
Vor über fünf Jahren, als der VfB Lübeck auch in seiner zweiten Saison nach dem sofortigen Wiederaufstieg aus der Oberliga Schleswig-Holstein in der Regionalliga Nord eine gute Rolle spielte, vermeldeten die Verantwortlichen die Verpflichtung von Rolf Landerl als neuem Trainer (SportNord berichtete, siehe unten stehenden Link). Im Juli 2016 nahm der Österreicher seine Arbeit auf, die er so gut machte, dass die Grün-Weißen im Sommer 2020 in die Dritte Liga aufstiegen.
Nachdem am Montagabend der sofortige Wiederabstieg in die Regionalliga traurige Gewissheit geworden war, vermeldete VfB-Pressesprecher Christian Jessen nun am Mittwochabend auf der Internet-Seite des Klubs offiziell, dass der am 30. Juni auslaufende Vertrag von Landerl nicht verlängert wird. Gerüchten zufolge ist Benjamin Duda (32), der seinen im Sommer auslaufenden Kontrakt beim Viertligisten VfV Borussia 06 Hildesheim nicht verlängern wird, ein heißer Nachfolge-Kandidat.
Hier der Wortlaut der Mitteilung auf der Internet-Seite des VfB Lübeck:
„Mit dem seit Montagabend feststehenden Abstieg aus der Dritten Liga endet auch eine Ära beim VfB Lübeck. Trainer Rolf Landerl wird am Samstag im Spiel beim FC Hansa Rostock zum letzten Mal in einem Punktspiel auf der Bank der Grün-Weißen sitzen. Der Vertrag mit dem 45-jährigen Österreicher, der seit dieser Saison auch Rekord-Trainer der Grün-Weißen ist, wird für die Regionalliga nicht verlängert. Diese schon vor einigen Wochen getroffene Entscheidung hatte Landerl vor kurzem bereits selbst öffentlich verkündet.
Nach insgesamt fünf Jahren als Trainer und zwei als Spieler, die überwiegend erfolgreich verlaufen sind, ist diese Trennung für alle Beteiligten kein leichter Schritt. Den Neuaufbau, der in der neuen Saison für den VfB anstehen wird, auch auf der Trainerposition in andere Hände zu legen, war letztlich eine Entscheidung des Vereins aus perspektivischen ebenso wie aus wirtschaftlichen Beweggründen.
Landerl selbst erklärt dazu: „Nach fünf Jahren blicke ich auf eine ereignisreiche Zeit bei einem Traditionsverein zurück. Durch harte Arbeit hatten wir unser großes Ziel Dritte Liga erreicht. Nach einer Saison, die uns sehr viel abverlangt hat und die wir leider nicht erfolgreich beenden konnten, werde ich etwas Abstand gewinnen müssen, um die Geschehnisse meiner letzten Saison richtig einzuordnen. Fest steht aber, dass ich die grün-weißen Farben des VfB immer im Herzen tragen werde. Ich wünsche allen Grün-Weißen eine erfolgreiche Zukunft!“
„Wir haben Rolf in diesen sieben Jahren als Trainer, als Spieler und als Mensch schätzen gelernt“, sagt der VfB-Vorstandsvorsitzende Thomas Schikorra. „Wir haben uns mit ihm in den vergangenen Jahren weiterentwickelt, genauso wie auch er sich als Trainer bei uns gut entwickeln konnte. Auch wegen Landerls totaler Identifikation mit unserem Verein war es eine Freude, mit ihm zusammenzuarbeiten. Seinen Anteil an der positiven Entwicklung des VfB kann auch der Abstieg nicht trüben. Wir wussten, was wir an ihm haben, und haben ihm auch deshalb auch in weniger erfolgreichen Phasen immer den Rücken gestärkt. Landerl wird beim VfB Lübeck immer in sehr guter Erinnerung bleiben, und wer weiß, wo sich unsere Wege in Zukunft wieder kreuzen werden.“
„Der VfB hat mit Landerl als Trainer fünf überwiegend gute Jahre erlebt, und die Mannschaft hat sich unter seiner Leitung in der Regionalliga auch Jahr für Jahr verbessert“, erklärt auch VfB-Sportdirektor Rocco Leeser. „Sich nun anders auszurichten, ist in erster Linie eine Entscheidung für einen echten Neuaufbau und keine gegen Landerl.“ Gleichzeitig erklärt der Niederländer auch noch einmal, warum es aus Vereinssicht richtig war, keinen vorzeitigen Trainerwechsel vorgenommen zu haben. „Dass wir trotz der sportlich schwierigen Situation bis zum Ende dieser Saison an ihm als Trainer festgehalten haben, zeigt, dass wir grundsätzlich Vertrauen in seine Arbeit hatten“, so Leeser. „Landerl hat die Mannschaft immer erreicht, hat ihr Ruhe und Vertrauen vermittelt und es verstanden, in kritischen Situationen auch den Druck zu nehmen. Auch wenn nicht alles perfekt gelaufen ist, waren wir nie der Meinung, dass es ein anderer Trainer in dieser Situation besser gemacht hätte.“
Der gebürtige Wiener Landerl war im Jahr 2009 erstmals nach Lübeck gekommen und verstärkte als Spieler mit jahrelanger Erstliga-Erfahrung in fünf europäischen Ländern eine junge VfB-Mannschaft. Der Pokalerfolg gegen den Bundesligisten 1. FSV Mainz 05 (2:1 nach Verlängerung) und die erfolgreiche Saison 2010/2011, in der die damals noch neue Dritte Liga erstmals ins Visier des VfB kam, bleiben auch mit seinem Namen verbunden. Fünf Jahre nach seinem Abschied kehrte Landerl, inzwischen mit der UEFA-Pro-Lizenz ausgestattet, als Cheftrainer an die Lohmühle zurück. In der Regionalliga trieb er den sportlichen Teil der Professionalisierung voran und machte aus einem semiprofessionellen Team einen Aufstiegsanwärter. Nach zwei vierten Plätzen und einem knapp verpassten Aufstieg 2019 gelang im vergangenen Jahr der ersehnte Sprung in die 3. Liga. Zudem wurde im Sommer 2019 der SHFV-Pokal gewonnen. Neben dem sportlich erfolgreichen Weg kam Rolf Landerl mit seiner offenen, emotionalen Art auch bei Spielern, Verantwortlichen und Fans gut an.
Mit insgesamt fünf Jahren im Amt und 165 Punktspielen unter seiner Verantwortung ist Landerl in allen denkbaren Kategorien inzwischen Rekordhalter auf der Trainerposition beim VfB. Die entsprechende Ehrung wurde ihm im Dezember zuteil, nachdem er Kurt Krause als den Trainer mit den meisten Spielen in einer Amtszeit nach knapp 50 Jahren abgelöst hatte.
Die Nachfolge Landerls wird der Verein nach Ende der Saison regeln. Eines ist aber bereits sicher: Bis Landerls Rekordmarken erreicht werden, wird es lange dauern.
Danke, Rolf für insgesamt sieben Lohmühlen-Jahre. Wir wünschen Dir für die Zukunft alles Gute. Auf der Lohmühle bist Du zu jeder Zeit immer herzlich willkommen!“