Bezirksliga West: Schenefeld schafft den sofortigen Wiederaufstieg


„Da sind Naschis drin – die meisten unserer Spieler sind ja noch jung.“ Diese Antwort gab Andreas Wilken, Fußball-Abteilungsleiter von Blau-Weiß 96 Schenefeld, am Sonntagnachmittag auf die Frage von Zuschauern, was denn in der Kiste sei, die er kurz vor dem Ende des Bezirksliga-Spiels beim Hetlinger MTV hinter die Bank stellte. In Wirklichkeit waren darin alkoholische Getränke und Aufstiegs-Shirts, mit denen die Schenefelder Spieler und Verantwortlichen nach dem Abpfiff ausgelassen ihren sofortigen Wiederaufstieg in die Landesliga feierten. „Wir sind sehr glücklich“, sagte 96-Trainer Mathias Timm, der klarstellte, dass er auch nach den drei Niederlagen in Folge, die sein Team im April kassiert hatte, „stets an die Stärke der Mannschaft geglaubt“ habe.

Schiedsrichter Alex Kauter pfiff die für 15 Uhr vorgesehene Partie schon um 14.55 Uhr an. „Das lag daran, dass die vorherige Verabschiedung unseres langjährigen Torhüters Daniel Kleinwort weniger Zeit als veranschlagt in Anspruch nahm“, erklärte Michael Kirmse. Weniger Verständnis hatte der HMTV-Fußball-Abteilungsleiter für einen der nächsten Pfiffe von Kauter: Denn als Nicolas Paschke rechts fast von der Grundlinie in die Mitte gepasst und der hinter dem Schenefelder Lennart Klages einlaufende Dominik Zink den Ball versenkt hatte, erkannte der Referee den Treffer wegen einer angeblichen Abseitsstellung nicht an. „Das war definitiv kein Abseits“, klagte der Hetlinger Trainer Patrick Bethke mit Verweis darauf, dass Paschke „ja fast von der Grundlinie aus quergespielt“ habe.

Als einige HMTV-Akteure noch wegen des aberkannten Führungstreffers haderten, gingen stattdessen die Gäste in Front: Julian Moldenhauer kam im Mittelfeld einen Tick zu spät, um einen Steilpass von René Müller zu verhindern, woraufhin Ole Großmann aus 18 Metern gegen den grätschenden Jan Wenzel und HMTV-Torwart Lasse Wolff flach einschoss (0:1/7. Minute). „Das war wirklich Abseits, wurde aber nicht gepfiffen“, ärgerte sich der Hetlinger Betreuer Marco Newill. Nachdem 96-Torjäger Jannik Asmußen knapp rechts vorbei gezielt hatte (9.), hätte auch das 1:1 fallen können, doch Paschke schoss von der Strafraumgrenze aus hauchdünn über die Latte (11.). Die Schenefelder verdoppelten ihren Vorsprung, als Müller gegen Maximilian Heilborn eine Rechtsflanke in die Mitte schlug, die erneut Großmann per Flugkopfball vor Julian Moldenhauer versenkte (14.).

„Darauf haben wir aber zügig die passende Antwort gefunden“, freute sich Bethke über den Anschlusstreffer: Erst spielte Zink rechts mit Tim Eberle einen doppelten Doppelpass, ehe noch ein Doppelpass mit Maximilian Wichern folgte, woraufhin Zink von halbrechts aus vor Gäste-Akteur Dennis Hagemann zum 1:2 in das lange Eck einschießen konnte (16.). Nun mussten die Schenefelder wieder zittern: Zwar standen sie bereits als Vizemeister der Bezirksliga West fest – aber sie brauchten einen Sieg, um von den vier Hamburger Bezirksliga-Zweitplatzierten definitiv den zweitbesten Punkte-Quotient vorzuweisen, was zum sicheren Aufstieg nötig war. Tatsächlich hätten die Hausherren in einigen Situationen den Ausgleich erzielen können. Bei der besten Gelegenheit traute sich Paschke von rechts keinen Torschuss zu und suchte stattdessen Zink, der wieder – nun vermutlich zurecht – von einem Abseitspfiff gestoppt wurde (37.).

In der Folge misslang Milan Adamovic in guter Position die Ballannahme und einen Versuch von Jesse Plüschau blockten die Blau-Weißen noch ab. Auch nach dem dritten Schenefelder Tor durch Müller (75.) gaben sich die Hetlinger nicht geschlagen. Einen Wichern-Freistoß wehrte 96-Keeper Fynn Cedric Ritter nach vorne ab und Jan Wenzels Nachschuss ging knapp rechts vorbei (81.). Dann nahm der eingewechselte Alexander Bandholt links im Gäste-Strafraum einen hohen Ball perfekt an und lupfte ihn auf die Latte (84.). Und als Jesse Plüschau im Strafraum von den Schenefeldern Lennart Klages sowie Dennis Hagemann gefoult wurde, entschied Kauter auf Freistoß für die Gäste. „Ihr macht euch lächerlich“, schimpfte Michael Kirmse in Richtung des Schiedsrichter-Gespanns, während sich auch Timm ungläubig abwendete. „Dieser Referee dürfte einen hohen Pfeifen-Verschleiß haben“, sagte Timm mit Verweis auf die „ständigen Spielunterbrechungen“, aufgrund derer ihn „die Netto-Spielzeit interessiert hätte“.

Fakt ist: Kurz darauf erfolgte der Abpfiff und die Schenefelder feierten ihren Aufstieg ausgelassen mit zahlreichen mitgereisten Anhängern. „Am Ende hat die effektivere Mannschaft gewonnen“, so Bethke, der aber trotzdem „zufrieden“ mit der Leistung seiner Elf war: „Das einzige Manko war, dass wir vor dem gegnerischen Tor zu nervös und ungestüm agiert haben.“ Genau diese Abschlussschwächen nahm Andreas Wilken „erleichtert“ zur Kenntnis. „Wir gönnen den Schenefeldern den Aufstieg, wollten es ihnen aber so schwer wie möglich machen – und das ist uns über 90 Minuten gelungen“, resümierte Bethke, der ebenso wie Michael Kirmse zu den ersten Gratulanten bei den 96-Offiziellen zählte.

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