
(Foto-Credit: Johannes Speckner)
Zwei Siege fehlten der TSG Bergedorf im Mai 2024 zum Aufstieg in die Bezirksliga. Als Tabellen-Zweiter der Kreisliga 3 lag sie zwar am Saisonende acht Punkte hinter dem Meister FSV Geesthacht 07. Doch mit zwei Siegen mehr wäre sie auf 70 Zähler gekommen und dann, mit einem Punkte-Quotienten von 2,33, dank der besseren Tordifferenz gegenüber Rot-Weiss Wilhelmsburg (Vizemeister der Kreisliga 7) anstelle des Elbinsel-Klubs in die Bezirksliga geklettert.
Es kam bekanntlich anders. Die TSG-Kicker verblieben auf Kreisebene und mussten sich in der aktuellen Saison in der Kreisliga 3 eher nach unten orientieren. Indem sie vergangenen Freitagabend ihr erstes Pflichtspiel nach der Winterpause gegen den SV Börnsen II mit 3:0 gewannen, vergrößerten sie immerhin ihren Vorsprung auf den SV Nettelnburg-Allermöhe II, der als Vorletzter den ersten Regelabstiegsplatz innehat, auf sechs Punkte. Zugleich berichteten die TSG-Verantwortlichen via Instagram aber auch über gravierende Veränderungen: „Mit schwerem Herzen müssen wir das Ende der aktuellen 1. Herren der TSG nach dieser Saison bekannt geben. Nach vielen offenen Gesprächen hat das Team gemeinsam entschieden, diesen Weg nicht weiterzugehen.“
Für diese Entscheidung wurden vornehmlich zwei Gründe genannt. Erstens „strukturelle Herausforderungen“, die wie folgt präzisiert wurden: „Es fehlt an Nachwuchs aus der A-Jugend und die Altersstruktur des Teams macht es schwer, langfristig zu planen.“ Und zweitens „Personalsorgen“, denn „neue Spieler zu finden, war und ist eine große Herausforderung.“ TSG-Trainer Marcel Graudegus ergänzte gegenüber SportNord: „Neben der Altersstruktur der Mannschaft und dem fehlenden Nachwuchs aus der eigenen Jugend ist es leider auch so, dass die Kreisliga gerade für junge Spieler nicht immer attraktiv ist,“ Im Gegenzug gibt es allerdings auch Pfunde, mit denen die TSG Bergedorf wuchern kann: „Die Rahmenbedingungen mit dem Billtalstadion und der Nutzbarkeit des TSG-Forums sind natürlich großartig und kaum vergleichbar in dem Bereich, in dem wir uns bewegen“, weiß Graudegus.
Zudem wurde die Gemeinschaft an der Daniel-Hinsche-Straße immer groß geschrieben, wie die TSG-Offiziellen in ihrer Stellungnahme betonten: „Wir hatten viele unvergessliche Momente zusammen! In der letzten Saison haben wir unser Ziel Bezirksliga nur knapp verpasst, aber die Vizemeisterschaft war trotzdem ein riesiger Erfolg! In dieser Zeit sind viele Freundschaften unter den Spielern und den Trainerteams entstanden, die weit über den Fußball hinausgehen. Das aktuelle Trainerteam um Thomas Brauer, Graudegus und Martin Kötter sowie das vorherige Team um Alexander Müller, Lukas Brodacki und Brauer werden weiterhin eng verbunden bleiben.“
Graudegus gab auf der Instagram-Seite der TSG zu Protokoll: „Nach nun knapp zwei Jahren mit der Mannschaft und knapp zweieinhalb Jahren bei der TSG müssen wir schweren Herzens diesen Schritt gehen. Ich wurde hervorragend im Team aufgenommen und auch sportlich war die erste Saison trotz des verpassten Aufstiegs überragend. Dass dieser Weg nun endet, ist schade und tut weh – was aber bleibt sind großartige Erfahrungen, Freundschaften und Verbindungen zu vielen tollen Menschen. Ich wünsche jedem Beteiligten für die Zukunft alles Gute und hoffe auf viele Begegnungen in den nächsten Jahren.“
Graudegus’ Trainerpartner Brauer erklärte ebenfalls via Instagram: „Nach über zehn Jahren neigt sich der Weg beim TSG leider dem Ende entgegen. Es sind der Zyklus der Zeit und nicht vorhandene Strukturen, die ein Weitermachen leider verhindert haben. Nach ein paar Tagen Abstand, kann ich nur mit Stolz sagen, dass es mir eine Ehre ist ein Teil davon gewesen sein zu dürfen. Viele Jahre haben wir es gemeinsam geschafft, die Mannschaft zu halten – und auch wenn das große Ziel ausblieb, waren wir auch sportlich immer vorne mit dabei. Alles was Trainertechnisch danach kommt, wird man sehen! Ich freue mich auf die letzten Monate und werde jede Sekunde davon genießen. Alles Schöne kann auch mal ein Ende haben! Aber das Schöne ist auch, dass die Freunde und die Gemeinschaft auch nach der Saison erhalten bleiben werden.“
Die Frage, wie es weiter geht, wurde auch in der Mitteilung noch thematisiert. „Was die Zukunft für das Trainerteam bringt, wissen wir noch nicht. Aber: Unsere 2. Herren übernimmt das Ruder der 1. Herren! Deshalb werden weiterhin Spieler gesucht, die Interesse haben, in einem tollen Stadion zu trainieren und zu kicken! Ob es weiterhin eine Kreisliga-Mannschaft der TSG geben wird, entscheidet sich bald.“ Sollten die aktuelle Liga-Mannschaft der TSG sportlich den Klassenerhalt in der Kreisliga 3 schaffen, ihr Reserve-Team – aktuell Tabellen-14. der A-Kreisklasse 3 – aber in der Serie 2025/2026 nur in der Kreisklasse antreten wollen, hätte dies im Sommer einen Aufsteiger mehr aus der A-Kreisklasse in die Kreisliga zur Folge.
Die TSG Bergedorf hatte es schon im Sommer 2022 eine komplette Mannschaft, nämlich ihre damalige Liga-Mannschaft, verloren. Schon damals war die Zweit- zur Erstvertretung geworden, was seinerzeit aber ein einfacherer Übergang war, weil die vormalige TSG-Reserve in der Kreisliga eine gute Rolle gespielt und als Vierter der Kreisliga 5 in der Serie 2021/2022 sogar besser abgeschnitten hatte als die 1. Herren (Sechster der Parallelstaffel 3).
(Johannes Speckner)