
Am Mittwochabend entschied das Sportgericht des Hamburger Fußball-Verbandes, dass das am 16. Oktober abgebrochene Topspiel der Kreisklasse 8 zwischen den Sportfreunden Uetersen (Rang-Dritter mit 32 Zählern) und Gencler Birligi Elmshorn (Spitzenreiter mit 34 Punkten) für beide Teams als 0:3-Niederlage gewertet wird, und verurteilte beide Vereine zur Zahlung einer Geldstrafe (SportNord berichtete, siehe unten stehenden Link).
Anschließend erhob Orhan Erdogan aus dem Gencler-Vorstand gegenüber SportNord Vorwürfe gegen Ayhan Ayikli, den Ersten Vorsitzenden der Sportfreunde:
„Herr Ayhan Ayikli rief mich am Wochenende, als er als Arzt Dienst im Elmshorner Krankenhaus hatte, an und bat mich, dass wir uns vor dem Sportgericht des Hamburger Fußball-Verbandes nicht gegenseitig beschuldigen sollten, sondern klarstellen müssten, dass die Vereine untereinander sich vertragen haben. Ich entgegnete ihm, dass ich das gerne an meine Vorstandsmitglieder weitergeben würde und das von mir aus in Ordnung wäre, da es ja von Gencler-Seite auch keinen Grund geben würde, irgendwelche Taten zu leugnen, da der Schiedsrichter sich ja sicher aufgeschrieben haben würde, wer mit der Schlägerei angefangen und zuerst auf den Platz gelaufen ist. Und wohl gemerkt hatte sich ja dann gerade Herr Ayikli am Tag des Spielabbruches, direkt nach den unschönen Geschehnissen, tausendmal bei uns entschuldigt ...
Wir vom Gencler-Vorstand sind der Sportgerichtsverhandlung ferngeblieben; nur unser Geschäftsführer, Herr Mehmet Karakavak, und der geschädigte Spieler, Herr Mesut Yildiz, sind nach Jenfeld gefahren. Das Urteil, das dort getroffen wurde, hat uns alle schockiert. Dass die Sportfreunde 500 Euro zahlen müssen, war zu erwarten, weil sie ja den Ordnungsdienst vernachlässigt haben und uns als Gast-Mannschaft nicht schützen konnten. Aber: Wofür sollen wir 400 Euro Strafe zahlen und warum werden wir, nachdem wir verprügelt wurden, nun auch noch mit einer 0:3-Niederlage bestraft? Ich habe ja alle Geschehnisse gesehen, ich war doch dabei als der Sportfreunde-Spieler Salih Cetinkaya unseren Spieler Mesut Yildiz krankenhausreif geprügelt und getreten hat. Und jetzt drehen die Uetersener den Spieß um und geben uns die Schuld – das ist ein Unding!
Als ich Herrn Ayikli am heutigen Donnerstagmittag anrief und ihm sagte ‚Ayhan, wir haben doch eine Abmachung gehabt‘, entgegnete er: ‚Wir hatten keine Abmachung!‘ Ich erinnerte ihn an seinen Anruf aus dem Krankenhaus Elmshorn, aber er wollte davon nichts mehr wissen – und das hat mich wirklich schockiert. Für mich ist Herr Ayikli nun unten durch – und dass die Sportfreunde den Spieler, der diese schrecklichen Tätlichkeiten begangen hat, noch immer nicht aus ihrem Verein herausgeworfen haben, ist wirklich ein Unding! Wir werden uns am morgigen Freitagabend mit einem Rechtsanwalt, den ich privat gut kenne, zusammensetzen. Und ich gehe davon aus, dass wir zur Verhandlung vor dem Verbandsgericht dann mit einem Rechtsbeistand erscheinen, damit wir bei der Berufungsverhandlung rechtlich gut vertreten sind!“
Den von Erdogan erhobenen „Anschuldigungen“ entgegnete Ayikli gegenüber SportNord:
„Es ist in der Tat richtig, dass ich Herrn Erdogan in der vergangenen Woche anrief und bat, mit seinem verletzen Spieler zu reden, damit Herr Cetinkaya sich persönlich bei ihm entschuldigen kann und es nicht noch ein juristisches Nachspiel wegen Körperverletzung für Cetinkaya gibt. Ebenfalls richtig ist, dass ich ihm gesagt habe, dass es für beide Seiten besser ist, wenn wir bis zur Sportgerichtsverhandlung zumindest diese Baustelle erledigt haben und uns nicht noch dort vor Ort in dieser Sache anschuldigen müssen. Er wollte beim Spiel am kommenden Tag (Anmerkung der Redaktion: Am Sonntag gewann Gencler mit 4:1 beim FC Eintracht Rellingen II) mit dem betroffenen Spieler reden und sich bei mir melden, damit man sich gegebenenfalls treffen und Cetinkaya sich bei Herrn Yildiz entschuldigen kann. Der angesagte Anruf und die Rückmeldung sind ausgeblieben.
