
Keine guten Erinnerungen hatte Christian Sommer an den TSV Sasel II: Am 25. April 2012 hatte er noch als Spieler des TSV Uetersen II im Achtelfinale des II. Liga-Pokals, wie der Pokalwettbewerb des Hamburger Fußball-Verbandes für Reserve-Teams damals hieß, neben einer 0:5-Klatsche auch eine klaffende Platzwunde am Kopf erlitten (SportNord berichtete, siehe unten stehenden Link) ‒ die Narbe ist noch heute sichtbar. Mehr als sechseinhalb Jahre später empfing Sommer am Sonntag als Coach von Rasensport Uetersen II im Achtelfinale des Holsten-Pokals die Saseler Reserve. Wiederum hatte das Parkweg-Team das bessere Ende für sich, denn es triumphierte mit 4:1. Während Sommer dieses Mal immerhin ohne Verletzung blieb, erklärte TSV-Trainer Robin Hüttig: „Wir haben in der Anfangsphase bei unseren schnellen Treffern das Glück des Tüchtigen gehabt, das Spiel dann aber auch konsequent durchgezogen ‒ das war ein schöner Jahresausklang.“
Schiedsrichter Claus-Dieter Köhler (vom SV Rugenbergen), der kurzfristig den eigentlich angesetzten Referee Ayhan Simsek (FC Union Tornesch) ersetzt hatte, erklärte den Rasenplatz an der Jahnstraße für bespielbar, obwohl er von zahlreichen Pfützen übersät war und es weiter regnete. TSV-Trainer Robin Hüttig empfand die Bedingungen zwar „nicht als irregulär“, stellte aber auch klar: „An einigen Stellen des Platzes war es grenzwertig.“ Nachdem die Uetersener in der sechsten Minute vergeblich auf Elfmeter reklamiert hatten ‒ der 72-Jährige Köhler entschied auf Weiterspielen ‒, gingen kurz darauf die Gäste in Führung. Pablo Esteban Cardoso zirkelte einen Eckstoß stark auf den ersten Pfosten, wo Fabian Bings ihn zum 0:1 einköpfte (8. Minute). Kurz darauf kam es noch besser für die TSV-Reserve, als ein Freistoß von Pablo Esteban Cardoso noch einmal aufsprang und dann zum 0:2 im Netz zappelte (13.). „Die Saseler waren wirklich stark bei Standardsituationen“, lobte Sommer den Gegner.
In der 17. Minute hätten die Gäste beinahe auch aus dem Spiel heraus getroffen: Einen Versuch von Lars Oppermann ließ Rasensport-Keeper Andre Huppertz zur Seite abprallen und den Nachschuss setzte Gideon Friedrich aus spitzem Winkel an den Pfosten. Nach einer halben Stunde war es dann aber soweit und die Saseler konnten zum dritten Mal jubeln: Vor der Ausführung eines Eckstoßes hatte Köhler alle Beteiligten bereist energisch ermahnt, „keine Textilvergehen zu begehen“. Weil der Uetersener Patrick Laube aber trotzdem weiter am Jersey von Friedrich zerrte, während Pablo Esteban Cardoso den Eckstoß bereits ausführte, zeigte Köhler konsequenterweise auf den ominösen Punkt. Christopher Doß verwandelte den Strafstoß mithilfe des linken Innenpfostens zum 0:3 (31.). Kurz darauf hätte es auch auf der anderen Seite einen Elfmeter geben müssen, wie selbst die TSV-Verantwortlichen zugaben ‒ doch als der agile Nils-Marvin Schwarz im Gäste-Strafraum von Friedrich umgesenst wurde, blieb Köhlers Pfeife stumm (35. Minute).
Nachdem ein weiterer Freistoß von Pablo Esteban Cardoso an die Latte gesprungen (41.) und ein Saseler Tor von Lukas Lauts nach starker Vorarbeit von Stephen Kwesi Arthur wegen einer Abseitsstellung nicht anerkannt worden war (44.), wurden die Seiten beim Stand von 0:3 gewechselt und Sommer klagte: „Niemand wusste, warum wir so deutlich zurücklagen ‒ denn aus dem Spiel heraus hatten die Saseler genau so wenig Chancen wie wir.“ In der Pause stellte Sommer von der anfänglich gewählten, defensiven 4-5-1-Formation auf das „gewohnte“ 4-2-3-1-System um und erfreut fest: „Damit lief es für uns deutlich besser.“ Nach einer guten Stunde rettete TSV-Torwart Pascal von Borgstede stark gegen Schwarz (61.), ehe der Keeper eine Flanke der Uetersener, die allerdings auch abgerutscht war, unterlief, woraufhin Schwarz am zweiten Pfosten zum 1:3 einköpfte (64.).
„Wir haben aber zügig die passende Antwort gefunden“, freute sich Hüttig darüber, dass sein Team den sicheren Drei-Tore-Vorsprung zehn Zeigerumdrehungen später wieder herstellte: Einen ersten Schuss von Arthur, der nach seiner früh erfolgten Einwechslung (für den verletzten Bings) ein belebendes Element war, wehrte Huppertz ab. Dann versuchte es Lauts von halblinks aus 25 Metern und Huppertz lenkte den Ball suboptimal schräg nach vorne, woraufhin Arthur von halbrechts aus flach zum 1:4 in das lange Eck einschob. Dies war der Endstand, wobei es noch eine Gelb-Rote Karte für den Uetersener Laube gab, der einen Ball an der Mittellinie mit seiner Hand spielte und damit einen Gäste-Konter unterband. „Angesichts unserer zahlreichen Ausfälle hätte ich es begrüßt, wenn das Spiel ausgefallen wäre“, so Sommer, der das Pokal-Aus aber gelassen nahm: „Dieser Wettbewerb ist nur ein Zubrot ‒ die Liga ist uns deutlich wichtiger.“ Ganz anders ist die Sichtweise von Hüttig: „Wir spielen im Holsten-Pokal mit, um ihn zu gewinnen“, sagte der TSV-Trainer selbstbewusst.