Oberliga: „Vicky“ gewinnt mit drei Ecken-Toren


Welten trennen den SC Victoria Hamburg (Tabellen-Zweiter mit zwölf Zählern) und den FC Union Tornesch (punktloses Schlusslicht) im aktuellen Klassement der Oberliga Hamburg. Kleinigkeiten gaben am Sonntag den Ausschlag, als sich „Vicky“ im „Torneum Fußballpark“ zum 3:2-Sieg mühte. SCV-Coach Marius Ebbers war deshalb mit dem Auftritt seiner Schützlinge auch gar nicht zufrieden: „Ich kann mich jetzt, nach dem Spiel, gar nicht freuen“, lautete sein Fazit auf der vereinseigenen Internet-Seite („www.sc-victoria.de“). Union-Trainer Thorben Reibe zog, obwohl er erneut mit leeren Händen dastand, ein positiveres Fazit: „Über weite Strecken ist die Partie genauso verlaufen, wie wir es uns vorgestellt hatten: Wir haben hinten relativ gut gestanden und nach vorne immer wieder Konter gesetzt.“ Dass seine Elf immerhin zwei davon nutzte, freute Reibe: „Aber wir vergeben leider immer noch zu viele Chancen“, stellte der 38-Jährige fest.

Auf dem Rasenplatz der Sportanlage am Großen Moorweg, der aufgrund der vorherigen Regenfälle tief und schwer bespielbar war, hatten die Hausherren die erste Chance des Tages: Björn Dohrn legte sich einen Ball dabei allerdings etwas zu weit vor, weshalb ihn Gäste-Keeper Hendrik Rabe unter sich begraben konnte. In der Folge hatten die Hamburger wie erwartet ein optisches und spielerisches Übergewicht. Trotzdem schnupperte erneut die Heim-Elf am Führungstor, als Lennart Dora nach einem Eckstoß von Morris von Winckelmann zwischen den Victoria-Spielern Konrad Janta und Luca Ernst, der Bodenhaftung wahrte, zum Kopfball kam, diesen aber knapp am langen Pfosten vorbei nickte.

Im direkten Gegenzug gab es auch für die Gäste einen Eckstoß und den von Andre Monteiro Branco hereingebrachten Ball köpfte der aufgerückte Verteidiger Yannick Siemsen ein – 0:1 (31.). Wer dachte, dass die Tornescher nun einbrechen würden, wie es schon in einigen Spielen dieser Saison nach dem ersten Gegentor der Fall gewesen war, der irrte sich gewaltig. „Dieses Mal war es genau andersherum“, frohlockte Reibe angesichts der Tatsache, dass sein Team zügig zum Ausgleich kam. Patrice Meyer erlief sich rechts im SCV-Strafraum einen zu kurzen Rückpass von Oguzhan Senol, zog außen an Rabe vorbei und fand dann mit einem perfekten Rückpass von Winckelmann, der wuchtig zum 1:1 einschoss (33.). Als von Winckelmann seinen Treffer bejubeln wollte, wurde er von Timo Stegmann umgetreten – da der Victoria-Akteur den Torschützen nicht gesehen hatte und sich sofort entschuldigte, war es aber richtig, dass Schiedsrichter Florian Pötter (vom FC Voran Ohe) gegen Stegmann keine Strafe aussprach.

Und um ein Haar hätten die Tornescher die Partie anschließend sogar komplett zu ihren Gunsten gedreht, als Christian Kulicke im Mittelfeld am grätschenden Senol vorbeizog und per Steilpass von Winckelmann fand, der Gäste-Kapitän Felix Schuhmann enteilte und es mit einem Lupfer versuchte, den der herausstürzende Rabe aber abfing. „Ich fand es in Ordnung, dass er in dieser Situation gelupft hat, weil viele Torhüter zu Boden gegangen wären“, erklärte Reibe, der hinzufügte, dass für von Winckelmann, wenn er außen an Rabe vorbeigegangen wäre, „möglicherweise der Winkel zu spitz geworden wäre und noch ein Verteidiger hätte klären können“. Doppelt bitter war es für die Hausherren, dass sie kurz darauf erneut in Rückstand gerieten. Wieder war es eine Ecke, die nun von Stegmann in den Union-Strafraum gebracht und dort von Schuhmann so verlängert wurde, dass sie an Union-Keeper Tilman von Velde vorbei den Weg in das Netz fand (42.). Dieses 1:2 war zugleich der Pausenstand.

Im zweiten Durchgang ließen die SCV-Kicker, sehr zum Ärger von Ebbers, phasenweise die nötige Ernsthaftigkeit vermissen. So kamen die Tornescher erneut zum Ausgleich: Über Fabian Knottnerus und Jan Eggers gelangte der Ball zu von Winckelmann, nach dessen Steckpass Dohrn an Rabe vorbeizog und traf (61.). Welchen Beruf Ian Prescott Claus ausübt und ob er dabei unter der Corona-Krise litt oder leidet, ist nicht bekannt. Sicher ist, dass er in „Torneum“ zum Kurzarbeiter wurde: Nur drei Minuten nach seiner Einwechslung soll er sich – so sah es zumindest Pötter – eine Tätlichkeit an von Velde geleistet haben, weshalb ihn Pötter mit der Roten Karte zum Duschen schickte (71.). Kurios: In Unterzahl taten die Akteure von „Vicky“ plötzlich wieder mehr für das Spiel, wofür sie spät belohnt werden sollten. Wiederum nach einem Eckstoß gelangte der Ball zu Nil von Appen, der aus dem Strafraum heraus zu Stegemann passte, der dann ganz genau Maß nahm und ihn aus 25 Metern in den Winkel zirkelte – ein Traumtor (85.).

„Dass wir uns dreimal nach einer Ecke überlisten lassen, geht gar nicht“, stöhnte Reibe, dessen Schützlinge dem SC Victoria in der vergangenen Saison im „Torneum“ noch ein 2:2-Unentschieden abgetrotzt hatten. „Und auch jetzt hätten wir einen Punkt verdient gehabt“, lautete Reibes Einschätzung. Es hätte sogar noch den späten 3:3-Ausgleich geben können, als Chris Heuermann wuchtig abzog und ein Gäste-Akteur den Ball im eigenen Strafraum möglicherweise mit seiner Hand klärte (91.). Die Forderungen der Tornescher nach einem Handelfmeter verhallten bei Pötter aber ungehört, so dass sich das Victoria-Team zwar nicht mit einem guten Auftritt, immerhin aber mit einem Sieg in die erneute Corona-Zwangspause verabschiedete.

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