Bezirksliga Süd: Inter-Spieler traurig über Abbruch


Am Sonntag wurde in der Bezirksliga Süd die Partie des 21. Spieltages zwischen dem SV Wilhelmsburg (neunter Platz, 25 Punkte) und Inter 2000 (sechster Rang, 28 Zähler) nach rund 70 Minuten vom Schiedsrichter abgebrochen. Die Partie war zuvor äußerst spektakulär verlaufen: Die Wilhelmsburger hatten nach 23 Minuten mit 3:0 geführt, ehe Inter zum 3:3-Pausenstand egalisierte und kurz nach dem Seitenwechsel selbst in Führung ging. Darauf folgten drei SVW-Treffer am Stück zum 6:4.


Kaveh Raschidy, stellvertretender Mannschaftsführer von Inter 2000, nahm auf Nachfrage von SportNord Stellung zu den Geschehnissen:

„Meiner Meinung nach waren alle Spieler und Verantwortlichen darüber, dass die Partie rund 20 Minuten vor ihrem eigentlichen Ende abgebrochen wurde, verwundert. Wir hatten zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass die Situation eskalieren oder es für irgendjemanden gefährlich werden könnte. Fakt ist, dass wir Pech mit der Ansetzung des Schiedsrichters hatten, denn er hatte das Spiel von Anfang an nicht im Griff und hat mit seinen mitunter kuriosen Entscheidungen beide Mannschaften benachteiligt. Er war dann leider auch derjenige, der den Abbruch in die Wege leitete. Zunächst haben wir in der 67. Minute eine Gelb-Rote Karte kassiert, die absolut in Ordnung war. Die zweite Gelb-Rote Karte, die kurz darauf folgte, begründete der Referee damit, dass unser Spieler ,immer weiter gesprochen' hätte ‒ meiner Meinung nach gibt es aber keine Regel, die eine Unterhaltung mit einem Gegenspieler verbietet.

Als unser Spieler, der die zweite Gelb-Rote Karte gesehen hatte, dann auf dem Weg in unsere Kabine war, musste er an den Wilhelmsburger Anhängern vorbei gehen. Dabei haben sich wohl einige Zuschauer verbale Entgleisungen geleistet und es kam auch zu einer körperlichen Konfrontation. Unser Vereinsverantwortliche Kadir Can Topbas, der der Bruder unseres Trainers Sercan Topbas ist, wollte dazwischen gehen und die Konfliktparteien trennen. Dabei hat er, wie er mir auf meine Nachfrage berichtete ‒ ich selbst konnte die Situation, wie die meisten unserer auf dem Platz stehenden Spieler, leider nicht genau sehen ‒, versehentlich beim Rückwärtsgehen den Schiedsrichter, der ebenfalls zum Schlichten zum Ort des Geschehens geeilt war, an dessen Schulter getroffen. Dafür hat Kadir Can Topbas sich aber sofort entschuldigt und der Referee machte ihm auch gleich mit einer Geste klar, dass ihm nichts passiert sei und er wisse, dass dies ein Versehen und keine Absicht gewesen sei.

Diese Aktion nahm der Unparteiische dann aber offenbar trotzdem zum Anlass, um das Spiel abzubrechen. Er ist allerdings leider sofort in die Kabine gegangen, ohne vorher mit den Kapitänen oder Mannschaftsverantwortlichen zu sprechen, so dass wir zunächst auch gar nicht mitbekommen haben, dass das Spiel nun beendet ist. Richtig wäre es meiner Meinung nach gewesen, die Partie für zehn Minuten zu unterbrechen und die Spieler in die Kabine zu schicken. In dieser Zeit hätten sich die Gemüter der Zuschauer, die nach dem verrückten Spielverlauf etwas erhitzt und von denen einige auf das Spielfeld gelaufen waren, wieder beruhigt ‒ und dann hätte die Partie normal fortgesetzt werden können. Ich möchte noch einmal betonen, dass es zwischen den Spielern der beiden Mannschaften wirklich überhaupt keine Probleme gab. Deshalb sind hier meiner Meinung nach nicht, wie es das Regelwerk eigentlich vorschreibt, alle Mittel für eine Spielfortsetzung ausgeschöpft worden.

Ich persönlich kann nur sagen, dass es unserer Mannschaft für den SV Wilhelmsburg und den Fußball im Allgemeinen leid tut, dass dieses Spiel abgebrochen worden ist. Wir sind sehr traurig darüber, dass es so gekommen ist: Wir hätten lieber zu Ende gespielt und sportlich verloren. Wenn das Sportgericht des Hamburger Fußball-Verbandes die Begegnung nun mit einem 3:0-Sieg für den SV Wilhelmsburg werten würde, wäre dies für uns eine Benachteiligung, weil wir meinem Empfinden nach den Abbruch nicht provoziert haben und, wenn die letzten 20 Minuten noch absolviert worden wären, die Chance gehabt hätten, noch auszugleichen ‒ bei dem verrückten Spielverlauf ist das jedenfalls nicht auszuschließen. Und sollte das HFV-Sportgericht entscheiden, dass das Spiel neu angesetzt wird, wäre es für den SV Wilhelmsburg eine Benachteiligung, weil die Wilhelmsburger natürlich in doppelter Überzahl und bei einer Zwei-Tore-Führung beste Chancen auf einen Heimsieg gehabt hätten. Fakt ist: So oder so gibt es durch diesen Abbruch nur Verlierer.“

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