
Wohl selten erlebt man eine Partie, in der sich zwei Halbzeiten derart voneinander unterscheiden, wie es sich im Spiel zwischen dem FC Alsterbrüder und dem SC Sperber ereignete.
Beide Mannschaften mussten aus unterschiedlichsten Gründen auf so einige Stammkräfte verzichten und so durfte man vor Beginn des Spiels auf dem Kunstrasenplatz an der Gustav-Falke-Straße mit einem engen Spielausgang rechnen.
Die sich in dieser Saison bisher sehr gut präsentierenden Gäste aus Alsterdorf ließen dann aber im ersten Spielabschnitt wirklich alles vermissen, was nach engagiertem Fußball aussah. Ohne Körpersprache, ohne Angriffsaktionen, dafür aber mit teilweise haarsträubenden Fehlern in der Spieleröffnung standen sie dem viel frischer und engagierteren Auftreten der Alsterbrüder nahezu hilflos gegenüber. So hatten die Hausherren einen ganzen Strauß voll hochkarätiger Torgelegenheiten, die sie aber mehr als fahrlässig liegenließen. Luca Drude (5./20./23.), Dominik Seeger (10.), Maximilian Heine (41.), Joaquin Alvarez (30.) und Stephan Wulf (42.) hießen die Protagonisten, die das Tor einfach nicht trafen.
Sperbers Keeper Christoph Möhring verletzte sich nach 13 Minuten, als der etwas übereifrige Alvarez ihn bedrängte, und statt mit einer Gelben Karte noch mit einem Eckball belohnt wurde. Möhring musste minutenlang auf dem Platz behandelt werden, biss dann, bös angeschlagen, die Zähne zusammen und hielt tatsächlich bis zum Ende durch.
Dass dann in der fünften Nachspielminute der ersten Halbzeit doch noch das 1:0 durch einen Treffer von Stephan Wulf fiel, überraschte schon beinahe eingedenk der zuvor vergebenen Chancen. Bei den überfordert wirkenden Gästen brachte es Benjamin Baarz mit einem Freistoß aus 23 Metern, der links ans Außennetz ging, zum tatsächlich einzigen Torabschluss (45.+3).
Statt mit einer 4 oder gar 5:0 Führung für die Gastgeber ging es also mit dem schmalen 1:0 in die Kabinen. Dort muss dann Sperbers Coach Ingo Glashoff deftige, aber wohl auch die richtigen Worte gefunden haben, um dem Kollektivversagen seiner Truppe ein Ende zu bereiten. Zudem nahm er einige Umstellungen vor, die sicherlich auch ein Grund für das in den zweiten 45 Minuten komplett andere Auftreten der Raubvögel waren.
Dass die Rote Karte für Alsterbrüder-Akteur Maximilian Heine nach überhartem Einsteigen gegen Frank Henniger (47.) sein Übriges tat, um nun ein völlig anderes Spiel zu sehen, ist unumstritten.
Nun spielte nur noch der SC Sperber, der dann auch nach 55 Minuten durch Manuel Henkel, dem Torwart Felix Beyer bei einer Abwehr den Ball in die Füße gespielt hatte, zum 1:1 Ausgleich kam. Henkel erkannte die Situation und vollendete aus 35 Metern ins verwaiste Tor. Nur fünf Minuten später setzte sich Malte Burmester über rechts durch, flankte, bei einem Alsterbrüder Spieler zuckte die Hand heraus und Schiedsrichter Flynn Zuck zeigte auf den Punkt. Marco Heydorn verwandelte sicher zum 2:1 für die Gäste, die hinten gar nichts mehr zuließen und allmählich zu Normalform fanden. So auch Frank Henniger, der nach Doppelpass mit Benjamin Baarz aus 14 Metern links neben das Tor traf (61.). Sperbers Linksverteidiger Stefan Ruhm traf mit einem Freistoß aus 40 Metern nur die Latte (73.). Der Druck der Gäste nahm zu. Bei den Hausherren, die sich wohl im ersten Durchgang ein wenig übernommen hatten, ging zu Zehnt nichts mehr. Ein Ballgewinn durch Sperbers Jonas Popp hinten auf der rechten Abwehrseite brachte Malte Burmester ins Spiel, der schnell auf Heydorn durchsteckte, der dann einen Abwehrspieler abschüttelte und am machtlosen Torwart Felix Beyer vorbei auf 3:1 erhöhte (80.). 60 Sekunden später erhöhte Burmester mit der ihm eigenen Robustheit rechts im Sechzehner auf 4:1, dem Marco Heydorn mit seinem dritten Treffer nach Flanke von Stefan Ruhm das 5:1 folgen ließ (86.). Sein eingewechselter Bruder Nico Heydorn blieb sein erster Saisontreffer knapp verwehrt. Sein feiner Lupfer über Torwart Beyer hinweg, konnte im allerletzten Moment von der Torlinie gekratzt werden (88.).
Ein denkwürdiges Spiel ließ jubelnde Sperberaner zurück, denen eine gute Halbzeit reichte und bezüglich Chancenverwertung ihrem Gegner um Einiges überlegen waren.
hvp