Landesliga Hammonia: „Wir wären ein verdienter Absteiger“


Mit zehn Punkten nach 22 Partien weist Blau-Weiß 96 Schenefeld aktuell nur drei Zähler mehr auf als zum vergleichbaren Zeitraum der vorletzten Saison 2017/2018, an deren Ende das Team aus der Landesliga Hammonia abstieg. Auch jetzt spricht alles für die sofortige Rückkehr in die Bezirksliga – oder werden die Blau-Weißen, die in der Hammonia-Staffel die derzeitige Corona-Zwangspause als Schlusslicht mit satten elf (!) Punkten Rückstand auf den Tabellen-13. Inter Eidelstedt verbringen, am Ende etwa durch einen Saison-Abbruch gerettet? „Es ist keinesfalls so, dass wir darauf hoffen, auf diesem Wege noch die Klasse halten zu können – nach dem, was wir im bisherigen Saisonverlauf auf dem Platz gezeigt haben, wären wir ein verdienter Absteiger“, fand 96-Fußball-Abteilungsleiter Andreas Wilken bemerkenswert offene Worte, von denen sich andere Vereinsverantwortliche, die darauf spekulieren, aus der Corona-Zwangspause Vorteile für ihr kriselndes Team ziehen und dem Abstieg in eine tiefere Spielklasse entgehen zu können, eine große Scheibe abschneiden könnten.

Am schönsten, daran lässt Wilken keinen Zweifel, fände er es, wenn die Saison regulär beendet werden könnte: „Dadurch, dass die Fußball-Europameisterschaft in den Sommer 2021 verlegt worden ist, haben die nationalen Ligen zusätzlichen Spielraum gewonnen – neben den Profi-Ligen auch die Amateur-Spielklassen. Wenn wir Anfang Mai wieder Land sehen und in die Normalität zurückkehren können, spricht überhaupt nichts dagegen, die Saison regulär zu Ende zu spielen.“ Dabei würde Wilken auch eine Verlängerung der Saison in Kauf nehmen: „Zur Not spielen wir eben bis in den Juli hinein verbunden mit dem Kompromiss, dass die kommende Serie etwas später beginnt. Wir befinden uns nun einmal in einer außergewöhnlichen Situation, die außergewöhnliche Maßnahmen erforderlich macht.“

Für den Fall, dass dies nicht möglich sein sollte und die Saison abgebrochen werden muss, möchte Wilken „nicht in der Rolle der Verantwortlichen des Hamburger Fußball-Verbandes stecken“. Die Frage, wie er in Bezug auf die Auf- und Abstiegsregelung verfahren würde, beantwortete der Schenefelder Fußball-Abteilungsleiter wie folgt: „Möglicherweise wäre es dann die fairste Lösung, den Punkte-Quotienten über die Abschlussplatzierung entscheiden zu lassen.“ Auf sein Team bezogen, fügte er hinzu: „Natürlich wäre es eine blöde Situation, abzusteigen, obwohl noch acht Saisonspiele offen waren. Aber wir müssen auch ganz ehrlich sein und sagen, dass wir nach 22 Partien erst zehn Punkte auf unserem Konto haben und der Rückstand auf das rettende Ufer bereits elf Zähler beträgt – deshalb wäre der Abstieg in die Bezirksliga etwas, mit dem wir leben müssten und es auch könnten, weil er vielleicht sogar sinnvoll wäre.“

Unstrittig ist, dass die Schenefelder im bisherigen Saisonverlauf unter großem Verletzungspech litten, weshalb 96-Trainer Mathias Timm immer wieder personell improvisieren musste. Ein Abstieg wäre, das stellte Wilken klar, „kein Beinbruch“, was er wie folgt begründete: „Wir verfolgen weiter unsere eigene Philosophie, und die besagt unabhängig von unserer Spielklasse, dass wir auf Schenefelder Jungs setzen. In unserem aktuellen Liga-Kader stammen mit zwei Ausnahmen alle Spieler aus unserer Jugend – und von diesem Weg werden wir nicht abrücken.“ Finanzielle Probleme bereitet die derzeitige Corona-Zwangspause den Fußballern von Blau-Weiß 96 laut Wilken nicht. Der 51-Jährige „fühlt aber absolut mit“ bei den Vereinen, denen die Spielausfälle zu schaffen machen: „Nehmen wir einmal als Beispiel den TuS Osdorf, der stets viele Zuschauer hat und mit den daraus resultierenden Einnahmen kalkuliert hat, jetzt aber plötzlich wochenlang keine Heimspiele austragen darf – die Verantwortlichen dieser Klubs tun mir leid.“

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