Oberliga: Vier Tore und zwei Platzverweise am Blomkamp


Den Video-Beweis, über den nach dessen Einführung in der Ersten und Zweiten Bundesliga viel diskutiert wird, gibt es in der Oberliga Hamburg nicht. Am Freitagabend zum Nachteil des FC Union Tornesch, dessen Trainer Thorben Reibe mit einem Video-Mitschnitt belegen konnte, dass das Tor zum zwischenzeitlichen 2:1 des TuS Osdorf gegen die Tornescher aus einer klaren Abseitsposition heraus erzielt wurde. Schütze war Jeremy Wachter, der damit sein hundertstes Oberliga-Tor erzielte – und das vor den Augen eines Spielerberaters, der „Wachters Fähigkeiten gerne einmal persönlich in Augenschein nehmen wollte“, wie er auf Nachfrage erklärte. Am Ende gab es ein 2:2-Unentschieden und Reibe sagte über dieses Ergebnis: „Vor dem Anpfiff hätte ich ein Remis unterschrieben und nach der Partie kann ich auch damit leben, zumal wir lange in Unterzahl waren.“

Wieder einmal mussten die Tornescher einen Platzverweis hinnehmen. Die dieses Mal gerade einmal fünf Minuten, in denen sie zu elft auf dem Kunstrasenplatz am Blomkamp standen, nutzten sie aber, um in Führung zu gehen: Jan Eggers schlug einen Eckstoß von links auf den langen Pfosten, wo Tim Moritz eine Kopfballbogenlampe abgab. Bevor der Ball, den TuS-Torwart Tjark Grundmann möglicherweise noch minimal berührte, neben dem linken Pfosten die Torlinie überquerte, gab ihm Jannik Swennosen noch den letzten Tick und ließ sich im zweiten Spiel in Folge als Torschütze feiern – Schiedsrichter Leif Jischkowski (vom VfL 93 Hamburg) trug im maßgeblichen DFB-Net aber Moritz als Torschützen ein (3. Minute).

Beim darauf folgenden Angriff der Osdorfer zog der Tornescher Phillip Kuschka kurz vor der Grenze des eigenen Strafraums minimal am Trikot von Volkan Eren, der daraufhin in den Sechzehnmeterraum hineinfiel. Jischkowski entschied auf Freistoß – damit war die Heim-Elf unzufrieden, da sie lieber einen Elfmeter bekommen hätte – und Rote Karte, worüber sich wiederum die Gäste echauffierten: „Einen leichten Trikot-Zupfer gab es“, räumte Reibe ein, der aber nach einem Gespräch mit dem Schiedsrichter-Assistenten zu dem Schluss kam: „Der Referee hätte das Spiel auch einfach weiterlaufen lassen können, weil es kein klares Foul war.“ Mit dem besagten Freistoß blieb Torben Krause in der Abwehrmauer hängen.

In Überzahl drängten die seit acht Partien unbesiegten Osdorfer ihren Gegner, der seinerseits seit neun Runden sieglos ist, in die Defensive. Als Wachter links an Daniel Atohoun, der als A-Jugend-Torwart der Tornescher den Vorzug vor Stammkeeper Norman Baese erhielt, der berufsbedingt erst fünf Minuten vor dem Anpfiff eintraf, vorbeizog und traf, hatte es zuvor bereits einen Abseitspfiff gegeben (8. Minute). Dann setzte Krause von halblinks aus 22 Metern einen weiteren Freistoß in die Abwehrmauer der Gäste (13.) und von der Osdorfer Bank gab es eine klare Ansage an Felix Spranger: „Den nächsten Freistoß aus dieser Position schießt du.“

Nach 16 Zeigerumdrehungen fiel dann der Ausgleich: Mehmet Eren visierte von halbrechts aus an Fabian Tiedemann vorbei das kurze Eck an, in dem der Ball auch zappelte, weil Atohoun ihn nicht mehr entscheidend abwehrte. Während Mehmet Eren beim Torjubel Marco Ewert herzte, der den Blomkamp-Klub in diesem Winter nach dreieinhalb Jahren als Torwart-Trainer verlassen wird, sah Atohoun unglücklich aus. „Diesen Ball kann er nicht nur halten, er muss ihn wohl halten“, urteilte Reibe, der aber „erfreut registrierte“, dass Atohoun bei seinem Oberliga-Debüt in der Folge „ein sicherer Rückhalt war“. Auffällig waren auch die langen Abstöße und Abschläge des A-Jugendlichen. Einen davon leitete Björn Dohrn per Kopf weiter zu Maik Stahnke, der links an Grundmann vorbeizog und dann zu Boden ging. Jischkowski pfiff, entschied aber nicht auf Strafstoß für die Gäste, sondern zeigte dem Tornescher wegen einer „Schwalbe“ die Gelbe Karte (30.). „Aus meiner Sicht war es kein Elfmeter, aber definitiv auch keine Schwalbe“, war Reibe erneut unzufrieden mit dem Referee.

Die Heim-Elf schnupperte am Führungstreffer, als Mehmet Eren knapp über die Latte köpfte (23.) und ein Schuss, den Wachter von halbrechts aus abgegeben hatte, vom linken Innenpfosten in das Feld zurücksprang (28.). Nach der Pause änderte sich an den Spielanteilen zunächst nichts. Atohoun verhinderte stark einen drohenden Rückstand, als er per Fußabwehr gegen einen Osdorfer, der aus sieben Metern freistehend abgezogen hatte, rettete (53.). Auf der Gegenseite wurde Eggers bei einem Konter kurz vor der Strafraumgrenze gefoult, was dem Osdorfer Bryan Godts die Gelb-Rote Karte einbrachte (59.). Den ebenfalls verhängten 17-Meter-Freistoß setzte Dohrn knapp am Ziel vorbei. „Bei nummerischer Gleichzahl war auch das Spiel wieder ausgeglichener“, befand Reibe. Zwar hatten die Hausherren weiter mehr Ballbesitz, doch versteckten sich die Tornescher keinesfalls.

In der 85. Minute klärten die Gäste einen Freistoß nicht richtig und ein Lattenabpraller sprang zu Wachter, der frei vor Atohoun per Hacke traf (2:1/85.). Allerdings stand der Stürmer zuvor, wie eingangs erwähnt, im Abseits. Den Osdorfern gelang es aber nicht, ihre knappe Führung über die Zeit zu retten: Nach einem Eckstoß auf den zweiten Pfosten wurde Dohrn im TuS-Strafraum von Moritz Rosemeier gefoult. Den fälligen Elfmeter verwandelte Union-Verteidiger Kjell Ellerbrock, dem in den beiden zurückliegenden Heimspielen jeweils ein Eigentor unterlaufen war, sicher zum 2:2-Endstand: Grundmann sprang zwar in die richtige Ecke, konnte den scharf getretenen Ball aber nicht erreichen (89.). „Wir haben uns dieses Unentschieden mit einem wieder einmal heroischen Kampf in Unterzahl redlich verdient“, urteilte Reibe.

Kurios: Es war schon das dritte Unentschieden in Folge zwischen den Osdorfern und den Torneschern, nachdem das Hinspiel im „Torneum“ am 11. August mit einem 1:1 endete und das Union-Team am 9. März 2012 bei seinem letzten Gastspiel am Blomkamp, noch in der Bezirksliga West, ein 0:0 erreicht hatte. Setzt sich diese Serie fort, müsste es im nächsten Duell also ein 3:3 geben ...

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