Bezirksliga West: Hörnerkirchen schafft Historisches


Dass der Neuling SV Hörnerkirchen in der Bezirksliga West nach neun Spieltagen ebenso viele Punkte aufwies, war schon aller Ehren wert. Am Sonntag setzte das Team von „Höki“ einer ohnehin schon starken Saison aber am zehnten Spieltag die Krone auf, als es etwas Historisches schaffte: Als allererste Mannschaft erreichte es in einem Punktspiel bei Rasensport Uetersen ein Unentschieden. Die Rasensportler, die seit dem Sommer 2016 am Spielbetrieb teilnehmen, hatten die ersten 44 Liga-Heimspiele ihrer Geschichte nämlich allesamt gewonnen: Zwölf in der Saison 2016/2017 in der B-Kreisklasse 6, 13 in der Serie 2017/2018 in der A-Kreisklasse 5, 15 in der Spielzeit 2018/2019 in der Kreisliga 7 und vier in der aktuellen Bezirksliga-Saison.

„Nun sind wir auf einen sehr guten Gegner getroffen“, fand auch Rasensport-Trainer Peter Ehlers lobende Worte für den diesjährigen Mitaufsteiger, der „kämpferisch sehr stark und taktisch klug agiert“ habe. Während Peter Ehlers „22 richtig gute Fußballspieler auf dem Platz“ gesehen hatte, war er mit der Leistung von Schiedsrichter Hesam Mirzababaei (TSV Sasel) „in einigen Situationen gar nicht einverstanden“. Das erste Mal zog der Referee den Ärger der Uetersener auf sich, da er auf Weiterspielen entschied, als Kirill Shmakov im Gäste-Strafraum elfmeterreif attackiert worden war, und Rasensport-Kapitän Philipp Ehlers, der sich darüber beschwerte, wegen Meckerns die Gelbe Karte zeigte. „Unser Gegner ist sehr hart in die Zweikämpfe gegangen – meistens fair, manchmal aber auch unfair, wofür es keine Verwarnungen gab“, klagte Peter Ehlers. Dennoch steuerten die Uetersener auf „Kurs 45. Heimsieg“, als sie in der 19. Minute in Führung gingen: Einen Freistoß aus dem rechten Halbfeld schlug Jannek Kühl mit links und Effet gen Gäste-Gehäuse. Von SVH-Keeper Bennet Sommer sprang der Ball in das Feld zurück, woraufhin André Pott von halbrechts aus energisch nachsetzte, einschob und sein erstes Saison-Tor feierte – 1:0.

In der 34. Minute hatte Mirzababaei seinen großen Auftritt. Als Rasensport-Verteidiger Dennis Weber gegen Simon Ristow am linken Eck des eigenen Strafraums einen Zweikampf gewann, berührten sich die Spieler leicht am Oberkörper, der Hörnerkirchener ging zu Boden – und der Referee zeigte auf den Elfmeterpunkt. „Das war nie im Leben ein Strafstoß“, echauffierte sich Peter Ehlers. Nachdem Mirzababaei seinen Assistenten Niklas Weber darauf hingewiesen hatte, dass er bei einem Elfmeter an der Grundlinie bis zur Strafraumgrenze einrücken müsse, verwandelte Dennis Eichentopf den Strafstoß von ihm aus gesehen flach links. Rasensport-Torwart Christopher Knapp sprang in die richtige Ecke, konnte den gut geschossenen Ball aber nicht halten. Doch er bekam eine zweite Chance, weil Mirzababaei den Elfmeter wiederholen ließ, da einige Mitspieler von Dennis Eichentopf zu früh in den Strafraum gelaufen waren. Der Schütze schoss in dieselbe Ecke, jedoch noch einen Tick präziser, weshalb Knapp sich erneut vergeblich streckte.

In der zweiten Halbzeit trugen die Uetersener weiter gute Angriffe vor und in der 70. Minute gelang ihnen auch ein Tor, das Mirzababaei aber nicht anerkannte: Als Marvin Schramm von links mit rechts in die Mitte flankte und ein SVH-Verteidiger den Ball so abfälschte, dass sich dessen Flugbahn veränderte, traf Philipp Ehlers am langen Pfosten – doch Webers Fahne ging hoch und Mirzababaei hörte in dieser Szene auf seinen Assistenten, dessen Entscheidungen er zuvor mehrmals übergangen oder zumindest im persönlichen Gespräch kritisch hinterfragt hatte. „Das war niemals Abseits“, schimpfte Peter Ehlers, dessen Protestbekundungen einen verbalen Disput mit Mirzababaei nach sich zogen: „Der Referee ist zu mir gekommen und hat mir, da er fand, dass ich ‚zu laut gewesen‘ sei, einen Spielabbruch angedroht“, berichtete der Coach.

Glücklicherweise rollte der Ball weiter und kurze Zeit später stand Rasensport-Stürmer Marcel Jobmann, der vier Wochen nach seiner Knie-Operation erstmals wieder eingewechselt worden war, rund zwei Meter im Abseits, aber Webers Arm blieb unten. „Zum Glück hat der Torwart von Hörnerkirchen diesen Ball gehalten, denn ich hätte nicht durch ein Abseitstor gewinnen wollen“, befand Peter Ehlers, der zugab, dass auch die Gäste-Akteure Timo Kunrath und Nico Bauermeister „wohl fälschlicherweise wegen Abseits zurückgepfiffen wurden“, als sie alleine auf das Rasensport-Gehäuse zuliefen. Somit brachte der andere Schiedsrichter-Assistent Mike Ebel-Fritsche die Hörnerkirchener um die Chance, in Führung zu gehen – und vielleicht in der Festung Rosenstadion sogar zu gewinnen. Dies gelang bisher, wenn der Hausherr Rasensport hieß, in Pflichtspielen nur vier Teams im Pokal gelang: Den drei Oberligisten SV Rugenbergen (2016), TuS Osdorf (2018) und SC Victoria Hamburg (2019) sowie dem damals noch der Kreisliga 7 angehörenden Hetlinger MTV (2017).

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