
Der „Torneum Fußballpark“ ist offensichtlich kein guter Ort für den FC Teutonia 05. Am 23. April 2017 hatten die Kicker von der Kreuzkirche, noch in der Landesliga Hammonia, mit 0:4 beim FC Union Tornesch verloren – noch höher hatten die Teutonen anschließend in einem Pflichtspiel nur am 22. Mai 2018 (0:5 beim VfL Oldenburg in der Aufstiegsrunde zur Regionalliga Nord) das Nachsehen. Am Sonntag blamierte sich das Team von 05-Trainer Sören Titze nun erneut in Tornesch, als es trotz einer 1:0-Führung und langer, doppelter Überzahl – in der 29. und 43. Minute gab es einen Platzverweis gegen die Hausherren – nur ein 1:1-Unentschieden beim Neuling erreichte.
Etwas überraschend rollte, dem Regen zum Trotz, im „Torneum“ auf dem Rasenplatz der Ball. Dort setzte die Heim-Elf auf Konter und vor allem Fabian Knottnerus hatte auf seiner rechten Seite einige Vorstöße, fand dann jedoch für seine Flanken oftmals keinen Abnehmer. So geschehen in der dritten Minute, als Björn Dohrn in der Mitte einen Schritt zu spät kam. Der Tabellen-Zweite aus Hamburg-Ottensen war aber klar tonangebend und legte in der ersten Viertelstunde ein hohes Tempo vor. Die erste Teutonen-Chance besaß Kevin Krottke, der nach einer Linksflanke von Maximilian Fischer das kurze Eck anvisierte, aber an Union-Keeper Norman Baese scheiterte (5. Minute). Kurz darauf versuchte es Nick Guttmann aus 30 Metern mit einem Freistoß direkt, doch Baese lenkte den Ball um den Pfosten herum (8.).
Gerade, als sich die Tornescher etwas vom Teutonen-Druck befreien konnten, ging der Favorit in Führung: Eine weitere Fischer-Linksflanke klärte Kjell Ellerbrock im engen Duell mit Krottke eigentlich „richtig stark“, wie Union-Trainer Thorben Reibe lobte. Allerdings jagte Pascal Eggert den Abpraller aus 20 Metern in den linken Winkel (21.). „Das war ein schönes Tor, aus unserer Sicht aber sehr ärgerlich“, sagte Reibe. Die Hausherren schnupperten am Ausgleich, als eine Knottnerus-Rechtsflanke zwar erneut zu scharf für Dohrn war, aber am langen Pfosten zu Dennis Beckmann gelangte, der erst an Teutonias Torwart Yannick Zummack scheiterte und dann den Abpraller im Liegen links am Ziel vorbei schoss (25.).
In der 29. Minute griff Schiedsrichter Martin Ghafury (vom HSV Barmbek-Uhlenhorst) dann erstmals in seine Gesäßtasche: Ein Stück hinter der Mittellinie sprang der Tornescher Maik Stahnke, der keinesfalls als unfairer Spieler bekannt ist, von hinten in die Beine von Nikolas Mallwitz und sah dafür „Rot“. Die Überzahl verstärkte das Übergewicht des Favoriten natürlich und dreimal lag das 0:2 in der Luft: Erst scheiterte Krottke nach Eggerts Rechtsflanke per Kopf am stark reagierenden Baese (35.). Dann lief Guttmann links Phillip Kuschka davon, fand mit seinem Schuss aber ebenfalls seinen Meister in Baese (36.), der dann auch einen Versuch von Krottke nach einer Hereingabe von der linken Seite festhielt (37.).
Statt 0:2 hätte es dann allerdings plötzlich auch 1:1 stehen können: Bei einer Linksflanke von Beckmann eilte Zummack aus seinem Gehäuse heraus – Mallwitz erwischte den Ball aber so per Kopf, dass er zwischen seinem Keeper und dem eigenen Tor gen rechte Eckfahne flog, wo ihn der heranrauschende Knottnerus noch vor dem Überschreiten der Torlinie erwischte, aus spitzem Winkel aber nur in das Außennetz grätschte (38.). „Spielt ruhiger, wir wollen keinen offenen Schlagabtausch“, lautete daraufhin die eindringliche Aufforderung von Titze an seine Schützlinge. Die nächste gute Chance für die Teutonen gab es, als Davidson Eden den Ball von links in die Mitte flankte, wo Tim Moritz aber vor dem lauernden Krottke klärte (42.).
