
Neues Jahr, neues Glück. So ließe sich in äußerst knappen Worten die momentane Situation beim FC Kickers Hamburg (13.) beschreiben. Dabei steht weniger der Start in die Rückserie am kommenden Wochenende im Vordergrund, als die weiterhin schwere Bürde, hauptverantwortlicher Trainer des durch diverse Schlagzeilen vorbelasteten Fußballvereins zu sein. Doch der aktuelle FCK-Trainer Yusuf Senay sieht das Amt des Übungsleiters vielmehr als eine persönliche Berufung: „Ich habe eine Frau, gesunde Kinder und eine Arbeit, die es mir möglich macht meine Familie zu ernähren. Dass ich nebenbei noch als Trainer aktiv bin, zeigt letztlich doch nur, dass ich in meiner Freizeit bereit bin, mein fußballerisches Wissen an die jüngere Generation weiterzugeben.“ Selbst nach dem Weggang von ehemaligen Stammspielern wie Tony Alves Salgado, Baris Kangal, Tonio Gürbüz und Sven Gehrke, die ihre Kündigung vor der Partie gegen die Panteras Negras im Dezember einreichten, spielt Senay keineswegs mit dem Gedanken die Flinte ins Korn zu werfen. „Auch nach den sehr unschön verlaufenen Abgängen einiger meiner Spieler, sehe ich derzeit keinen Grund die Mannschaft vom Spielbetrieb der Kreisliga abzumelden. Die Trainingsbeteiligung ist gut und meine Jungs sind gewillt – und haben auch das Potential –, um sich bis zum Ende gegen den Abstieg zu stemmen. Dennoch wäre ich auch nicht enttäuscht, wenn wir es am Schluss doch nicht packen würden. Im Vordergrund steht immer noch der Spaß“, so der Kickers-Coach weiter.
Doch eigentlich hätte Senay allen Grund dazu, sein Engagement an der Marckmannstraße zu beenden. Denn die sportlichen Bedingungen unter denen das Team trainieren und spielen muss sind weiterhin katastrophal: Kein warmes Wasser in den Duschräumen, ständige Platzsperren, keine offenen Gästekabinen an den Spieltagen. Zudem vergeht kaum eine Woche, wo nicht wieder eine neue Rechnung oder eine weitere Mahnung im Briefkasten der Kickers landet. Eine Tatsache, die Senay beinahe verzweifeln lässt: „Die Schulden, die mein Vorgänger und ehemalige FCK-Präsident Herr Assiaw dem Verein überlassen hat, sind natürlich auch weiterhin an die Vereinsadresse adressiert. Dass hier mittlerweile andere Leute tätig sind, interessiert keinen Gläubiger und natürlich auch nicht den Verband, denn die Schulden sind ja weiterhin da.“
Sowieso ist Senay nicht gut auf den ehemaligen Kickers-Präsidenten John Kwesi Assiaw zu sprechen. Ein Gespräch unter vier Augen, das die bestehenden Unstimmigkeiten aus dem Weg schaffen sollte, erwies sich Ende letzten Jahres als „reine Zeitverschwendung“, wie Senay gegenüber SportNord äußert. „Nicht nur, dass Herr Assiaw meint, er hätte mit der finanziellen Misere beim FCK nicht das Geringste zu tun, sondern auch die Tatsache, dass er hinter meinem Rücken an meine Spieler herantritt und sie dazu überreden möchte einem neuen Verein, den er angeblich noch in diesem Jahr gründen will, beizutreten, lassen mich mehr als nur ärgerlich werden“, schimpft Senay.
Doch auch die Zusammenarbeit mit dem FTSV Lorbeer-Rothenburgsort, mit dem sich die Kickers das Trainingsgelände an der Marckmannstraße teilen, gestaltet sich schwierig. „Die Kommunikation verläuft auf einem sehr reduzierten Mindestmaß, so dass sich der Verdacht aufdrängt, dass man uns hier regelrecht rausekeln möchte. Doch ich lasse mich von meinem Vorhaben hier etwas bewirken zu können nicht abbringen“, ergänzt der Kickers-Coach. Zu allem Überfluss müssen die Kickers und der FTSV momentan auf den Platz an der Slomannstraße auf der Veddel ausweichen, da das zuständige Bauamt den Platz an der Marckmannstraße für rund drei Monate als nicht begeh- bzw. bespielbar erklärt hat.
Am kommenden Wochenende – sofern es die Witterungsbedingungen zulassen sollten – trifft der FC Kickers, in einem Nachholspiel des 17. Spieltages, auf das Tabellenschlusslicht der Kreisliga 4, den bisher noch sieglosen FC Welat Spor (16.). „Der FC Welat Spor ist eine imponierende Mannschaft und ich habe großen Respekt vor meinen kurdischen Landsleuten, dass sie die Saison – obwohl sie bisher nur einen Punkt aus ganzen sechzehn Partien geholt haben – so diszipliniert zu Ende spielen wollen. Das zeugt von einem großen Kampfgeist und deshalb wäre ich nicht wirklich böse, wenn sie ihren zweiten Punkt ausgerechnet gegen uns holen