
Die große Austrittswelle wird noch kommen – aber nicht unbedingt beim 1. FC Quickborn. Denn in der Eulenstadt, nordwestlich von Hamburg gelegen, gibt es eine sehr hohe Vereinsidentifikation. Das bestätigt Jan Ketelsen, Trainer der Liga-Mannschaft und Mitgründer des Clubs vor 22 Jahren. Ketelsen: „Derzeit haben wir 450 Mitglieder zu vormals 500 Mitgliedern. Diese Fluktuation halte ich für normal und ganz überwiegend Corona-unabhängig. Es fehlen natürlich neue Eintritte. Das ist definitiv alleine der jetzigen Situation geschuldet.“
In diesem Jahr konnte Ketelsen mit seiner Mannschaft schon Übungseinheiten durchführen. Als die Werte allerdings stiegen und ab Gründonnerstag das Training im Kreis Pinneberg verboten wurde, hatte der erfahrene Coach schon frühzeitig die Trainingseinheiten in der Osterwoche abgesagt. Ketelsen: „Ich halte absolut nichts davon, jede sich bietende Möglichkeit zu nutzen. Uns geht es vor allem um die Gesundheit der Spieler.“ Überhaupt stehen für Ketelsen Gesundheit und soziale Identifikation mit dem Vereinsleben an erster Stelle. Dabei spielt seine Mannschaft seit dem Sommer 2016 in der Bezirksliga. Ketelsen geht das alles langsam an und hofft auf einen Neustart im Sommer: „Dann weiß allerdings kein Mensch, wie sich fast zwölf Monate ohne Fußball auf den Körper auswirken. Und ich glaube auch, dass viele Spieler aufhören werden, weil ihnen der Mannschaftsgedanke nicht so wichtig ist und sie feststellen, dass ihnen der Fußball nicht gefehlt hat.“
So sieht er eine Austrittswelle auf die Vereine zu kommen. Aber eben nicht in Quickborn. Ketelsen: „Über 90 Prozent unserer Liga-Spieler sind hier im Club groß geworden. Unser Ziel bleibt die Vereinsbindung. Und natürlich die Gesundheit aller Beteiligten.“ Von großartigen Nachrichten über Neuzugänge sieht Ketelsen ab: „Unser Team bleibt zusammen. Das ist das Wichtigste! Zum passenden Zeitpunkt werden wir über unseren Kader sprechen. Aber jetzt weiß doch niemand, wann es wieder losgeht!“ Deshalb kann er auch nicht nachvollziehen, dass etliche Spieler derzeit den Verein wechseln, obwohl ein Spielbeginn nicht in Sicht ist. Zumal Ketelsen die Belastungssteuerung anspricht: „Wir werden ganz behutsam versuchen, wieder in den Normalzustand fußballspezifischer Belastungen zu kommen. Aber das wird eine längere Aufbauzeit benötigen. Ansonsten wird es viele Spieler mit Verletzungen geben.“
(Stefan Knauß)