
(Foto-Credit: Johannes Speckner)
Als im Zuge der Umstrukturierungen bei der FTSV Komet Blankenese ein „Vorstand Sport“ gesucht wurde, übernahm Volker Tausend den Posten. „Dafür habe ich mich durch meine elfjährige Tätigkeit als Fußball-Abteilungsleiter qualifiziert“, sagte Tausend. Am Dienstagmittag nahm sich der in Halstenbek lebende Tausend Zeit für ein Interview mit SportNord, in dem er zur Trennung von Trainer Matthias Jobmann (59), zu dessen Nachfolger Marcell Voß (41) und zur Zielsetzung für diese Saison in der Bezirksliga West Stellung nahm ...
SportNord: Wie erklären Sie sich den schlechten Saisonstart?
Volker Tausend: „Wir haben unter Verletzungssorgen gelitten und mussten immer wieder auf Spieler verzichten, die im Urlaub weilten. Aber alleine daran liegt es nicht. Wir haben den Eindruck gewonnen, dass die Mannschaft nicht mehr an das glaubt, was der Trainer sagt und vorgibt. Deshalb mussten wir handeln.“
SportNord: Sie hatten stets eine hohe Meinung von Matthias Jobmann. Wie schwer ist Ihnen der Schritt jetzt gefallen?
Tausend: „Mir ist diese Trennung sehr, sehr schwer gefallen, weil wir immer ein großartiges Verhältnis zueinander hatten. Ich hatte einen Klos im Hals, als ich Matthias Jobmann am Dienstagmorgen angerufen habe. Eigentlich wollten wir uns persönlich treffen, aber das war ihm wegen beruflicher Termine leider nicht möglich, weshalb ich ihm unsere Entscheidung telefonisch mitgeteilt habe.“
SportNord: Wie hat Matthias Jobmann reagiert?
Tausend: „Er war völlig überrascht und enttäuscht – das war für ihn ein Schlag in die Magengrube. Aber mit dem, was wir bisher erreicht haben, konnte auch er nicht zufrieden sein. Wir alle haben mehr vorgehabt und deshalb den Zeitpunkt als richtig anzusehen, zu handeln. Und dem Trainer jetzt eine Frist zu setzen, indem wir ihm beispielsweise sagen, dass er bei der nächsten Niederlage gehen muss, hätte ich als merkwürdig empfunden – das ist Quatsch, so etwas machen wir nicht.“
SportNord: Wie sind Sie bei der Suche nach einem Nachfolger auf Marcell Voß gekommen?
Tausend: „Marcell Voß hat in der letzten Saison schon als Athletik-Trainer für uns gearbeitet. Da haben wir seine Ansprache an die Spieler kennengelernt und als sehr positiv empfunden. Zwischen ihm und Matthias Jobmann hat es allerdings nicht gepasst – vielleicht, weil da zwei Alpha-Tiere aufeinandergeprallt sind? Jedenfalls haben damals beide entschieden, die Zusammenarbeit nicht zu verlängern. Als es jetzt darum ging, einen neuen Trainer zu suchen, haben wir in die Mannschaft hineingehört und festgestellt, dass sie auf Voß sehr gut reagieren würde. Deshalb sind wir davon überzeugt, eine gute Nachfolgeregelung getroffen zu haben.“
SportNord: Wie geht es mit Olaf Jobmann weiter, der Matthias Jobmann während dessen berufsbedingter Abwesenheit an der Seitenlinie vertreten und zuletzt als Co-Trainer fungiert hatte?
Tausend: „Auch Olaf Jobmann ist, als er im Frühjahr die Hauptverantwortung trug, sehr gut bei der Mannschaft angekommen. Allerdings wäre, wenn wir ihn jetzt zum Cheftrainer hätten machen wollen, vermutlich die familiäre Befangenheit zu groß gewesen. Deshalb haben wir mit Olaf Jobmann keine Gespräche geführt darüber, ob er neuer Chefcoach werden will. Klar ist, dass wir sowohl Matthias Jobmann als auch Olaf Jobmann für ihr Engagement für unseren Verein danken.“
SportNord: Mit Patrick Jobmann gehört ein Sohn von Matthias Jobmann zur Mannschaft; hinzu kommen Marc und Tim Jobmann als Söhne von Olaf Jobmann. Werden sie dem Verein weiter zur Verfügung stehen?
Tausend: „Patrick Jobmann ist ab Oktober als Soldat in Flensburg stationiert und hätte uns dann so oder so nicht mehr zur Verfügung gestanden. Bei Marc und Tim Jobmann, der Voß übrigens kennt, weil er mit ihm zusammen beim Wedeler TSV in der Oberliga aktiv war, hoffen wir natürlich, dass sie uns treu bleiben. Wir haben ein Konzept, in dem der Trainer nur ein Puzzleteil ist – der Rest ist Komet, und diesem Verein haben alle Spieler zugesagt.“
SportNord: Als Tabellen-Zehnter liegt Komet Blankenese schon zehn Punkte hinter dem Spitzenreiter TuS Osdorf. Mit welcher Zielsetzung geht es in die nächsten Spiele?
Tausend: „Unsere Marschroute ist jetzt erst einmal, dass wir versuchen wollen, Schritt für Schritt im Klassement nach oben zu klettern. In der Winterpause werden wir dann eine Bilanz ziehen und schauen, was noch möglich ist. Klar ist auch, dass wir in einer sehr, sehr starken Staffel spielen, in der die Top-Teams bisher nicht allzu viele Punkte liegen gelassen haben. Das ist in den anderen Bezirksligen anders, sie scheinen mir nicht ganz so stark zu sein.“
SportNord: Ist der Aufstieg in die Landesliga denn für 2024 noch ein Thema, oder wird er eher mittelfristig angepeilt?
Tausend: „Sämtliche Gedanken an die Landesliga haben wir jetzt erst einmal zurückgestellt. Unsere Pläne sehen vor, dass wir von Spiel zu Spiel schauen und in die Erfolgsspur zurückfinden wollen. Wir haben auch Marcell Voß diesbezüglich keine Vorgaben gemacht. Seine vordringlichste Aufgabe wird es sein, erst einmal die Köpfe der Spieler freizubekommen.“
SportNord: Am Sonnabend, 23. September geht es gegen den Heidgrabener SV. Sind Sie zuversichtlich, dass dann der dritte Saisonsieg gelingt?
Tausend: „Auf jeden Fall haben wir mit diesem Gegner noch eine Rechnung offen. Ich denke dabei gar nicht so sehr an das letzte Spiel der vergangenen Saison, das wir mit 2:6 verloren, aber auch mehr oder weniger abgeschenkt haben, um zahlreichen, verdienten Spielern einen würdigen Abschied zu ermöglichen. Aber dass wir am 1. August in der zweiten Runde des Lotto-Pokals gegen Heidgraben mit 3:4 verloren haben, hat sehr weh getan – nun wollen wir es besser machen.“
(Johannes Speckner)