
Andre-Pierre Gignac, Zlatan Ibrahimovic, Grafite: Die Liste der prominenten Hacken-Torschützen der letzten Jahre ist lang und sie könnte beliebig ergänzt werden – beispielsweise um Rabah Madjer, der 1987 das Finale des Europapokals der Landesmeister gegen den FC Bayern München und zugunsten seines FC Porto mit der Hacke entschieden hatte. Keinen internationalen Titel, immerhin aber den ersten Heimsieg in der Oberliga Hamburg in der Vereinsgeschichte bescherte Björn Dohrn am Sonntag seinem FC Union Tornesch, als er in der Nachspielzeit des Duells mit dem diesjährigen Mitaufsteiger Bramfelder SV den Ball mit seiner Hacke zum 2:1-Siegtor versenkte. „Das hat er überragend gemacht“, strahlte Union-Trainer Thorben Reibe, der „sehr glücklich“ darüber war, dass sein Team nach zuvor drei Unentschieden im „Torneum Fußballpark“ nun im vierten Anlauf endlich den ersten Saison-Heimsieg feierte.
Dohrn gelang dabei nicht nur ein später, sondern auch ein früher, kaum weniger schöner Treffer: Bei einem langen Pass von Fabian Tiedemann spekulierte der Stürmer richtigerweise darauf, dass ihn ein Gäste-Verteidiger nicht erreichen würde, woraufhin Dohrn den Ball aus spitzem Winkel und vollem Lauf über BSV-Keeper Victor Medaiyese hinweg in das Netz lupfte (7. Minute). „Das war ein sensationelles Tor“, betonte Reibe. Doch wie gewonnen, so zerronnen: Im direkten Gegenzug verpasste es Tim Moritz, einen Ball zu klären: Im Bemühen, ihn nicht auf Kosten eines Eckstoßes in das Tor-Aus springen zu lassen, verlor der Union-Verteidiger das Spielgerät an einen Bramfelder, der es noch einmal querlegte zu Robin Polzin – 1:1 (10. Minute). „Da war der Gegner zum ersten Mal in unserer Spielfeldhälfte und hat gleich getroffen“, haderte Reibe.
In der Folge spielte sich das Geschehen vornehmlich im Mittelfeld sowie vor dem Gäste-Gehäuse ab. Dennis Beckmann mit einem 18-Meter-Flachschuss (25.) und Dohrn per Kopf (45.) scheiterten jeweils am gut reagierenden Medaiyese. Auf der Gegenseite hatte Union-Torwart Norman Baese kein Problem mit einem Schuss von Raoul Bouveron (40.). Im zweiten Durchgang hätte es beinahe wieder ein schnelles Dohrn-Tor gegeben, doch nach einem Freistoß von Maik Stahnke von der linken Seite, den Tiedemann mit einem guten Antritt herausgeholt hatte, fand der Torjäger mit einem Kopfball aus fünf Metern erneut seinen Meister in Medaiyese, der die Kugel im kurzen Eck sogar festhielt (48.). Dann schien die Partie zugunsten der Hamburger zu kippen: „Wir haben phasenweise zu passiv agiert, das hat mir gar nicht gefallen“, betonte Reibe. Viel mehr als ein Schuss von Cedric Stoppel, den die Bramfelder Trainer Carsten Henning und Mirko Schulz in der Pause für Milos Ljubisavljevic eingewechselt hatten, kam bei den Bemühungen der Gäste aber nicht zustande – und diese Prüfung bestand Baese sicher (56.).
Dann kam die folgenschwere 58. Minute: Einen hohen Ball, den Dohrn verlängert hatte, wollte der Bramfelder Bilali Paraiso klären – allerdings nicht mit dem Kopf, sondern mit seinem Fuß, den er dafür in einer Höhe von rund 1,80 Metern hatte und mit seinem Knie sowie seinem Bein den Tornescher Philipp Kuschka im Gesicht traf. Niemand will dem Bramfelder Absicht bei dieser an Kung Fu erinnernden Aktion unterstellen, doch war sein Bein klar zu hoch, weshalb der erfahrene Schiedsrichter Falah Abed Saad (vom VfL 93 Hamburg) auch sofort „Rot“ zückte (58.). Neben Mitspielern und Union-Physiotherapeut Christian Rochlitz beugten sich auch einige Bramfelder über Kuschka, der nach einer Behandlung laufend den Platz verlassen konnte, aber mit Kopfschmerzen und einem blauen Auge ausgewechselt werden musste. „Wir hoffen und glauben aber, dass er keine schlimmeren Verletzungen erlitten hat“, erklärte Reibe, der für den Verletzten Kjell Ellerbrock in die Partie brachte. Den ebenfalls fälligen Freistoß schoss Maik Stahnke flach auf das Tor, wo ihn Medaiyese unter sich begrub (61.).
In der Folge kippte die Partie wieder zugunsten der Tornescher, die in Überzahl Gas gaben. „Vor allem in den letzten zehn Minuten waren wir richtig am Drücker“, berichtete Reibe, der „teilweise ein wahres Scheibenschießen“ sah. In der Nachspielzeit klärten die Gäste einen Eckstoß zunächst, doch Fabian Knottnerus spielte den Ball erneut in die Mitte, wo ihn Dohrn wie eingangs erwähnt per Hacke in das Netz lenkte (91.). „Durch so einen späten Treffer zu gewinnen, ist natürlich sehr emotional und besonders schön“, befand Reibe, der den Sieg „über 90 Minuten gesehen verdient“ nannte. Während die Tornescher mit nun neun Punkten als Rang-Neunter erstmals in ihrer Geschichte in der oberen Tabellenhälfte von Hamburgs höchster Klasse stehen, verloren die Bramfelder auch ihr viertes Auswärtsspiel in dieser Saison. So verharren sie bei vier Zählern und rutschten vom dritt- auf den vorletzten Platz ab.