
Nach einem Zusammenprall in der eigenen Spielfeldhälfte musste Jan Lüneburg schon früh behandelt und, wegen einer blutenden Wunde am Kopf, mit einem Turban-Verband versorgt werden. Dies hielt den Stürmer aber nicht davon ab, seinen FC Eintracht Norderstedt am Karfreitagabend nach der Pause per Doppelpack auf die Siegerstraße zu bringen. Am Ende gewann der Nord-Regionalligist das Oddset-Pokal-Halbfinale beim Hamburger Oberligisten TuS Osdorf vor rund 1.500 Zuschauern mit 3:0 und zog, aufgrund einer Steigerung nach dem Seitenwechsel verdient, in das Endspiel ein.
Auf dem Kunstrasenplatz am Blomkamp zeigten die Norderstedter in den ersten Minuten gleich, wer das klassenhöhere Team ist. Immer wieder trugen sie aussichtsreiche Angriffe über ihre rechte Seite vor und Eintracht-Kapitän Philipp Koch schlug von jener rechten Seite auch mehrere gefährliche Eckstöße mit rechts vom Tor weg in die Mitte – nach einem davon köpfte Hamajak Bojadgian nur knapp über die Latte (4.), was zugleich die erste Torchance des Tages bedeutete. Philipp Kochs Ecken von links, die er ebenfalls mit rechts und Effet auf das Osdorfer Gehäuse zog, waren dagegen noch verbesserungsbedürftig. Dies galt auch für einen Flachschuss von Kubilay Büyükdemir, den TuS-Torwart Nick Schmidt mühelos unter sich begrub (16.). Deutlich mehr gefordert wurde Nick Schmidt zwei Zeigerumdrehungen später, als Lüneburg nach einer Linksflanke aus Nahdistanz abzog: Reaktionsschnell lenkte der Keeper den Ball noch über die Latte, was aber gar nicht nötig gewesen wäre, da die Abseits-Fahne des Schiedsrichter-Assistenten hoch ging.
Den Torschrei schon auf den Lippen hatten die zahlreichen mitgereisten Eintracht-Anhänger, von denen sich die meisten rechts neben der Gäste-Bank postiert hatten, in der 21. Minute: Nach einem Steilpass enteilte Johann von Knebel Doeberitz dem Osdorfer Jan Collet, zielte dann aber frei vor Nick Schmidt hauchdünn rechts vorbei. Nachdem Philipp Kochs Direktabnahme nach einem abgeprallten Ball ein gutes Stück zu hoch geraten (27.) und Büyükdemir von halbrechts aus an Nick Schmidts Fäusten gescheitert war (32.), gab es auch drei Offensivaktionen der wackeren Hausherren, die bis dahin vornehmlich mit Defensiv-Aufgaben beschäftigt gewesen waren. Zunächst offenbarte Gäste-Keeper Johannes Höcker bei einem langen Ball, der dem Osdorfer Samuel Amoah versprungen war, Probleme, ehe er ihn im Nachfassen vor dem nachsetzenden TuS-Kapitän Bennet Krause sicher hatte. Dann jagte Collet den Ball deutlich über die Latte (38.) und einen Versuch des Osdorfer Toptorjägers Jeremy Wachter im Anschluss an eine Freistoßflanke blockten die Norderstedter Marcus Coffie sowie Juri Marxen gemeinschaftlich ab (44.). Die letzte gute Gelegenheit vor der Pause besaßen dann wieder die Norderstedter, als Nils Brüning von links flach abzog, Nick Schmidt aber sensationell schnell am Boden war und den Ball bravourös parierte; von Knbebels Nachschuss blockte die Heim-Elf ab (45.).
So wurden die Seiten torlos gewechselt – doch mit dem Flutlicht, das die TuS-Verantwortlichen in der Pause eingeschaltet hatten, ging dann auch den Norderstedtern ein Licht auf. Denn als der zweite Durchgang gerade einmal drei Minuten alt war, konnte der Favorit das Führungstor erzielen: Wieder einmal sorgte ein Eckstoß von Philipp Koch für Gefahr im Strafraum der Osdorfer, die den Ball nicht weit genug klärten, woraufhin Lüneburg den Abpraller zum 0:1 einschoss. Die Hausherren schüttelten sich kurz – und hatten dann schnell die Großchance zum Ausgleich. Auch hier war eine Ecke, hereingegeben von Felix Spranger, der Ausgangspunkt, und Namensvetter Felix Schlumbohm schoss aus spitzem Winkel nur hauchdünn am langen Pfosten vorbei (52.). Als die Osdorfer gerade mehr und mehr die Initiative ergriffen und die Oberhand zu gewinnen schienen, schlugen die Gäste eiskalt zum zweiten Mal zu: Eine Rechtsflanke von Philipp Koch nutzte abermals Lüneburg am kurzen Pfosten, um zum 2:0 einzuköpfen (59.). TuS-Trainer Peter Wiehle reagierte und brachte mit Antonio Ude, der von 2011 bis 2013 noch zusammen mit Lüneburg für den FC Elmshorn gestürmt hatte, sowie Torben Krause zwei frische Offensivkräfte – doch zur Wende sollte es nicht mehr reichen.
Die Norderstedter ließen in der Schlussphase Ball sowie Gegner laufen und legten in der Nachspielzeit sogar noch ein drittes Tor nach, als Vico Meien einen Konter mit dem 0:3-Endstand abschloss (91.). Damit feierte der neue Eintracht-Herren-Trainer Jens Martens, der zu seinem Debüt am vergangenen Sonnabend ein 1:1-Unentschieden im Regionalliga-Spiel beim SSV Jeddeloh erreicht hatte, in seiner zweiten Partie den ersten Pflichtspiel-Sieg. Die Norderstedter stehen zum dritten Mal nach 2016 und 2017, als sie den Pokal-Wettbewerb jeweils auch gewonnen hatten, im Finale. Dagegen war für die Osdorfer so, wie in der Saison 2011/2012, als sie noch als Bezirksligist sensationell das Halbfinale erreicht hatten, in der Vorschlussrunde Endstation.