Pokalspiele haben ihre eigenen Gesetze. Diese beliebte Phrase traf dann auch für den Vergleich im Viertelfinale des HOLSTEN-Pokals zwischen dem Dritten der Kreisliga 3, dem WTSV Condcordia II und dem in der Bezirksliga Nord beheimateten USC Paloma II zu, denn am Ende eines echten Pokalfights setzte sich der Underdog nach 126 Minuten mit 2:1 durch.
Es hätte bestimmt anders kommen können, wenn die Gäste aus Barmbek das Spiel nicht erst nach 45 Minuten aufgenommen hätten, denn ihr Auftritt in der ersten Halbzeit hatte rein gar nichts mit den überwiegend starken Vorstellungen im Ligalltag zu tun. Gegen extrem zweikampfstarke Gastgeber, die einen Klassenunterschied nicht erkennen ließen, erreichte kein Spieler des USC annährend Normalform und lief der Musik weit hinterher. Ein Freistoß von Robin Broksch aus ca. 27 Metern, der mehr einer Rückgabe zum Cordi-Schlussmann Henry Kern gleichkam, war irgendwie symptomatisch für das Spiel der Gäste (30.), die sieben Zeigerumdrehungen später dann auch für ihren müden Kick bestraft wurden. Ein langer Ball aus der Abwehr der Concorden erreichte 30 Meter vor dem Paloma-Tor Matthias Müller, der dann seinen Gegenspieler abschüttelte und anschließend zum 1:0 finalisierte. So stand es auch nach 45 Minuten, ohne dass sie Gäste auch nur einmal so etwas wie echte Torgefahr aufblitzen ließen. Concordia musste sich bis dahin allenfalls den Vorwurf machen lassen, die Nichtpräsenz der Gäste ergebnistechnisch nicht deutlicher bestraft zu haben.
Dass Palomas Trainer Marius Nitsch in der Pause die richtigen Worte gefunden hatte, zeigte sich mit Wiederbeginn der Partie. Denn nun zeigte sich sein Team weit verbessert, nahm endlich die Zweikämpfe an und verlagerte das Spiel in die Hälfte der Gastgeber. Dabei fehlte dann aber häufig die letzte Präzision, denn erst einmal blieben echte Torchance gegen eine stabile Abwehr der Hausherren, in der sich die beiden Innenverteidiger Dominik Metzger und Thomas Schmidke Bestnoten verdienten, aus. Hätte Concordias Ibrahim Gyaase bei einem der wenigen Entlastungsangriffe aus gut 28 Metern nicht nur die Unterkante der Latte getroffen, wäre der Drops wohl vorzeitig gelutscht gewesen (68.). Mit Beginn der letzten Viertelstunde wurde es dann aber für die Hausherren immer ungemütlicher, denn nun wurde der Gästedruck immer größer. Nach einem sehenswerten Angriff der „Tauben“ über die linke Seite roch es bereits extrem nach dem Ausgleich, aber Palomas Joker Jakub Gülaz konnte aus drei Metern nur noch durch den letzten Einsatz von Thomas Schmidke am Torerfolg gehindert werden (75.). Auch Melih Yasar verpasste kurz darauf das 1:1 gegen einen gut parierenden Henry Kern (82.), nachdem „Mücke“ Müller bei einem Konter zu wenig Druck hinter seinen Abschluss gebracht hatte (81.).
Dann war es aber doch um die Hausherren geschehen, als sie einmal nicht präsent waren und so Wolfgang Pesch auf Zuspiel von Rodrigo Lemos-Lala zum nun ohne Frag verdienten 1:1 ausglich (84.). Wenig später war es nochmals Pesch, der zunächst aussichtsreich aus 12 Metern übers Tor zog und dem Siegtreffer nach einer Energieleistung über links mit einem anschließenden Geschoss sehe nahe war (90.+2), aber Torwart Henry Kern sein Team mit einer Klasseparade im Spiel hielt, das wenig später in die Verlängerung ging.
Hier überraschten die Hausherren dadurch, dass sie – zuvor schon stark auf dem Zahnfleisch gehend – so etwas wie dir dritte Luft bekamen und nun wieder auf Augenhöhe mit den Gästen agierten. Matthias Müller machte den Anfang, als er drei Gegenspieler austanzte, dann aber irgendwie „vergaß“ abzuschließen (91.). Es ging nun rauf und runter bis Palomas Wolfgang Pesch, dessen Laufpensum das aller anderen Spieler bei weitem übertraf, eine gute Chance mit einem Schuss über das Concodia-Tor, liegenließ (101.).
Ein letztes Mal wurden die Seiten gewechselt. Drei Minuten später war Müller nach einer Rechtsflanke von Luka Seidel-Whitelaw per Direktabnahme zur Stelle und vollendete zur 2:1 Führung des Kreisligisten (108.). Danach war der Goalgetter mit den Kräften am Ende und musste das Spielfeld wegen einer Zerrung verlassen. Nur noch zu Zehnt stemmte sich die Truppe von Trainer Rainer Pump gegen die Paloma-Angriffe, die um ein Haar noch zum erneuten Ausgleich geführt hätten. Nur die Latte stand dem eingewechselten Jakob Prodöhl nach einem Eckball im Wege (113.). Konter, die Jacek Pliszka und auch Ibrahim Gyaase nicht mit dem 3:1 abschlossen (120.+1/120.+3), blieben die letzten Aufreger in einem intensiven Pokalfight.
Riesenjubel bei Concordia und verständliche Enttäuschung der U23 des USC Paloma nach dem Schlusspfiff mischten sich mit Spielern beider Teams, die mit körperlichen und verbalen Attacken gegeneinander das normale Maß bei weitem überschritten, sich dann aber zum Glück wieder einkriegten.
hvp