Kreisliga 8: Galke umgeht Gelb-Rot-Sperre


Eine Woche, nachdem sich Michael Fischer, Trainer des SV Rugenbergen, über die zugegebenermaßen kuriose „Causa Tim Jeske“ aufregte, als der Stürmer des TSV Sasel nach seiner automatischen Rot-Sperre von einem Spiel vom Sportgericht des Hamburger Fußball-Verbandes für zwei weitere Partien aus dem Verkehr gezogen wurde, zwischendurch aber spielen konnte (SportNord berichtete, siehe unten stehenden Link), sorgten die Bönningstedter selbst am Sonntag für ein Kuriosum. Ihr Verteidiger Jan-Niclas Galke, der am 18. November bei der 2:4-Niederlage im Oberliga-Spiel in Sasel, zu der Jeske drei Tore beigesteuert hatte, die Gelb-Rote Karte gesehen hatte, kam am 25. November im Kreisliga-Spiel der Zweiten Herren (Anpfiff 11.30 Uhr) zum Einsatz und trug zum 4:1-Sieg gegen den TV Haseldorf bei, ehe er die um 14 Uhr beginnende, nächste Oberliga-Partie der Liga-Mannschaft des SVR gesperrt als Zuschauer verfolgte.

In den Durchführungsbestimmungen des HFV für das Spieljahr 2020/2021 heißt es auf Seite 51:
„9.1. 2. Gelb-Rote Karte in Meisterschaftsspielen und Entscheidungsspielen.
Eine gelb/rote Karte zieht eine Sperre von einem Meisterschaftsspiel in der Mannschaft nach sich, in der er oder sie des Feldes verwiesen wurde.
Die Sperre endet dabei nicht nach zehn Tagen, sondern erst, wenn dieses eine Spiel abgeleistet worden ist.“

Somit sei, wie HFV-Geschäftsstellenleiter Christian Böckl den Haseldorfer Verantwortlichen am Montag auf Nachfrage mitteilte, das Mitwirken von Galke in der Reserve regelkonform gewesen. „Völlig sinnfrei“, findet TVH-Trainer Benjamin Kälberloh diese Regel, die es Galke erlaubte, die Gelb-Rot-Sperre quasi zu umgehen, „da die Bestrafung somit im Endeffekt nicht vorhanden ist“.

Jörg Dalecki, Fußball-Abteilungsleiter der Schlosspark-Kicker, die seit Mai 2014 keine Zweite Mannschaft mehr haben, wandte sich in einem Schreiben an den HFV: „Nach längerem Nachdenken über diese Durchführungsbestimmung komme ich mal wieder zu dem Schluss, dass Vereine, die zwei oder mehrere Herren-Mannschaften haben, mal wieder klar bevorteilt werden. Nicht nur, dass diese Vereine leistungsbezogen ihre Jugendspieler vor dem 18. Lebensjahr hochziehen können. Ein Spieler, der sich die Gelb Rote Karte abholt, erhält also keine Strafe in dem Sinne, dass er ein Wochenende aussetzen muss. Nein, nur weil er ja höherklassig spielt, muss er ja Spielpraxis haben. Wo ist denn der Sinn darin? Der Spieler darf auch noch seine Zweite Herren-Mannschaft verstärken. Das ist Wettbewerbsverzerrung in meinen Augen. Selbst Michael Fischer (Trainer SV Rugenbergen Erste Herren) sagte mir mit einem Lächeln auf dem Gesicht, dass auch er diese Regelung für einen Witz hält. Ich gehe sogar soweit, dass wir Unentschieden hätten spielen können, wenn nicht dieser Abräumer von hinten heraus das Spiel aufgezogen hätte. Ich hoffe, dass Sie diese E-Mail zum Anlass nehmen, um sich mit ihren Kollegen bei einer der nächsten Sitzungen mal über diese Themen unterhalten. Es hat ja mittlerweile immer mehr den Anschein, dass die großen Vereine noch mächtiger gemacht werden und noch mehr Vorteile erhalten sollen.“

Zum Sportlichen: Obwohl die SVR-Reserve mit Stürmer Enzo Simon, der sich packende Duelle mit TVH-Verteidiger Tobias Schubring lieferte, eine zweite Leihgabe ihres Oberliga-Teams an Bord hatte, tat sie sich lange schwer. Zwar waren sie optisch und spielerisch überlegen, doch benötigten sie einen Foulelfmeter, um in Führung zu gehen: Bei einem Einwurf, den Lennart Eismann von rechts in den Gäste-Strafraum beförderte, leistete sich der Haseldorfer Tim Ossenbrüggen einen Schubser gegen seinen Gegenspieler, bevor er zum Kopfball hochstieg. Dies ahndete Schiedsrichter Christian Rademacher (vom TuS Borstel) mit einem Elfmeter, bei dem sich TVH-Torwart Nils Heidmann von Torben Böhm verladen ließ – 1:0 (32. Minute). Doch im direkten Gegenzug glichen die Gäste aus: Heiko Jedamski zog von links kommend an Marcel Brilsky vorbei nach innen und satt ab, woraufhin SVR-Keeper Enrico Carl den zwar flatternden, aber keinesfalls unhaltbaren Ball zum 1:1 passieren ließ (33.).

Dies war der Halbzeitstand, wobei sich Galke wenig geläutert zeigte: Der 26-Jährige, der einst mit TVH-Co-Trainer Daniel Pump zusammen zur Schule gegangen war, handelte sich kurz vor der Pause die Gelbe Karte ein – als einziger SVR-Akteur an diesem Tag. Im zweiten Durchgang agierten die Bönningstedter zielstrebiger. Der mit reichlich Fünft- und Sechstliga-Erfahrung ausgestattete Simon (56.), Tim Hamer (65.) sowie erneut Böhm (76.) sicherten den 4:1-Sieg, der nach Ansicht der SVR-Verantwortlichen „noch höher hätte ausfallen können“. So verabschiedet sich die Zweite Mannschaft von Rugenbergen mit neun Punkten in die erneute Corona-Zwangspause, während die Haseldorfer lediglich drei Zähler aufweisen.

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