Bei der gestrigen Verhandlung haben wir uns nochmals für das Fehlverhalten unseres Spielers entschuldigt und die darauf erfolgte Strafe akzeptiert. Wir haben weder eine – nicht vereinbarte – Abmachung gebrochen, noch, wie Herr Karakavak bei seiner Äußerung vor zehn Tagen, die Schuld lediglich beim Gegner gesucht. Als ich gestern bei der Verhandlung nach meiner Sicht der Dinge gefragt wurde, habe ich mich klipp und klar von der Handlung von Cetinkaya distanziert und sie als beschämend für den Fußball, insbesondere für meinen Verein, bezeichnet. Ohne es als Entschuldigung oder Rechtfertigung für seine Tat zu meinen, habe ich auch mitgeteilt, dass Cetinkaya bei seiner Auswechslung, als er sich bereits zehn Meter vom Mittelkreis und vom Spieler Yildiz entfernt hatte, von diesem auf Übelste beschimpft worden sei, was dann zur besagten Handlung geführt hat.
Mir wird von Herrn Erdogan jetzt vorgeworfen, ich hätte Gencler bei der Verhandlung beschuldigt und schlecht gemacht. Dem ist definitiv nicht so. Wenn dem so gewesen wäre, saß Herr Karakavak direkt neben mir und hätte während der gesamten Verhandlung die Möglichkeit gehabt, dieser mir unterstellten Behauptung zu widersprechen und sie zu entkräften. Genauso wie ich wurde auch Herr Karakavak nach seinen Beobachtungen beim Spiel gefragt, zu denen er sich geäußert hat. Zur Verhandlung war, neben den beteiligten Spielern, jeweils ein Verantwortlicher des Vereins eingeladen: Herr Karakavak hat als Geschäftsführer Gencler vertreten und ich habe die Sportfreunde repräsentiert, während unser Liga-Obmann, Herr Hakan Harmanci, nur als Zuschauer im Raum war; es war keinesfalls so, dass der komplette Vorstand eingeladen war.
Herr Erdogan müsste als langjähriger Vereinsvorstand über die notwendige Erfahrung und Intelligenz verfügen, um zu wissen, dass es nicht alleine durch das Auftreten und gegebenenfalls Aussagen von Parteien (die seine Seite in Person von Herrn Karakavak beziehungsweise Herrn Yildiz ebenso von sich gegeben haben) zu der Entscheidung des Sportgerichtes kommt, sondern überwiegend durch die Aussage des Schiedsrichters. Dieser hat klipp und klar gesagt, dass es von Beginn an ein hitziges Spiel gewesen ist, bei der sich beide Teams sowohl fußballerisch als auch verbal nichts geschenkt haben, dass der Spieler Cetinkaya bei seiner Auswechslung den Gencler-Spieler umgestoßen und als er am Boden lag auf ihn eingetreten hat und danach die Ersatzspieler, Betreuer und Zuschauer auf Feld liefen und bei dem entstandenen Tumult ein heilloses Durcheinander herrschte.
Der Unparteiische sagte zudem deutlich, dass sich bei den Tumulten Anhänger, Spieler und Ersatzspieler beider Teams beteiligt haben und er gar nicht die Möglichkeit hatte, zu unterscheiden, wer von welchem Team ist. Das war auch die Begründung des Sportgerichtes bei der Urteilsverkündung: Wenn bei dem Geschehen mit Cetinkaya die Gencler-Seite nicht aufs Spielfeld gerannt wäre, um sich alles andere als schlichtend mit einzubringen (das Problem hätten die auf dem Platz befindlichen 20 Spieler und der Unparteiische auch ohne das Zutun der Herren, die von außen auf das Spielfeld liefen, in den Griff bekommen), hätte das Spiel ganz normal fortgesetzt werden können: Cetinkaya hätte die Rote Karte erhalten und die Sportfreunde hättem die Partie mit einem Mann weniger zu Ende spielen müssen.
