Kreisliga 6: Werbung für den Offensiv-Fußball


Ein sagenhaftes Schützenfest gab es am Sonntag auf dem Stormarnplatz in Ahrensburg: Der diesjährige Bezirksliga-Absteiger Ahrensburger TSV und der Duvenstedter SV duellierten sich mit einem total offenem Visier und trennten sich am Ende mit einem 5:5-Unentschieden. „Solch ein Spiel mit gleich mehreren Wendungen haben vermutlich die meisten Beteiligten und Zuschauer lange nicht oder überhaupt noch nicht gesehen“, erklärte ATSV-Co-Trainer Jens Gohlke anschließend auf der Internet-Seite seines Vereins.

Die Duvenstedter attackierten die Ahrensburger, die nach zuvor drei Siegen in Folge mit breiter Brust antraten, von Beginn an schon in deren eigener Spielfeldhälfte. „So mussten wir schon früh damit beginnen, das Mittelfeld auch mal mit langen Bällen zu überbrücken, was aber in Anbetracht der Tatsache, dass mindestens fünf Spieler des Gastes an die 1,90 Meter maßen, zumeist nicht von Erfolg gekrönt war“, berichtete Gohlke. Nach einem ruhenden Ball gingen die Hausherren aber in der elften Minute Führung: Nach einem von Steffen Guttenberger listig schnell ausgeführten Freistoß setzte sich Serkan Dede bis zur Grundlinie durch; von dort spielte er perfekt und flach zurück zu Joschka Grunwald, der flach rechts zum 1:0 einschoss und damit gleich die erste ATSV-Chance nutzte. „Das Spiel ging danach allerdings weiter wie vorher“, sah Gohlke, der in Abwesenheit von Chefcoach Wolfgang Müller beim ATSV zusammen mit Jan Fricke und Michael Sakrzewski die Kommandos gab, weiterhin offensive Duvenstedter sowie die auf Konter setzende eigene Mannschaft. Und deren Taktik war ein zweites Mal von Erfolg gekrönt, als Les Michael Steward den Ball nach einem Pass von Dennis Krone aus 15 Metern oben rechts zum 2:0 in den Winkel jagte (17.).

Bemerkenswert war, dass die Gäste auch nach diesem erneuten Rückschlag den Kopf nicht in den Sand steckten, sondern weiter attackierten. Und dafür wurden sie belohnt: Als ATSV-Verteidiger Nico Marcell Kratz nach einer Rechtsflanke nicht auf der Höhe war, konnte Philip Josefowicz zum 2:1 einschießen (32.). Dieser Anschlusstreffer hatte zur Folge, dass die Duvenstedter „noch offensiver“ wurden, dabei „aber häufig ihre Defensive vernachlässigten“, wie Gohlke es formulierte. Dies nutzten die Schlossstädter eiskalt aus: Steward schickte Dede steil, der von der Strafraumgrenze aus flach rechts zum 3:1 einschoss (40.). In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit kamen die Gäste aber zum erneuten Anschlusstreffer: Schiedsrichter Marco Heppner (vom Horner TV) ahndete den Zuruf „Lass, Lass“, den ATSV-Torwart Nicolas Sascha Blankertz nach einem langen Duvenstedter Pass in Richtung seines Mitspielers Thore Seehase getätigt hatte, mit einem Freistoß für die Gäste aus 16 Metern: DSV-Torjäger Yanneck Florian Sprengel ließ sich nicht zweimal bitten und versenkte den Ball flach rechts zum 3:2. Der auf der Torlinie stehende Kratz konnte die Kugel nicht wegschlagen. So wurde die erste Halbzeit mit satten fünf Treffern beendet.

Offensichtlich lag der Heim-Elf der zweite Gegentreffer auch nach dem Seitenwechsel noch auf dem Magen, denn sie überließ den Duvenstedtern zu Beginn des zweiten Durchgangs nahezu komplett das Kommando, was nach einer Stunde zum Ausgleich führte: Sprengel gelang freistehend das 3:3. Nur sechs Minuten später verwandelte Sprengel erneut einen Freistoß direkt: Aus spitzem Winkel zirkelte er den Ball oben rechts zum 3:4 ins Eck. „Der ATSV besann sich nun nach gefühlter 20-minütiger Tiefschlafphase endlich wieder auf seine Tugenden und schlug nur drei Minuten später zurück“, berichtete Gohlke. Steward war nach einem Eckstoß im Gäste-Strafraum handlungsschneller als alle Mit- und Gegenspieler und glich aus der Drehung zum 4:4 aus. Nun wollten beide Mannschaften mehr: Die Ahrensburger hatten einige gute Torchancen ‒ aber anders, als noch in der ersten Halbzeit, keine gute Trefferquote, denn Guttenberger, Tobias Golücke Krone und Dede vergaben mehrere gute Gelegenheiten. Ein eiskalter Vollstrecker blieb dagegen Sprengel, der einen von den Gästen auf den ersten Pfosten geschlagenen Eckball zum 4:5 ins ATSV-Gehäuse bugsierte und damit sein bereits viertes Tor des Tages erzielte (81.).

In der 87. Minute setzte ATSV-Stürmer Silvan Seehase dann den Schlusspunkt, als er nach einer Ecke von Dede am zweiten Pfosten aus Nahdistanz zum 5:5-Endstand einschob. „Nach nur einer Minute Nachspielzeit pfiff Schiedsrichter Heppner diese denkwürdige Partie überraschend frühzeitig ab und zog sich so den Zorn von beiden Mannschaften zu, die beide noch weiter auf Sieg spielen wollten“, schilderte Gohlke den letzten Akt des Dramas, um auf der Internet-Seite seiner ATSV-Kicker folgendes Fazit zu ziehen: „Beide Mannschaften zeigten heute starke Schwächen in der Defensive und tolle Aktionen in der Offensive ‒ vorne hui, hinten pfui. Zehn Tore im Punktspiel hat der Stormarnplatz schon lange nicht mehr gesehen, erst Recht nicht in einem Unentschieden.“

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