Oberliga: Oblochs Osdorfer können erstmals jubeln


Nicht einmal in seiner ersten Saison in der Oberliga Hamburg, als der TuS Osdorf erst am achten Spieltag seinen ersten Sieg eingefahren hatte (2:0 gegen den BSV Buxtehude am 16. September 2016), hatte das Team vom Blomkamp einen so schlechten Start hingelegt wie in der aktuellen Serie. Stand damals nach vier Partien immerhin ein Punkt auf der Habenseite, so hatten die Osdorfer aktuell ihre ersten vier Aufgaben allesamt verloren. Am Freitagabend konnten sie nun aber endlich jubeln, als sie im Keller-Kick den FC Union Tornesch mit 4:1 schlugen. „Das war auch eine schöne Wiedergutmachung für diejenigen unter unseren Anhängern, die am vorherigen Sonntag das Gastspiel beim HEBC miterleben mussten“, erklärte TuS-Trainer Philipp Obloch in Erinnerung an die heftige 1:5-Klatsche, die seine Schützlinge am 11. Oktober auf dem Reinmüller-Platz kassiert hatten.

Auf dem Kunstrasenplatz am Blomkamp gehörten die ersten beiden Offensivaktionen allerdings den Torneschern, die erst einen 3:1-Überzahl-Konter schlecht ausspielten, als sie Björn Dohrn bedienten, anstatt den besser stehenden Sören Badermann zu suchen. Dann kam Tim Moritz, der in die auf drei Positionen neue Viererabwehrkette gerückt war, nach einem Eckstoß zum Kopfball, den er aber hauchdünn links am Ziel vorbeisetzte. „Eigentlich sind wir gut in die Partie hineingekommen“, fand Union-Coach Thorben Reibe. Dann leistete sich sein Team aber eine rabenschwarze Phase, in der es drei Gegentreffer innerhalb von vier Minuten kassierte. „Und es waren wieder Tore, wo ich mir gar nicht erklären kann, wie sie gefallen und zustande gekommen sind“, stöhnte Reibe. Das 1:0 erzielte TuS-Kapitän Bennet Krause nach einem Eckstoß (9. Minute). Zwei Zeigerumdrehungen später war Tim Jobmann nach einem Freistoß erfolgreich, ehe den Gästen „ein grausamer Fehlpass“ (Reibe) unterlief, in dessen Folge Josep Dilber gegen Union-Keeper Norman Baese den „Tunnel“ fand – 3:0.

„Diese schnellen Treffer haben uns natürlich in die Karten gespielt, da sie die Nerven unserer Spieler beruhigt und ihnen den Glauben an die eigenen Stärken zurückgegeben haben“, atmete Obloch durch, während es Reibe „Respekt abnötigte“, wie seine Schützlinge „nach diesen Nackenschlägen weitergemacht und nach vorne gespielt haben“. Als Christian Kulicke im Duell mit TuS-Akteur Moritz Rosemeier im Osdorfer Strafraum zu Boden ging, entschied Schiedsrichter Dennis Voß (TuS Dassendorf) auf Elfmeter, den Björn Dohrn sicher verwandelte (34.). Um ein Haar wäre es sogar noch einmal richtig spannend geworden, doch Dohrn fand mit einem satten Schuss im stark reagierenden TuS-Torwart Tjark Grundmann seinen Meister. Kurz darauf hatte auch Chris Heuermann in guter Position kein Glück im Abschluss. Dass von der Heim-Elf nach den drei Treffern nicht mehr allzu viel nach vorne kam, erklärte Obloch auch mit der Spielweise des Gegners: „Dadurch, dass die Osdorfer uns nicht unter Druck gesetzt haben, wenn wir hinten den Ball geführt haben, war es phasenweise eine relativ zähe Angelegenheit.“

Nach dem Seitenwechsel attackierten die Union-Akteure die Osdorfer früher und liefen sie auch wiederholt an. Dies hatte zur Folge, dass Grundmann nach einem Rückpass den auf ihn zustürmenden Dohrn anschoss, aber das Glück des Tüchtigen besaß, weil der Abpraller nicht in sein Gehäuse, sondern in das Tor-Aus sprang (58.). Kurz darauf fiel dann mit dem 4:1 so etwas wie die Vorentscheidung: Als Reibe gerade mit Morris von Winckelmann einen schnellen Offensivmann einwechseln wollte, trugen die Hausherren einen Angriff über ihre rechte Seite vor und fanden mit einem klugen Rückpass Prince Hüttner, der den Ball am in die Knie gehenden Kulicke vorbei flach links versenkte – Baese hatte sich, quasi wie bei einem Strafstoß eine 50:50-Chance wählend, für einen Sprung in die andere Ecke entschieden (59.). Hüttner feierte sein Tor mit einem Salto – ob er sich dabei verletzte? Fakt ist: Vier Minuten später setzte er sich in Höhe der Mittellinie auf das künstliche Grün und musste beim Verlassen des Spielfeldes von zwei Betreuern gestützt werden.

Von Winckelmann, der bei den Gästen trotzdem in die Partie kam, fügte sich ein, indem er nach einer Rechtsflanke von Fabian Knottnerus seine Direktabnahme über die Latte jagte (74.). Auf der Gegenseite sauste eine Osdorfer Freistoßflanke gefährlich durch den Gäste-Strafraum, letztlich aber an Freund und Feind vorbei (77.). Kurz darauf reklamierte Mehmet Eren vergeblich auf Elfmeter und es war auch richtig, dass Voß nicht auf den ominösen Punkt zeigte, da der Osdorfer rechts im Strafraum am stehenden Philipp Werning abprallte, der sich naturgemäß nicht in Luft auflösen konnte (80.). In der Schlussphase gab es noch vier Offensivaktionen der Tornescher, die es bemerkenswerterweise bis zum Schluss wissen wollten: Von Winckelmanns Versuch eines Doppelpasses mit Dohrn klärte Tim Jobmann vor dem einschussbereiten Union-Stürmer zur Ecke (82.), eine Direktabnahme von Lennart Dora ging über die Latte (84.), Heuermann zirkelte den Ball aus 20 Metern an den rechten Außenpfosten und die auf den Abpraller folgende Flanke drückte Knottnerus aus Nahdistanz über die Latte (89.), ehe von Winckelmanns Volleyschuss in Grundmanns Arme den Schlusspunkt bedeutete (93.).

„Wir kriegen Woche für Woche auf die Mütze, ohne dass wir, wie ich finde, richtig schlecht spielen würden“, haderte Reibe, der zu dem Schluss kam: „Es bleibt dabei, dass das Glück nicht auf unserer Seite ist – aber wir lassen uns nicht entmutigen.“ Obloch stellte mit Blick auf die tabellarische Konstellation fest, dass ihm „vorher klar gewesen“ sei, „dass beide Mannschaften nicht durchgehend spielerische Lösungen finden würden“. Trotzdem habe es im Auftritt seiner Elf „viele spielerische Komponenten gegeben“, so der 42-Jährige, der zudem fand, dass „die Konter in der zweiten Halbzeit größtenteils gut vorgetragen worden“ seien. Nach dem Sprung auf den drittletzten Platz wollte sich Obloch zu den Chancen, noch die Qualifikation für die Aufstiegsrunde zu schaffen, nicht äußern: „Darüber denke ich momentan gar nicht nach – ich rechne nicht, sondern habe die nächsten Partien im Block, in denen wir mit dem VfL Lohbrügge und der TuS Dassendorf sehr starke Gegner vor der Brust haben.“

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