
Als langjähriger Spielausschussvorsitzender des Hamburger Fußball-Verbandes, der zudem hauptberuflich als Versicherungsmakler tätig war, sollte Joachim Dipner mit Zahlen umgehen können. Insofern verwundert es, dass Dipner, der als Beisitzer auch dem Spielausschuss des Norddeutschen Fußball-Verbandes angehört, am Außerordentlichen Verbandstag des HFV am Montagabend gleich in mehreren Punkten falsche Zahlen nannte.
Die ersten falschen Angaben von Dipner gab es, als er sich vehement gegen den von Timo Sorgenfrey, dem Liga-Manager des SC Poppenbüttel vorgebrachten Antrag, dass alle Tabellen-Zweiten aufsteigen sollten, einsetzte. Hierbei verwies der HFV-Spielausschussvorsitzende laut und deutlich hörbar für alle, die in der Sporthalle Wandsbek weilten oder den Verbandstag via Live-Stream verfolgten, darauf, dass in diesem Fall in der Oberliga Hamburg 21 Teams spielen würden, was, so Dipner wörtlich, „44 Spieltage und, wenn die Oberligisten im Pokal die Vierte Runde erreichen, 48 Saisonspiele zur Folge hatte.“
Diese Zahlen klingen ohne Frage dramatisch hoch – aber sie stimmen nicht.
> 16 Teams > 30 Spieltage mit 30 Saisonspielen für jedes Team (aktuell von der Landesliga bis zur B-Kreisklasse)
> 17 Teams > 34 Spieltage mit 32 Saisonspielen für jedes Team
> 18 Teams > 34 Spieltage mit 34 Saisonspielen für jedes Team (aktuell in der Oberliga Hamburg wie auch in der Ersten und Zweiten Bundesliga)
> 19 Teams > 38 Spieltage mit 36 Saisonspielen für jedes Team
> 20 Teams > 38 Spieltage mit 38 Saisonspielen für jedes Team (aktuell in der Dritten Liga)
> 21 Teams > 42 Spieltage mit 40 Saisonspielen für jedes Team
> 22 Teams > 42 Spieltage mit 42 Saisonspielen für jedes Team
Faktisch hätte es also bei einer Aufstockung der Oberliga auf 21 Teams, die notwendig gewesen wäre, wenn neben den beiden Landesliga-Spitzenreitern VfL Lohbrügge und HEBC auch die beiden Landesliga-Zweitplatzierten TuRa Harksheide sowie SV Altengamme in Hamburgs höchste Klasse aufsteigen, „nur“ 42 Spieltage (nicht 44) und lediglich 40 Punktspiele für jeden Oberligisten (nicht 44, wie von Dipner propagiert) gegeben. Ausnahmslos ein Oberligist, der das Lotto-Pokal-Finale erreichen würde, müsste tatsächlich die von Dipner bereits für einen Oberliga-Viertrunden-Teilnehmer angegebenen 48 Saisonspiele bewältigen.
Zudem warf Dipner mehrmals das Schreckensszenario in den Raum, dass, wenn aus allen Staffeln auch die Tabellen-Zweiten aufsteigen würden, „in der B-Kreisklasse nur noch 20 Teams übrig bleiben würden“.
Fakt ist: Wenn die Oberliga auf 21 Teams sowie die Landes-, Bezirks- und Kreisligen jeweils auf 18 Mannschaften aufstockt worden wären, die acht A-Kreisklassen aber weiter bei einer Sollstärke von 16 Teams geblieben wären, wäre hier Platz für 49 Neulinge gewesen. Da in den B-Kreisklassen bis Mitte März, als die Saison wegen der Corona-Pandemie unterbrochen werden musste, 68 Teams um Punkte kämpften, würden in diesem Fall tatsächlich nur 19 Mannschaften in der B-Klasse verbleiben. Was Dipner jedoch verschwieg – obwohl er es gerade in seiner Funktion als Vorsitzender des Spielausschusses besser wissen müsste –, ist die Anzahl der Teams, die sich neu (oder nach einem Rückzug wieder) zum Spielbetrieb anmelden: Im vergangenen Sommer gab es sage und schreibe 36 Neumeldungen. Davon ausgehend, dass es in diesem Jahr eine ähnlich hohe Anzahl an Neumeldungen von Teams, die sich erstmals beziehungsweise nach einer Pause wieder zum Spielbetrieb anmelden oder als bisheriges A-Jugend-Team in den Herren-Bereich wechseln, geben wird, kann von der „Einteilung der 20 verbliebenen B-Klassen-Teams in die A-Klasse“, die Dipner als „Schreckensszenario für die Freizeit-Kicker“ in den Raum warf, keine Rede mehr sein.
Und wenn „nur“ die Oberliga auf 21 Teilnehmer sowie die Landes- und Bezirksligen auf 18 Teams aufgestockt worden wären, die Kreisligen sowie die A-Klassen aber bei einer Sollstärke von 16 Teams belassen worden wären – in diesem Fall hätten trotzdem noch ligaübergreifend alle Zweitplatzierten und aus der A-Kreisklasse in die Kreisliga sogar noch mindestens die beiden besten A-Klassen-Drittplatzierten aufsteigen können –, wäre in der A-Klasse „nur“ Platz für 33 Neulinge gewesen. In diesem Fall wären 35 Teams in der B-Klasse verblieben, so dass es angesichts der zu erwartenden Neumeldungen vermutlich mindestens vier, vielleicht sogar weiterhin fünf B-Klassen-Staffeln, die annähernd die Sollstärke von 16 Teams erreichen, hätte geben können.
Dass die anwesenden Vereinsvertreter in der Hektik der Versammlung nicht merkten, dass Dipner in Bezug auf die Anzahl der Spieltage und Saisonspiele für die Oberligisten zu hohe Zahlen nannte, ist verständlich. Dass Dipner auf den Einwand von Vitalij Rommel (Atlantik 97), der für die B-Klassen-Zahlen eine eigene, auch nicht ganz richtige Rechnung („etwa 31 Teams würden aufsteigen, genauso viele wie im Regelfall – und da in der B-Klasse aktuell 80 Teams spielen, würden dann 50 Mannschaften dort verbleiben“) aufstellte, gar nicht reagierte, lässt unterschiedliche Interpretationen zu ...