Brauer-Allee), hat noch eine Minimalchance, den Klassenerhalt zu schaffen.
(JSp)