Aktuell: So lief der Verbandstag


Fast eine halbe Stunde später als geplant begann am Montagabend der Außerordentliche Verbandstag des Hamburger Fußball-Verbandes. Weil einige Vereinsvertreter erst verspätet in der Sporthalle Wandsbek an der Rüterstraße ihren Platz einnehmen konnten, begrüßte HFV-Präsident Dirk Fischer erst um 18.59 Uhr alle Anwesenden und die Interessierten, die den Verbandstag via Live-Stream im Internet verfolgten. Der 76-Jährige erklärte gleich zu Beginn, dass es aufgrund der Beschränkungen, die die Corona-Pandemie seit Mitte März mit sich bringt, vordringlich darum gehen würde, den Saison-Abbruch und alles, was dazu gehört, „vernünftig und fair zu regeln, damit der Schaden für uns alle nicht noch größer wird“.

Nach einer Gedenkminute für HFV-Ehrenpräsident Dr. Friedel Gütt, der am 10. Mai verstarb, wurde auch den Verstorbenen Adolf Boock (USC Paloma), Steffen Brauer (Ex-HFV-Auswahltrainer), Daniel Gehrke (zuletzt TuRa Harksheide), Eugen Igel (langjähriger Trainer und HFV-Mitarbeiter), Günter Knaack (SC Hamm 02), Michael Krivohlavek (FC Viktoria Harburg), Herbert Kühl (Ex-HFV-Vizepräsident), Volker Kuntze-Braack (Altona 93), Rudi Scherbarth (USC Paloma) und Ulrich Schulz (zuletzt Hamm United FC) gedacht.

In der Folge ergriff HFV-Schatzmeister Christian Okun das Wort, um sich zu den finanziellen Auswirkungen der Corona-Kriese zu äußern. Er erinnerte daran, dass am 13. März der komplette Spielbetrieb, alle Lehrgänge und sämtlicher Trainingsbetrieb bis zum 31. März eingestellt wurde. Am 26. März folgte eine Allgemeinverfügung der Freien- und Hansestadt Hamburg, die laut Okun „eine Zäsur, die es so noch nie gab“, gewesen sei, da fortan auch Zusammenkünfte für Sitzungen zunächst bis zum 30. April verboten wurden. Daraufhin hätten die HFV-Verantwortlichen angekündigt, nach Ostern das Gespräch mit der Politik suchen zu wollen. Am 16. April wurde eine weitere Unterbrechung der Saison beschlossen: „Aus unserer Sicht sollte die Wiederaufnahme des Spielbetriebs möglichst in Abstimmung mit den umliegenden Landesverbänden und dem Norddeutschen Fußball-Verband erfolgen“, so Okun. Nach den Verfügungen der Freien- und Hansestadt Hamburg sei dann am 1. Mai die Online-Umfrage an die Vereinsvertreter gestellt worden. Okun dankte allen Verantwortlichen, die mit abstimmten bei der Umfrage – auf deren klares Ergebnis (84 Prozent votierten für einen Saison-Abbruch) ging Okun nicht näher ein. Er erklärte allerdings den Umstand, dass der Außerordentliche Verbandstag erst am 22. Juni durchgeführt wurde, mit dem Sicherheitskonzept, das erstellt werden musste, um eine Präsenzveranstaltung von den Behörden genehmigt zu bekommen.

Okun verwies zudem darauf, dass „insbesondere das Ausbleiben der Einnahmen von den Zweitliga-Heimspielen“ des Hamburger SV und des FC St. Pauli einen großen finanziellen Verlust für den HFV zur Folge hatte. Er wies auf den Solidar-Beitrag der Deutschen Fußball-Liga hin und dankte den DFB-Verantwortlichen, die sich für diese Maßnahme stark gemacht hatten. Den Problemen, die dem Verband dadurch entstanden – unter anderem wurden HFV-Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt –, zum Trotz kündigte Okun an: „Sollten wir uns heute mehrheitlich dafür entscheiden, die laufende Saison zum 30. Juni zu beenden, werden wir anteilig auch die Meldegebühren an die Vereine zurücküberweisen.“ Die Summen werden unterschiedlich hoch sein, da in den einzelnen Ligen eine unterschiedliche Anzahl an Spieltagen absolviert wurden.

