
Am Sonntag gewann der TuS Osdorf im Rahmen des 18. Spieltages beim SC Nienstedten mit 3:1. Nachdem Phillipe Trovo (33.) und Torben Krause (34.) die favorisierten Osdorfer im Quellental mit 0:2 in Führung gebracht hatten, trug sich etwas Beachtliches zu: Die Osdorfer sorgten nach einer Stunde dafür, dass Schiedsrichter Mouin Dahmani (FSV Harburg) eine Rote Karte, die er SCN-Keeper Benjamin Gnitka für eine angebliche Spuck-Attacke gegeben hatte, zurücknahm!
Zuvor war der Osdorfer Ziyed Hassani nach einem langen Ball aufs Nienstedtener Gehäuse zugelaufen; Gnitka lief aus seinem Gehäuse heraus und versuchte genauso wie Hassani vergeblich, die Kugel zu erreichen. Nachdem das Spielgerät ins Tor-Aus gesprungen war, zeigte Referee Dahmani dem verdutzten Gnitka plötzlich „Rot“. TuS-Trainer Sven Rasmus erklärte auf Nachfrage von SportNord: „Wir waren sehr verwundert über diesen Platzverweis, denn es war zwar eine brenzlige Situation, aber die beiden Akteure waren nicht zusammengestoßen ...“ Auf Nachfrage erfuhren die Gäste, dass der Schiedsrichter die Rote Karte verhängt hatte, weil er gesehen haben wollte, wie Hassani von Gnitka angespuckt worden war. „Weil niemand von uns ein Spucken gesehen hatte, fragte unser Kapitän Bennet Krause bei Hassani nach, ob er bespuckt worden sei“, so Rasmus.
Als Hassani gegenüber Bennet Krause beteuerte, nicht bespuckt worden zu sein, bedrängten ihn seine Mitspieler und die Osdorfer Verantwortlichen, dies sofort dem Unparteiischen mitzuteilen, was Hassani daraufhin auch tat. „Einen anderen Menschen anzuspucken ist unterste Schublade und gehört hart bestraft – aber da Gnitka nichts gemacht hatte, war es uns sehr wichtig, dass die Wahrheit ans Licht kommt“, so Rasmus. Und Hassanis Vorsprechen beim Schiedsrichter hatte Erfolg: Dahmani nahm die Rote Karte zurück. Gnitka, der zuvor die Welt nicht mehr verstanden hatte, konnte nun sein Glück nicht fassen und bedankte sich überschwänglich bei Hassani und den anderen Osdorfern. „Zum Glück konnten wir verhindern, dass Gnitka für etwas, das er gar nicht gemacht hat, lange gesperrt wird – denn fünf Wochen hätte er für eine Spuck-Attacke mindestens pausieren müssen“, so Rasmus.
Nach dieser bemerkenswerten Aktion fielen im Quellental noch zwei weitere Treffer: Zunächst verkürzte Fabian Peters für die Hausherren auf 1:2 (61.), aber Torben Krause stellte mit seinem zweiten Tor des Tages postwendend den alten Zwei-Tore-Abstand wieder her (63.). Obwohl zum Zeitpunkt der Roten Karte noch eine halbe Stunde zu spielen war, war es für Rasmus niemals eine Überlegung wert, von einer Schwächung des Gegners profitieren zu wollen: „Das wäre nicht unser Ding. Alle reden immer von Fairplay, wir praktizieren das auch – und das erwarten wir auch von unseren Gegnern! Leider ist das nicht mehr alltäglich, denn es gibt beispielsweise viele Schwalben ...“ Die Tatsache, dass SCN-Coach Jörg Richard keinen Ersatz-Keeper auf der Bank hatte, kommentierte Rasmus wie folgt: „Wir kennen die Nienstedtener gut und wissen, dass sie nur einen Torwart haben!“
In der Schlussminute gab es dann auf dem Grandplatz im Quellental, der laut Rasmus „eigentlich nicht bespielbar war“, aber doch noch einen Platzverweis: SCN-Akteur Radim Sandera, den Richard nach einer Stunde für Hanko Ipach eingewechselt hatte, bekam „Rot“, nachdem er mit dem Arm seinen Gegenspieler im Gesicht traf. „Diese Rote Karte konnten wir dann leider nicht mehr umgehen“, so Rasmus, der befand: „Der Nienstedtener hat seinen Arm hochgenommen und unseren Spieler getroffen – nach einem ganz fairen Spiel war das eine Rote Karte die man geben kann, aber nicht muss!“ Während die Osdorfer weiterhin ungeschlagen und mit nun 39 Punkten aus 15 Partien Rang-Zweiter der Bezirksliga West sind, hat der Landesliga-Absteiger Nienstedten nach seiner dritten Niederlage in Folge als Tabellen-13. nur noch einen Zähler Vorsprung auf die Abstiegszone.
(JSp)