Bezirksliga West: Sieben Tore und reichlich Diskussionen


Als der FC Elmshorn im Mai 2013 Hamburger Meister wurde, kickte der Hetlinger MTV noch in den Niederungen der Kreisklasse. Gute Sechs Jahre, zwei Hetlinger Aufstiege sowie einen Rückzug und einen Abstieg des FCE später trafen die beiden Teams nun am Sonntag erstmals in einem Pflichtspiel aufeinander, Und weil die Hetlinger vor dem Anpfiff fünf Punkte mehr aufwiesen, war klar, dass sie, unabhängig vom Ergebnis, auch nach dem Abpfiff im Klassement der Bezirksliga West noch vor den Krückaustädtern stehen würden.

In der Blitztabelle rückten die Elmshorner in der 26. Minute bis auf zwei Zähler an ihren Gegner heran. Gefährlich nahe kamen sich auf dem Platz auch einige Akteure, denn der Führungstreffer der Gäste hatte einige unschöne Worte und Schubsereien zur Folge. Das Ganze kam wie folgt zustande: Nach einem Steilpass lief der Elmshorner Nino Lappanese von rechts kommend in den Hetlinger Strafraum hinein und wollte links an Lasse Wolff vorbeiziehen. Der HMTV-Torwart warf sich ihm mutig in den Weg und stoppte mit seiner rechten Hand den Ball (von den FCE-Verantwortlichen an der Seitenlinie waren deshalb schon Unmutsbekundungen zu vernehmen), ehe Lappanese dem Keeper auf den Arm trat. Deshalb blieb Wolff mit Schmerzen liegen und konnte das Spielgerät nicht sichern. Lappanese setzte nach, blieb aber mit dem Ball an den Hetlingern Christopher Haase und Fabian Ecke hängen. So kam die Kugel zu FCE-Spielertrainer Dennis Usadel, der sie in das verwaiste Gehäuse lupfte (26. Minute).

Während die Hetlinger wütend protestierten und Wolff von Physiotherapeutin Franziska Friese verarztet wurde, besprach sich Schiedsrichter Peter Kohlert (VSG Stapelfeld) mit seinem Assistenten – und erkannte das Tor an. „Übt ihr solche unfairen Dinge im Training?“, rief der Hetlinger Rechtsaußen Tim Eberle in Richtung der Gäste-Bank. Ganz glücklich schienen auch die FCE-Trainer Süleyman Karakaya und Hauke Schmidt nicht mit der Entstehung ihres Führungstreffers zu sein, während ein Elmshorner Anhänger den HMTV-Kickern anbot, ihnen „Taschentücher zu bringen“. Die „passende Antwort“ bejubelte die Hetlinger Bank, als Jan-Luca Bruckmann sich links einen Schnittstellenpass von Dominik Zink erlief, an Gäste-Keeper Alan Kado vorbeizog und im Nachsetzen zum 1:1 ausglich (39.). Wieder fielen böse Worte – unter anderem von einem gesperrten FCE-Spieler, der die Partie als Zuschauer verfolgte und sich nicht einmal von den Offiziellen seines Vereins beruhigen ließ. Sportliche Höhepunkte gab es zunächst nicht mehr, weshalb das 1:1 bis zur Pause Bestand hatte.

Nach dem Seitenwechsel hatten die Elmshorner fußballerisch klare Vorteile: „Wir sind in der zweiten Halbzeit eine Viertelstunde lang gar nicht präsent gewesen“, gab HMTV-Trainer Patrick Bethke zu. Nach einem vom eingewechselten Hetlinger Jan Jania suboptimal ausgeführten Freistoß schalteten die Gäste blitzschnell um und Daniel Witt, der sich übrigens während der besagten Diskussionen als vorbildlicher Schlichter präsentiert hatte, brachte sein Team mit einem satten Schuss in das lange Eck erneut in Front (51.). Als im „Klein-Klein-Spiel“ (Bethke) auch noch Dominik Zink einen Ball vertändelte, bauten die Gäste ihren Vorsprung sogar aus: Erneut war es der 39-Jährige Usadel, der das 1:3 erzielte (68.). Dann profitierten die Hetlinger aber von den Umstellungen, die Bethke vorgenommen hatte, und wendeten mit drei Toren innerhalb von acht Minuten das Blatt zu ihren Gunsten. Bruckmann nach einem Pass des eingewechselten Maximilian Wichern (76.) sowie Caner Arda, der sich nach einem Zuspiel von Julian Moldenhauer noch einmal um einen FCE-Verteidiger herumdrehte (79.), egalisierten zunächst zum 3:3. Dann war es erneut Bruckmann, der nach Vorarbeit von „Joker“ Nicolas Paschke abermals an Kado vorbeizog und seinen Dreierpack perfekt machte (83.).

Interessant: Nach einem 2:1 gegen den SC Pinneberg und einem 1:0 beim SC Egenbüttel gewannen die Hetlinger auch ihr drittes Bezirksliga-Saisonspiel mit einem Tor Vorsprung: „Wir haben Herz gezeigt und verdient gewonnen“, frohlockte Bethke. Der Landesliga-Absteiger Elmshorn wartet dagegen mit nur einem Zähler auf seinem Konto weiter auf den ersten Saisonsieg; können die FCE-Kicker die Leistung, die sie im Deichstadion über weite Strecken in den ersten 70 Minuten zeigten, zukünftig in der kompletten Spielzeit abrufen, sollte der erste Pflichtspiel-Sieg im Jahr 2019 aber nicht mehr lange auf sich warten lassen.

 Redaktion
Redaktion Artikel