Wenn Herr Erdogan meint, dass wir so naiv sind, zum Sportgericht zu gehen und jegliche Schuld (die beide Vereine haben) auf uns nehmen, damit Gencler doch als die Mannschaft aus der Sache herauskommt, als die sie bereits Herr Karakavak vor zehn Tagen bezeichnet hat – nämlich als die kommenden Anwärter des Friedensnobelpreises, die sich zum Frühstück treffen, eine Runde im Park spazieren gehen und friedliebend zu einem Auswärtsspiel fahren, bei dem sie schon vor dem Spiel eine Aggression beim Gegner meinen festzustellen –, dann ist es einfach alles andere als Realismus. Zu einer realistischen Einschätzung möchte ich alle Beteiligten spätestens jetzt aufrufen: Ich bin es einfach leid, mich mit diesem aus sportlicher Sicht gesehen beschämenden Ereignis so lange zu befassen.
Wir haben in Punkto ‚Cetinkaya-Handlung‘ unsere Schuld eingesehen, akzeptiert, analysiert und die notwendigen drastischen Konsequenzen gezogen, damit sich solch ein Unding nicht noch einmal wiederholt. Natürlich habe ich mich auch mehrmals bei den Gencler-Verantwortlichen für Cetinkayas Verhalten, das mich sehr beschämt hat, entschuldigt – und ich bin ein Mensch, der sich lieber einmal zu oft als einmal zu selten entschuldigt. Sportgerichtlich ist die Sache seit gestern Abend für uns ebenfalls abgeschlossen. Daher werden sich die Sportfreunde zu irgendwelchen realitätsfernen Kommentaren Anderer in Bezug auf dieses Spiel in der Zukunft auch nicht mehr äußern. Mit den daraus gezogenen Lehren wollen wir positiv nach vorne schauen und wieder den fairen Sport in den Mittelpunkt rücken, der in dieser Saison die Sportfreunde ausgezeichnet hat!“
Abschließend möchte ich noch Stellung nehmen zum von Gencler-Seite geäußerten Vorwurf, dass wir Cetinkaya noch nicht aus unserem Verein ausgeschlossen haben. Fakt ist: Unser Vorstand hat bereits zwei Tage nach dem Spielabbruch beschlossen, dass Cetinkaya aus dem Klub ausgeschlossen wird, und dies auch der Öffentlichkeit mitgeteilt. Aber: Nach Rücksprache mit Herrn Uwe Ennuschat vom HFV haben wir Herrn Cetinkaya noch als Vereinsmitglied behalten – denn nur so war es möglich, dass der HFV ihn sportgerichtlich verurteilt. Aus rein bürokratischen und juristischen Gründen ist Herr Cetinkaya also noch Vereinsmitglied bei uns, hat aber nach den Vorfällen nicht mehr am Trainingsbetrieb teilgenommen und natürlich auch nicht mehr für unseren Verein gespielt. Sobald die Verhandlung beendet und das Urteil rechtskräftig ist, wird der Vereinsausschluss von Cetinkaya vollstreckt!“
Den verantwortlichen von Gencler würde ich empfehlen, insgesamt etwas selbstkritischer mit sich selbst zu sein. Bisher gab es keine Instanz beziehungsweise Person die sie für die Geschehnisse nicht verantwortlich gemacht haben: Den Verband, der laut Karakavak-Stellungnahme einen ‚unerfahrenen‘ Schiedsrichter zum Spiel schickte; den Referee selbst, der das Spiel nicht kontrollieren konnte; allein die Sportfreunde-Spieler, die aggressiv gegen die fair spielenden Gencler-Akteure agiert haben; das Sportgericht und jetzt meine Person, die alleine durch ihre Aussagen dafür gesorgt haben soll, dass Gencler Birligi nun ein Unrecht widerfährt. Das ist fernab jeder realistischen und gesunden Eigenwahrnehmung!“
(JSp)