
Am Donnerstagabend gewann der Hammonia-Landesligist TSV Uetersen das Oddset-Pokal-Drittrunden-Duell beim klassentieferen SC Egenbüttel (Bezirksliga West) mit 3:1. Im Mittelpunkt stand am Rellinger Moorweg allerdings Schiedsrichter Michael Ehrenfort (von TuRa Harksheide), der nicht nur drei Elfmeter verhängte, sondern auch drei Rote Karten gegen Egenbüttel aussprach. Der letzte Platzverweis war unstrittig, die ersten beiden dafür umso diskussionswürdiger. Aber der Reihe nach: Die Partie begann hektisch, als SCE-Stürmer Antonio Ude nach einem Abseitspfiff schimpfte und von Ehrenfort die Gelbe Karte sah. Als er auch daraufhin nicht gleich ruhig war, rief ihm SCE-Coach Marc Zippel zu: „Ruhe jetzt, sonst wechsel ich dich aus!“ Udes Antwort an seinen Trainer war: „Dann wechsel mich doch aus ...“ Vorweggenommen: Ude wurde nicht ausgewechselt – und gehörte auch nicht zu den drei Spielern, die vom Platz flogen!
Vor allem die beiden Egenbütteler Tobias Brandt und David Grabke, die erst in diesem Sommer von Uetersen an den Moorweg gewechselt waren, lieferten sich anschließend packende Zweikämpfe mit ihren ehemaligen Mitspielern. Tobias Brandt hatte auch die erste SCE-Chance, scheiterte nach einem Ude-Steilpass von halbrechts aus aber an TSV-Torwart Christoph Richter. Als die Uetersener dann einmal schnell nach vorne spielten, leistete sich SCE-Akteur Simon Gehlhaar ein ebenso unbeholfenes wie unnötiges Foul an Parvis Sadat-Azizi, der von links aus spitzem Winkel kaum noch einen gefährlichen Torschuss zustande gebracht hätte. Den fälligen Elfmeter verwandelte Florian Blaedtke sicher flach rechts zum 0:1 (18.). Nachdem Ude mit seinen Mitspielern gehadert hatte („Was sollen wir mit diesen langen Bällen anfangen?“), gab Tobias Brand von halbrechts aus auch den zweiten Egenbütteler Torschuss ab, zielte aber deutlich über das lange Eck. Die Gäste waren anschließend überlegen und Linksverteidiger Kirill Shmakov verdiente sich ein Fleißkärtchen, ging er doch immer wieder weite Wege und tauchte oftmals rechts vor dem SCE-Strafraum auf. Schnelle Anspiele in die Spitze waren bei den Uetersenern jedoch Fehlanzeige. Und als sich Rechtsverteidiger Raphael Friederich rechts bis zur Grundlinie durchgetankt und klug zurückgespielt hatte, jagte Maik Stahnke den Ball über den Absperrzaun (38.). Sadat-Azizis Freistoß vom rechten Strafraumeck fing SCE-Keeper Stefan Steen sicher (43.), dann war Pause.
Im zweiten Durchgang erwischten die Hausherren den besseren Beginn und hatten klare Vorteile. Als Friederich nach einem langen Freistoß den aufgerückten SCE-Kapitän Hossein Zolfaghari foulte, zeigte Ehrenfort erneut auf den Punkt. Philipp Koberger trat an, zielte halbrechts und halbhoch; TSV-Torwart Christoph Richter kam mit den Fäusten an den Ball, konnte ihn aber nicht nach vorne abwehren, so dass er ins Netz flog. Puh, Durchatmen bei Koberger und seinen Egenbüttelern, es stand 1:1 (58.). Beim Versuch, die passende Antwort zu finden, versuchte es Uetersens Eddy-Morton Enderle mit einem 20-Meter-Kracher; SCE-Verteidiger Kevin Schmiedecke fälschte den Ball noch ab, doch Steen hatte ihn im Nachfassen sicher (60.). Die Zuschauer sahen nun eine ausgeglichene Partie, in der Steen Sadat-Azizis Linksflanke, die mit Effet gen langes Eck segelte, sicher fing (64.) und Friederich, als er rechts frei durch war, mit seiner Hereingabe keinen Mitspieler fand (68.). In der 71. Minute zeigte Ehrenfort dann zum dritten Mal auf den „ominösen Punkt“: Als der eingewechselte Uetersener Yannik Kouassi über halblinks in den SCE-Strafraum eindrang, schubste ihn der zur Pause gekommene Egenbütteler Farhad Mirzada zunächst leicht und grätschte ihn dann um. Der Strafstoß war definitiv berechtigt – dass Ehrenfort für Mirzada glatt „Rot“ zückte, war allerdings eine sehr harte Entscheidung. Der Uetersener „Joker“ Philipp Ehlers verwandelte auch den dritten Strafstoß des Tages flach links zum 1:2.
Anschließend drängten die Rosenstädter auf das entscheidende dritte Tor, wobei Steen im „Privatduell“ mit Kouassi zweimal das bessere Ende für sich hatte: Zunächst fing der Keeper einen langen Pass vor dem heran preschenden TSV-Stürmer (73.) und als Kouassi von halblinks nach innen zog und wuchtig aufs Tor schoss, hielt Steen den Ball bärenstark fest (78.). In der 80. Minute meckerte Schmiedecke nach einer Freistoß-Entscheidung für Uetersen; eine Beleidigung war aus dem Mund des Verteidigers für die Personen, die etwa 20 Meter entfernt hinter dem SCE-Tor standen, nicht zu hören – dennoch zückte Ehrenfort plötzlich auch gegen Schmiedecke „Rot“. Die nun nur noch acht Egenbütteler Feldspieler versuchten mit dem Mute der Verzweiflung, in der verbleibenden Spielzeit irgendwie noch zum Ausgleich zu kommen: Mehrmals flog der Ball gen Gäste-Strafraum, wo sich für die Hausherren aber keine Torchance mehr ergab. Auf der Gegenseite hatten die Uetersener nun natürlich ganz viel Platz: Einen Schuss von Philipp Ehlers parierte Steen aber stark (87.). Als Marcel Stolte im Mittelfeld Shmakov wüst von hinten um grätschte, gab es die dritte Rote Karte, über die nicht diskutiert werden muss. Stolte wurde selbst von einigen Mitspielern gefragt, was diese Aktion sollte. Endgültig entschieden war die Partie, als Sadat-Azizi nach einem Sololauf zum 1:3 einschob (90.). „Wir haben nicht besonders gut gespielt – aber was zählt ist, dass wir eine Runde weitergekommen sind“, betonte TSV-Trainer Peter Ehlers.
(JSp)