
(Foto-Credit: Johannes Speckner)
Es ist fast unvorstellbar, was am Sonntag im Torneum-Fußballpark passiert sein soll. Martim Schwabe, Trainer des FC Union Tornesch, schilderte auf Nachfrage von SportNord, warum Schiedsrichter Max Beyer (SC Vier- und Marschlande) das Topspiel der Landesliga Hammonia zwischen den Torneschern (35 Punkte) und dem Spotzenreiter TBS Pinneberg (48 Zähler) abbrechen musste. Der 38-Jährige erhebt schwere Vorwürfe gegen ein Vorstandsmitglied des Gegners, das ihn und seinen Spieler Jannik Ahrens körperlich attackiert haben soll ...
„Es geht um eine Person, die den Spielabbruch ausgelöst hat. Nach unserem Tor zum 2:0 ist diese Person über die Absperrkette, die dort, wo neben der Trainerbank keine Bande steht, den Zuschauer- vom Innenbereich trennt, übersprungen, um in unsere Coaching-Zone zu kommen. Als ich mich umgedreht habe, stand auf einmal ein groß gewachsener Mann im grauen TBS-Shirt vor mir, der ausgeholt hat, um mich zu schlagen. Ich konnte instinktiv ausweichen, den Mann aber nicht aufhalten – er wollte offensichtlich zu unserer Bank, um dort einen unserer Spieler zu attackieren.
Unser Spieler Jannik Ahrens, der am Sonntag nicht im Kader stand, hat versucht, den Angreifer zu beruhigen, was aber nicht gelungen ist. Der Mann hat sofort wild um sich geschlagen, woraufhin er und Ahrens zu Boden gegangen sind. Daraufhin gab es vor unserer Trainerbank einen Pulk an Menschen, wobei ich klar sagen muss, dass auch die TBS-Spieler versucht haben, die Situation und speziell den Mann zu beruhigen. All dies ist auch auf Videobildern zu sehen, die sportdirekt.tv aufgenommen hat. Als es zu der Schlägerei kam, hat der Schiedsrichter die Partie sofort abgebrochen.
Ich kannte den Angreifer nicht. Aber Mirko Hermsmeier, Trainer unserer 3. Herren (Anmerkung der Redaktion: Hermsmeier war vor seinem Wechsel zum FC Union Tornesch III bei TBS Pinneberg aktiv), hat ihn wiedererkannt und weiß, wie er heißt. Wie wir herausgefunden haben, gehört er nicht nur dem TBS-Vorstand an, sondern er stand als Offizieller auch auf dem Spielberichtsbogen. Somit wurde die Attacke nicht ‚nur‘ von einem Fan oder Zuschauer durchgeführt, sondern von einem Vereinsoffiziellen. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass mich das zutiefst schockiert hat: Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass so etwas auf dem Niveau, auf dem wir uns bewegen, passieren kann.
Ich habe meine Spieler schon gefragt, ob es im Vorfeld irgendeine Beleidigung oder provokanten Torjubel gegen den Gegner gegeben haben könnte. Aber das 2:0 ist vor unserer Trainerbank gefallen und die Gäste-Bank ist sehr weit weg. Ja, es war zuvor ein hitziges Spiel, in dem ein TBS-Spieler (Anmerkung der Redaktion: Vincent Boock) die Rote Karte bekommen hat, nachdem er unseren Spieler von hinten umgehauen hatte. Aber dass dann so etwas passiert, ist für mich nicht erklärbar, zumal viele Kinder und Jugendliche vor Ort waren und wir vor dem Spiel sogar mit Kindern aufgelaufen sind. Den Schiedsrichter, der sehr erfahren ist und in meinen Augen gut gepfiffen hat, mussten wir anschließend mit Ordnern in die Kabine begleiten.
Wir haben die Polizei gerufen. Als sie vor Ort war, war der Angreifer nicht mehr da. Ich habe Anzeige wegen versuchter Körperverletzung erstattet und Jannik Ahrens hat Anzeige wegen Körperverletzung erstattet, musste sich aber glücklicherweise nicht in medizinische Behandlung begeben. Meinem Empfinden nach waren zahlreiche TBS-Spieler schockiert vom Verhalten dieser Person und meine Pinneberger Trainerkollegen Burak Bayram und Berkay Kilinc haben sich bereits per WhatsApp bei mir entschuldigt. Die Polizei hat das Videomaterial angefordert und ich bin guter Dinge, dass alles aufgeklärt werden kann – auch, damit sich so etwas nie wiederholt.“
Auch interessant: Die Stellungnahme von TBS Pinneberg zum Spielabbruch.
(Johannes Speckner)