Aktuell: Fremdenfeindlichkeit nur im Konjunktiv ...


In der schleswig-holsteinischen Kreisliga Stormarn hatte Türkspor Oldesloe am 25. Oktober 2009 im Rahmen des elften Spieltages eine 0:3-Niederlage gegen die FSG Südstormarn kassiert. Türkspor-Verteidiger Savas Yavuz will dabei gehört haben, wie ein Zuschauer nach einer fragwürdigen Entscheidung des Schiedsrichters Harald Göllnitz (vom TSV Badendorf) sagte: „Hey pass mal auf, das hier ist eh nicht ganz normal, das sind scheiß Türken!“

Brisant: Bei jenem Zuschauer handelte es sich um Klaus Janssen, der als Schiedsrichter für die FSG Südstormarn pfeift und eine Woche später am 1. November 2009 das Türkspor-Gastspiel beim TuS Hoisdorf leiten sollte. „Es gab dann jede Menge Ärger um diese Ansetzung, und am Donnerstag, vier Tage vor dem Spiel, hat Herr Janssen aufgrund der Vorfälle die Spielleitung abgegeben“, berichtete Gökhan Akdemir, Erster Vorsitzender von Türkspor, auf Nachfrage von SportNord. Referee Roni Schwoy (Badendorf) sprang ein, und die Bad Oldesloer verloren in Hoisdorf mit 0:5.

Dann kam es zum Nachspiel vor dem Kreisgericht des Kreisfußball-Verbandes Stormarn: Türkspor hatte Janssen angezeigt, und im Rahmen einer dreistündigen Verhandlung wurden neun Zeugen angehört und von einem weiteren Zeugen wurde eine eidesstattliche Erklärung verlesen. Akdemir: „Es konnte nicht zweifelsfrei bewiesen werden, dass Herr Janssen den besagten Satz sagte, denn mit Savas Yavuz hat eben nur einer unserer Spieler diese Aussage gehört. Es ist ärgerlich, dass wir Herrn Janssen sein Vergehen nicht nachweisen können, aber so ist es nun einmal!“

Kurios: Zu den Vorkommnissen beim Türkspor-Spiel äußerte sich Janssen auf einer Schiedsrichter-Versammlung vor 70 Personen. „Dort hat er gesagt: ‚Ich hatte bisher nichts gegen Türken, aber nun könnte ich zum Türken-Hasser werden‘“, berichtete Akdemir, der entsetzt feststellen musste: „Der Kreisgerichtsvorsitzende hat wegen dieser Aussage noch nicht einmal einen Verweis gegen Herrn Janssen ausgesprochen – und dies wurde damit begründet, dass er ja nur im Konjunktiv sprach. Ist das nun ein Freifahrtschein dafür, dass man ganze Volksgruppen im Konjunktiv beleidigen darf?“

Noch hat Türkspor die schriftliche Urteilsbegründung nicht bekommen. „Es sieht aber so aus, dass wir in Berufung gehen werden“, so Akdemir, der betonte: „Wir wollen keine neue Beweisaufnahme, sondern finden nur, dass die rechtliche Würdigung der Tatsachen vor dem Kreisgericht nicht richtig war. Die Herren vom Kreisgericht und die Schiedsrichter kennen sich seit 40 Jahren – deshalb bin ich überzeugt, dass das Verbandsgericht des Schleswig-Holsteinischen Fußball-Verbandes objektiver urteilen und es nicht zulassen wird, dass eine ganze Volksgruppe an den Pranger gestellt wird!“

(JSp)

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