In der 43. Minute traf Union-Kapitän Jan-Philipp Zimmermann, der nach einer Viertelstunde bereits „Gelb“ für ein Foul an Krottke gesehen hatte, dann an der Außenlinie Dino Fazlic an dessen Fuß. Erst sah es so aus, als ob Ghafury sich vom „Tatort“ entfernen wollte – dann drehte der Referee aber um und zeigte Zimmermann die Gelb-Rote Karte. „Hart, aber vertretbar“ nannte Reibe diese Entscheidung. Neben Mittelfeldmann Maik Stahnke fehlt den Torneschern damit auch Innenverteidiger Zimmermann, wenn sie am kommenden Sonntag, 10. November bei Barmbek-Uhlenhorst gastieren. Dass Ghafury sowie sein Assistent Christopher Kahl für BU pfeifen, soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben – und da auch viele andere Unparteiische für die Leitung des Duells von Tornesch gegen Teutonia infrage gekommen wären, war diese vom Verbandsschiedsrichter-Ausschuss Hamburg vorgenommene Ansetzung zumindest unglücklich, gerade auch für Ghafury sowie Kahl selbst.
In der Kabine forderte Reibe seine Schützlinge auf, „das Ergebnis so lange wie möglich eng zu halten“ – allerdings gab er auch zu: „Gegen diesen mit vielen ehemaligen Regionalliga-Spielern besetzten Gegner hätten wir ganz schnell auch acht oder neun Gegentreffer kassieren können.“ Zur Erinnerung: Nur vier Tage zuvor hatten elf Tornescher eine 0:6-Heimpleite gegen den Spitzenreiter TuS Dassendorf erlitten. Im zweiten Durchgang ließ Baese die Gäste-Akteure aber mit mehreren Glanzparaden verzweifeln. Das Glück des Tüchtigen hatte er, als ein Schuss der Teutonen vom Innenpfosten in das Feld zurücksprang. Derweil beschränkten sich die acht übrig gebliebenen Tornescher Feldspieler keinesfalls nur auf das Verteidigen des eigenen Gehäuses, sondern sie schlugen auch immer wieder mutig den Weg nach vorne ein. Dafür wurden sie belohnt, als Christian Kulicke eine von den Teutonen abgewehrte Flanke aus 28 Metern per Bogenlampe über Zummack hinweg via Lattenunterkante zum 1:1 versenkte (60.). „Das war ein absolutes Traumtor“, betonte Reibe.
Dieses Ergebnis verteidigten die Tornescher bis zum Abpfiff „mit einem überragenden kämpferischen Einsatz“, wie Reibe lobte. In der letzten Minute gab es für die Hausherren sogar noch den dritten Eckstoß in der zweiten Halbzeit. „Spielt ihn kurz und schindet Zeit“, riefen einige Zuschauer gen Spielfeld, auf dem die wackeren Union-Kicker aber andere Pläne verfolgten: Sie schlugen die Ecke hoch in die Mitte hinein und suchten sogar noch die Chance auf den 2:1-Siegtreffer, die sich allerdings nicht mehr ergab. Doch auch das 1:1-Unentschieden nannte Reibe „absolut sensationell“ – und nach zuvor vier Niederlagen in Folge war dieses Remis seiner Meinung nach „auch für die Moral sehr, sehr wichtig“. Während die Tornescher als Tabellen-13. nun fünf Punkte Vorsprung auf die Abstiegszone haben, wuchs für die zweitplatzierten Teutonen der Rückstand auf die Dassendorfer, die durch zwei späte Treffer noch zu einem 2:1-Sieg gegen den Wandsbeker TSV Concordia kamen, auf neun Punkte an.