Landesliga Hammonia: NTSV-Reserve siegt in letzter Sekunde


Auf dem langen Weg durch den Pinneberger Stadtwald Fahlt vom Grandplatz zur Kabine sah sich Yannik Kouassi lautstarken Vorwürfen seiner Mitspieler ausgesetzt. Der Grund dafür: Der Offensivmann hatte in der Nachspielzeit der Landesliga-Hammonia-Partie seines VfL Pinneberg gegen den Niendorfer TSV Mitleid mit seinem Nebenmann Jakub Kokoc gezeigt, der mit Krämpfen am Boden lag, und dem Polen dessen rechtes Bein gedehnt. Währenddessen gelang Alexander Zarikos nach einer Rechtsflanke aus Nahdistanz der 3:2-Siegtreffer für die NTSV-Reserve und unmittelbar danach pfiff Schiedsrichter Michel Saber Ben Nouri Ghazouani (vom Bostelbeker SV) die dreiminütige Nachspielzeit ab. „Hätte ich blitzschnell von ganz vorne nach ganz hinten laufen sollen?“, entgegnete Kouassi den Vorwürfen, gegen die er sich zudem wie folgt zur Wehr setzte: „Wenn ihr es zu acht hinten nicht schafft, die Sache gegen vier Niendorfer Angreifer zu verteidigen, ist das nicht meine Schuld.“ VfL-Betreuer Mike Treede sinnierte derweil darüber, ob der Referee die Begegnung wegen Kokocs Problemen hätte unterbrechen müssen.

Während der Rasenplatz im VfL-Stadion laut Treede „seit drei Monaten nicht gewalzt wurde“, weshalb der Betreuer ihn „Bänderriss-Wiese“ nannte, unbespielbar war, präsentierte sich der Grand im Stadion 2 in einem guten Zustand. Und dort legten die Pinneberger einen echten Traumstart hin: Sascha Caldwell schlug einen Eckstoß von links in die Mitte und den durchrutschenden Ball versenkte der aufgerückte VfL-Verteidiger Dominik Füßmann zum 1:0, als noch die dritte Minute lief. Dieser knappe Spielstand hatte bis zur Pause Bestand. Nach dem Seitenwechsel versuchten die Niendorfer, die Initiative zu ergreifen, doch die Pinneberger trugen ebenfalls immer wieder gute Angriffe vor. So konnten sie ihre Führung auch ausbauen: Kokoc fand halbrechts mit einem Traumpass Kevin Beyer, der am herausstürzenden NTSV-Torwart Lorenz Golembiewski vorbei in das lange Eck traf und jubelnd gen Eckfahne lief (52.).

Prompt kamen bei den Kreisstädtern wieder Hoffnungen auf den Verbleib in der Landesliga auf: „Wenn wir tatsächlich gewinnen, ist der Klassenerhalt wieder möglich – schließlich haben wir an den nächsten Wochenenden auch noch Nachholspiele gegen Blau-Weiß 96 Schenefeld und den SC Nienstedten“, erklärte Treede mit Blick auf das vor seinem Team liegende Programm. Die NTSV-Reserve erhöhte in der Folge aber die Schlagzahl: So köpfte Zarikos zunächst nach einer Linksflanke neben den langen Pfosten (58.) und schoss dann von halblinks im Fallen am langen Eck vorbei – obwohl er schrie, sprach ihm Referee Ben Nouri Ghazouani, der unter Beobachtung stand, keinen Elfmeter zu. In den letzten 20 Minuten kippte die Partie dann aber zugunsten der Niendorfer und „Joker“ Arijan Tara versenkte einen Abpraller zum 2:1-Anschlusstreffer (70.).

Davon zeigte sich die Heim-Elf zunächst wenig schockiert und der frisch eingewechselte Kastriot Kabashi verpasste es nur knapp, den Zwei-Tore-Vorsprung wiederherzustellen, als er einen Abpraller aus 20 Metern hauchdünn vorbei setzte (78.). So kam, was kommen musste: Nach einem Diagonalball von Tara gegen Nikodem Skotarczak beförderte Zarikos den Ball von halbrechts unter dem herausstürzenden und hochspringenden Herrmann hindurch zum 2:2 in das Netz (82./Foto). Dass Herrmann lautstark die Frage aufwarf, wie der Torschütze denn „in diesen Ball hineingegangen“ sei, brachte ihm eine Rüge von Fernando Roesler, dem Sohn des früheren VfL-Co-Trainers Stephan Roesler, ein. Der Filius, der nach mehreren Stationen im Kreis Pinneberg seit Saisonbeginn am Sachsenweg seine sportliche Heimat hat, trug den Ball derweil eilends gen Mittelkreis und machte damit klar, dass die Niendorfer mehr wollten.

Dank der Szene in der Schlussminute wanderten tatsächlich noch drei Punkte auf das Konto der NTSV-Reserve, deren Trainer Jan Ramelow sich nach dem Abpfiff sofort bei den Pinnebergern dafür entschuldigte, dass einige seiner Schützlinge den späten Siegtreffer etwas provokant vor der VfL-Bank gefeiert hatten. Für die Pinneberger, die bei einem Sieg bis auf sechs Punkte an ihren Gegner und den rettenden 13. Rang herangerückt wären, wuchs durch die 14. Niederlage im 18. Saisonspiel und die siebte Pleite in Folge der Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz auf zwölf Zähler an. Derweil tauschte die NTSV-Reserve mit dem nun punktgleichen Inter Eidelstedt die Plätze und ist jetzt Tabellen-Zwölfter. „Ein gutes Pferd springt nur so hoch, wie es muss“, war das Fazit der Niendorfer Kicker, als sie sich durch den Fahlt gen Kabine begaben ...

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