HSV vs. St. Pauli: Weit mehr als ein Fußballspiel!


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Kaum ein anderes europäisches Land kann auf solch eine lange Fußballgeschichte zurückblicken wie Deutschland. An echten Klassikern mangelt es in keinem Teil des Landes. Insbesondere das Hamburger Stadtderby gilt als ein wahres Spektakel, das die Emotionen aller Beteiligten auf die Spitze treibt. Tatsächlich handelt es sich hier um eines der Derbys, das regelmäßig in ganz Deutschland mit großer Aufmerksamkeit verfolgt wird.

So ähnlich und doch so unterschiedlich

Die Ursachen für die ausgeprägte Rivalität der beiden Hamburger Fußballclubs liegen weit außerhalb des Platzes. Das Ganze reicht bis in die frühen Jahre des 20-ten Jahrhunderts zurück. Obwohl die beiden Vereine aus derselben Stadt kommen und ihre Stadien nur 6 Kilometer Luftlinie voneinander getrennt sind, können sie kaum unterschiedlicher sein.

Dank zahlreicher nationaler und internationaler Titel in der Vergangenheit ist der ältere der beiden Rivalen, HSV, sportlich erfolgreicher und zieht grundsätzlich Fans aus Hamburger Mittel- und Oberschicht an. Ganz im Gegensatz dazu pflegt St. Pauli ein Underdog-Image und ist vor allem unter Fans in der Arbeiterklasse populär, sodass jedes neue Aufeinandertreffen der Erzrivalen eine starke sozioökonomische Komponente hat. Das Hamburger Stadtderby gilt demnach als ein Duell zwischen den alten Traditionen und der subkulturellen Bewegung - ein Duell, das nicht nur den Fußballplatz und die Ränge, sondern auch die Straßen der Stadt prägt.

 

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Früher sportliche Welten, jetzt Nuancen

Mit fünf deutschen Meistertiteln, drei DFB-Pokalsiegen und einigen internationalen Trophäen gilt der HSV als eine feste Größe im deutschen Fußball. Auch im Lokalderby war der HSV bislang um ein Vielfaches erfolgreicher – und zwar mit 70 Siegen in 111 bisherigen Pflichtspielen. Der Erzrivale feierte andererseits 21 Siege, während 17 der bisherigen Aufeinandertreffen mit einem Unentschieden endeten. Auch generell ist St. Pauli nicht mal annähernd so erfolgreich wie die populären Rothosen, da man – trotz einer langen Geschichte – noch immer auf die wichtigsten Titel wartet.

Der sportliche Unterschied war jedoch nie zuvor so klein wie heute. Während der einstige Bundesliga-Dino HSV nach dem Abstieg schon seit Jahren in der Zweitklassigkeit mit von der Partie ist, machte St. Pauli in der letzten Saison den Aufstieg in die 1. Bundesliga perfekt. Doch würde man nach den neuen Wettanbietern und ihren Angeboten urteilen, kann es leicht passieren, dass die beiden Erzrivalen in der nächsten Saison erneut in derselben Spielklasse aufeinandertreffen. Nach mehreren turbulenten Jahren ist der HSV nämlich auf dem besten Weg in die Erstklassigkeit, da man am Beginn der Rückrunde hoch oben in der Tabelle liegt. Gleichzeitig findet St. Pauli langsam den Ausweg aus der Formkrise vom Saisonstart und hat aktuell wieder reale Chancen, auch in der kommenden Spielzeit Teil der 1. Bundesliga zu sein.

Gleich mehrere Personen in beiden Trikots

Trotz der ausgeprägten Rivalität zwischen den beiden Vereinen gab es gleich mehrere Personen, die in ihrer Laufbahn beide Trikots getragen haben. Seit der Erstaustragung der Bundesliga im Jahr 1963 waren es insgesamt 32 Spieler, wobei sogar 21 davon direkt von einem zum anderen Stadtrivalen gewechselt haben. Insbesondere in der jüngeren Vergangenheit ist das immer öfter der Fall. Zuletzt machte das der Außenverteidiger Jeremy Dudziak (2015-2019 St. Pauli; 2019-2021 HSV), der in beiden Vereinen auf über 50 absolvierte Pflichtspiele kam.

Auch ein Trainer hat in seiner Karriere beide Erzrivalen betreut. Dabei handelt es sich um die HSV-Spielerlegende Willi Reimann, der zunächst seinen HSV trainierte (von 1987 bis 1990), und später beim St.Pauli auf der Seitenlinie stand (1999-2000). Es bleibt abzuwarten, ob in der Zukunft noch mehr Trainer diesen interessanten Weg einschlagen werden.

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