In Bezug auf die Strafzahlungen für das Nichterfüllen des Schiedsrichter-Solls ermahnte Okun die Vereinsvertreter dazu, sich noch verstärkter darum zu kümmern, neue Unparteiische zu akquirieren: „Auch bei den bestehenden Staffelgrößen war es schon schwer, genug Schiedsrichter zu stellen – deshalb müssen wir daran umso mehr arbeiten, falls nun einige Ligen vergrößert werden.“ Insgesamt erwartet Okun für den HFV „Mindereinnahmen im niedrigen sechsstelligen Bereich“. Kompensiert werden solle dies „durch Einsparungen bei Mitarbeitern und Honoraren sowie eine Reduktion durch Fachbereiche“, was laut Okun „insbesondere den Lehrbetrieb betrifft, zumal momentan kein Lehrbetrieb stattfinden kann“. Abschließend betonte Okun: „Die Handlungsfähigkeit des HFV war jederzeit sichergestellt und sie wird es auch in diesem Jahr weiterhin sein. Die Liquidität ist jederzeit sichergestellt, wir waren und sind stets handlungsfähig.“

Anschließend stellte Fischer das dreiköpfige Versammlungspräsidium vor. Es bestand aus Katrin Behn von SuS Waldenau als Vorsitzender sowie den Beisitzern Axel Mittig (SV Groß Borstel) und Mike Franke (TuS Berne). Behn stellte fest, dass von 248 Vereinen 135 vertreten“ seien und von elf stimmberechtigten Personen des HFV-Präsidiums acht vor Ort seien. Dies ergebe, so Behn weiter, 2.576 Stimmen der Vereinsvertreter (die auf die Anzahl der Mannschaften im Spielbetrieb zurückzuführen sind) und vom Präsidium acht. Anschließend gab Behn das Wort an Fischer zurück und der Präsident warb darum, Volker Sonntag, der von 2003 bis 2019 Mitglied im HFV-Präsidium war und sich unter anderem als Sicherheitsbeauftragter engagierte, die HFV-Ehrenmitgliedschaft zu verleihen. Der Antrag wurde durch Applaus aller Anwesenden angenommen und Sonntag dankte seinen langjährigen Mitstreitern.

Wieder ernst wurde es, als bei der ersten Abstimmung über die Haftungseinschränkung abgestimmt wurde. Der Antrag bezweckt die Beschränkung der persönlichen Haftung für Entscheidungen, Maßnahmen oder ein Unterlassen im Zuge der sogenannten Corona-Krise betreffend insbesondere den (Nicht-)Betrieb, die Organisation und/oder die Vermarktung (mediale Rechte, Sponsoring, etc.) aller Wettbewerbe im HFV. Dieser Antrag wurde ohne Gegenstimme angenommen.

Nachdem lange und ausgiebig über die Aufstiegs-Thematik und die entsprechenden Anträge diskutiert worden war (SportNord berichtete, siehe unten stehenden Link), ging es in der Folge deutlich einhelliger zu:

Dem Antrag des HFV in Bezug auf den Lotto-Pokal wurde ohne Gegenstimme bei wenigen Enthaltungen zugestimmt.

Genauso verhielt es sich beim Antrag des HFV auf die anderen Pokalwettbewerbe (ausgenommen Lotto-Pokal), der ohne Gegenstimme angenommen wurde.

Auch dem HFV-Antrag auf eine Flexibilisierung des Spielbetriebs wurde zugestimmt.

Die Anträge, die der Verband zur Änderung seiner Ausbildungsordnung, seiner Geschäftsordnung, seiner Jugendordnung sowie seiner Rechts- und Verfahrensordnung stellte, wurden ebenfalls abgesegnet.

Die in Bezug auf die Schiedsrichter-Ordnung gestellte Anträge der Vereine TuS Berne und Hoisbütteler SV wurden lange diskutiert, letztlich aber ohne Gegenstimme angenommen.

Der Antrag des FC Elmshorn auf eine Änderung der Durchführungsbestimmungen und der Spielordnung dahingehend, dass Spielgemeinschaften im Damen-Bereich nicht nur in der Kreisliga, sondern auch in höheren Ligen erlaubt und mit Aufstiegsrecht ausgestattet werden, wurde mit großer Mehrheit abgelehnt. Zuvor hatte Andrea Nuszkowski, Vorsitzende des HFV-Ausschusses für Frauen- und Mädchenfußball, darauf verwiesen, dass „dieser Antrag der Spielordnung des Deutschen Fußball-Bundes widersprechen“ würde. Laut der DFB-Spielordnung „dürfen Spielgemeinschaften nicht zur Verstärkung der Leistungsfähigkeit gebildet werden, sondern nur, wenn ansonsten kein Spielbetrieb aufrechterhalten werden könne“.

Der Verbandstag endete mit einem Appell von Jan Ketelsen, dem Coach des West-Bezirksligisten 1. FC Quickborn, an die HFV-Verantwortlichen, die Vereine „zukünftig bitte eher mit ins Boot zu holen, wenn derartig gravierende Entscheidungen anstehen“, und einer Schlussrede von Fischer. Die Frage von Hans Jürgen Stammer, dem Ersten Vorsitzenden der SV Halstenbek-Rellingen, ob „Freundschaftsspiele in Schleswig-Holstein auch schon vor dem 31. August erlaubt seien, sofern dies von den zuständigen Behörden gestattet wird“, bejahte der HFV-Präsident. „Genauere Aussagen, wann die Corona-Pandemie beendet und eine Rückkehr in den normalen Sport-Alltag möglich“ sei, könne er „leider nicht machen“, so Fischer, der diesbezüglich auf die Entscheidungsträger aus der Politik verwies.

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