Große Diskussionen kamen auf, als das Spiel der A-Kreisklasse 6 zwischen dem Heidgrabener SV II und dem Hetlinger MTV II 88 Minuten alt war. Schiedsrichter Jörn Jacobsen (vom VfL Pinneberg) hatte der HMTV-Reserve einen Foulelfmeter zugesprochen, den Kamil Ludwicki, der zuvor gefoult worden war, gegen HSV-Keeper Malte Holthusen auch verwandelte. Allerdings war nach Jacobsens Ansicht ein Mitspieler von Ludwicki zu früh in die „verbotene Zone“ (bevor der Schütze den Ball berührt, müssen alle Spieler mindestens 9,15 Meter vom Ball entfernt sein) gelaufen, weshalb er das Tor nicht anerkannte. Soweit, so richtig. Doch dann ließ Jacobsen den Strafstoß zur Überraschung vieler nicht etwa wiederholen, sondern entschied auf indirekten Freistoß für die Heim-Elf.
Dies begründete Jacobsen laut HMTV-Trainer Carsten Hlede und HSV-Coach Florian Laß „mit einer neuen Regel“. Kurios: Sechs Wochen zuvor hatte es in Heidgraben schon einmal eine identische Szene gegeben, als ein Elfmeter-Treffer von Holsatia/Elmshorner MTV II im Kreisliga-Spiel bei der Ersten Heidgrabener Mannschaft ebenfalls nicht zählte und der damalige Referee Manfred Neuber (vom SC Pinneberg) den Strafstoß auch nicht wiederholen ließ (SportNord berichtete, siehe unten stehenden Link). Die Holsaten konnten dies damals verschmerzen, da sie am Ende trotzdem deutlich mit 3:0 gewannen.
Anschließend hatte Michael Zibull, der als Obmann des Bezirksschiedsrichter-Ausschusses Pinneberg quasi der „Vorgesetzte“ von Jacobsen und Neuber ist, auf Nachfrage von SportNord über Neuber, der ebenfalls auf eine neue Regel verwiesen hatte, versichert: „Eine solche Regel gibt es nicht.“
Ein Blick in die Fußballregeln des Deutschen Fußball-Bundes für die aktuelle Saison 2017/2018 sagt unter „Regel 14 / Strafstoß“ Folgendes aus:
„2. Vergehen/Sanktionen
Wenn der Schiedsrichter auf Strafstoß entscheidet, muss er ausgeführt werden. Wenn eines der folgenden Ereignisse eintritt, bevor der Ball im Spiel ist, gelten folgende Bestimmungen:
Der Schütze oder ein Mitspieler verstößt gegen die Spielregeln:
‒ Geht der Ball ins Tor, wird der Strafstoß wiederholt.
‒ Geht der Ball nicht ins Tor, unterbricht der Schiedsrichter das Spiel und setzt es mit einem indirekten Freistoß fort.
In folgenden Fällen wird das unterbrochene Spiel immer mit einem indirekten Freistoß fortgesetzt, unabhängig davon, ob ein Tor erzielt wird oder nicht:
‒ Ein Strafstoß wird nicht nach vorne geschossen.
‒ Ein Mitspieler des bezeichneten Schützen führt den Strafstoß aus:
Der Schiedsrichter verwarnt den ausführenden Mitspieler.
‒ Ein Spieler täuscht nach dem Anlaufen einen Schuss an (,Finte' – eine Finte während des Anlaufens ist zulässig): Der Schiedsrichter verwarnt den Schützen.“
Die HMTV-Verantwortlichen studierten das Regelwerk ebenfalls intensiv ‒ und legten dann form- sowie fristgerecht beim Hamburger Fußball-Verband Protest gegen die Spielwertung ein: „Für uns liegt hier ein Regelverstoß des Schiedsrichters vor, weshalb wir eine Neuansetzung der Partie wollen“, erklärte Hlede am Dienstagabend im Gespräch mit SportNord. Laß blieb gelassen und erklärte, dass ihm Jacobsen „nach dem Spiel die neue Regel sogar im Regelwerk gezeigt“ habe.
Auch im Spiel polarisierte Jacobsen mit zahlreichen kleinlichen Entscheidungen und ewig anmutenden Belehrungen der Spieler. „Deshalb gab es in beiden Halbzeiten auch eine extrem lange Nachspielzeit“, so Laß. Die Gelb-Rote Karte, die Tobias Blinkmann sah (53.), hatte deshalb für die Hausherren eine noch längere Unterzahl zur Folge. „Deshalb bin ich mit dem Ergebnis auch zufrieden“, sagte Laß, dessen Team durch einen sagenhaften Alleingang von Ahmad Aboras kurz vor der Pause zum Ausgleich gekommen war (43.). Zuvor hatte Ludwicki für die Gäste-Führung gesorgt (34.).