
Die natürlich nicht ganz ernst gemeinte Anmerkung von Klaus-Dieter Gabriel nach dem Schlusspfiff, man hätte sich doch „auf ein Unentschieden einigen können“, verneinte Andrew Langenbacher gewohnt höflich, aber bestimmt: „Nein, für uns war der Sieg sehr wichtig.“ Kurz darauf stand Langenbacher im Kreise seiner Spieler der SV Blankenese, die prompt „Spitzenreiter, Spitzenreiter, hey, hey“ skandierten. Tatsächlich eroberte das Team vom Sülldorfer Kirchenweg mit seinem 4:3-Sieg bei Blau-Weiß 96 Schenefeld II die Tabellenführung in der Kreisliga 7, die es aber am Sonntag wieder hergeben musste: Sowohl die FTSV Komet Blankenese (7:0-Kantersieg gegen die Groß Flottbeker SV) als auch der SV Lohkamp (5:3-Erfolg bei SuS Waldenau) zogen, ihrer besseren Tordifferenz sei Dank, wieder an den SVB-Kickern vorbei. „Unser Platz in der Spitzengruppe ist für mich ohnehin nur eine Momentaufnahme“, sagte Langenbacher, der allerdings gönnerhaft hinzufügte: „Meine Spieler haben sich diese schöne Situation hart erarbeitet, und insofern dürfen sie das natürlich auch genießen.“
Auf dem Kunstrasenplatz im Stadion Achter de Weiden hatte die 96-Reserve, die in diesem Sommer als A-Kreisklassen-Fünftplatzierter mit dem besten Punkte-Quotienten noch in die Kreisliga aufgestiegen war, zunächst klare Vorteile. „Wir haben die erste Halbzeit total versemmelt“, gab Langenbacher unumwunden zu. So konnten sich 96-Coach Gabriel und sein Trainerpartner Thomas Schroeder über eine 2:0-Führung freuen, für die David Wilke per Doppelpack sorgte (20./22. Minute). Niklas Benda gab mit dem 2:1-Anschlusstreffer ein erstes Lebenszeichen der Blankeneser ab (26.), die sich allerdings in der Folge freuen konnten, dass die Schenefelder, die mit David Kunze eine Leihgabe ihrer in der Landesliga Hammonia spielenden Ersten Mannschaft dabei hatten, nicht das 3:1 nachlegten.
„In der Pause haben wir uns vorgenommen, den zweiten Durchgang besser zu gestalten und mit Pressing früh Druck auf den Gegner auszuüben“, erklärte Langenbacher. Mit diesem Stilmittel hatten die Blankeneser tatsächlich Erfolg: Während die Hausherren in der ersten Viertelstunde nach der Pause kaum noch für Entlastung sorgen konnten, drehten Jan Ole Holst (54.) sowie Lewin Kösterke (61.) das Ergebnis zugunsten der Gäste (61.). Auf den Rückstand reagierten Gabriel und Schroeder, indem sie Kevin Hagemann einwechselten und Maximilian Tews aus dem Mittelfeld in die Spitze vorzogen, was sich prompt auszahlte: Von halblinks aus glich Maximilian Tews mit einer wunderschönen Bogenlampe, die über SVB-Torwart Marcel Köhler hinweg in das Netz flog, zum 3:3 aus (67.).
Die Blau-Weißen boten eine starke Leistung, aber die Blankeneser waren nun besser. Zunächst bekam der frisch eingewechselte Qendrim Drenica eine Linksflanke nicht scharf auf das Tor, weshalb 96-Keeper Tobias Hadler den Ball unter sich begraben konnte (67.). Doch kurz darauf schob erneut Holst einen Steilpass von halblinks aus 16 Metern überlegt am herausstürzenden Hadler vorbei in das lange Eck ein und feierte mit einer Verbeugung vor seinen ihm entgegeneilenden Mitspielern das 3:4 (73.). In der Folge verpassten es die Gäste allerdings, den berühmten Sack zuzumachen, was sich beinahe gerächt hätte. Denn in der Schlussphase mobilisierten die wackeren Schenefelder noch einmal die letzten Kräfte und als Schiedsrichter Patrick Brandt (vom SSV Rantzau) gerade angesagt hatte, dass es zwei Minuten Nachspielzeit geben würde, hatten sie eine Großchance zum Ausgleich – doch eine scharfe, flache Hereingabe von der rechten Seite jagte Kevin Hagemann am langen Pfosten über die Latte (91.).
Kurz darauf hätte beinahe der Blankeneser „Joker“ Drenica noch gestochen, als er den Ball herrlich über Hadler hinweg lupfte – doch vom linken Innenpfosten flog der Ball knapp vor der Torlinie entlang in das Feld zurück (92.). Unmittelbar danach pfiff Brandt die rasante Begegnung ab und Langenbacher atmete tief durch: „Aufgrund der zweiten Halbzeit haben wir verdient gewonnen“, erklärte der 57-Jährige, ehe er Gabriel und Schroeder für die kommenden Partien „viel Glück“ wünschte.