
Beim SC Wentorf, der in der Kreisliga 3 momentan Dritter ist, steht der wohl bekannteste Torwart der Hamburger Kreisliga zwischen den Pfosten: Frank Böse, der einst auch beim FC Bayern München, FC St. Pauli und VfB Lübeck das Gehäuse hütete. Im SportNord-Interview spricht der 39-Jährige über seine bisherigen Vereine, die Perspektiven in Wentorf und seine Ziele für die Zukunft ...
SportNord: Wo haben Sie Ihre Karriere begonnen?
Frank Böse: „In der Jugend habe ich beim TSV Reinbek gespielt. Ich bin erst spät ins Tor gegangen. Der Keeper, den wir hatten, war nicht so gut und ich hatte keine Lust zum Laufen ... Dann sind wir Hamburger Pokal-Sieger geworden und ich wurde in die Hamburger U21-Auswahl, in der damals zum Beispiel auch Stefan Effenberg spielte, berufen. Als wir zum Länderpokal in Duisburg gefahren sind, hatte ich eigentlich gedacht, ich wäre nur Ersatz-Keeper – aber plötzlich war ich die Nummer eins, habe ein gutes Turnier gespielt und Hamburg hat den Länderpokal gewonnen. Und drei Tage später rief Bayern-Manager Uli Hoeneß bei mir an ...“
SportNord: Wie lief es von 1986 bis 1988 beim FC Bayern München für Sie?
Böse: „In meinem ersten Jahr habe ich in der A-Jugend von Bayern gespielt, wir wurden Deutscher A-Junioren-Meister. Im zweiten Jahr war ich Stamm-Keeper der Bayern-Reserve in der Regionalliga und saß zudem zwei Mal in der Bundesliga, wo damals der Belgier Jean-Marie Pfaff die Nummer eins war, auf der Bank.“
SportNord: Wieso haben Sie die Säbener Straße nach nur zwei Jahren wieder verlassen?
Böse: „Als ich nach München kam, war Udo Lattek noch Bayern-Trainer. Lattek wurde aber 1987 von Jupp Heynckes abgelöst, und der hielt nicht gerade viel von jungen Torhütern ... Außerdem wollte ich wieder nach Hamburg, wo ich dann zunächst zwei Jahre beim SC Concordia spielte, aber auch einen Bandscheiben-Vorfall erlitt. 1990 hat mich Bert Ehm dann zum VfL 93 geholt, wir sind drei Mal in Folge aufgestiegen und bis in die Regionalliga gekommen. Damals kickten auch Otto Addo, Jürgen Degen und Bastian Reinhardt am Borgweg.“
SportNord: Wie kam es dann zu Ihrem Wechsel zum FC St. Pauli?
Böse: „Eigentlich wollte ich schon 1994, als noch Josef Eichkorn St. Pauli-Trainer war, ans Millerntor wechseln – aber der damalige Manager Jürgen Wähling hat nicht mit mir gesprochen. Vom VfL 93 hatte ich die Zusage, bei einem Angebot aus dem Profi-Bereich wechseln zu dürfen, und 1995 ging ich dann zu St. Pauli.“
SportNord: Am 23. September 1995 haben Sie Ihr Bundesliga-Debüt beim Gastspiel beim FC Hansa Rostock gegeben, nachdem sich Stammkeeper Klaus Thomforde bei einem Rauchbomben-Wurf der Hansa-Fans verletzt hatte – was war das für ein Gefühl?
Böse: „Es war ein komisches Gefühl, als ich eingewechselt wurde ... Natürlich hatte ich ein gewisses Kribbeln im Bauch. Aber wir mussten an dem Tag als Mannschaft auch bange Momente überstehen, denn nach dem Abpfiff wurden wir, als wir im Mannschaftsbus saßen, noch mit Steinen beworfen – da schlug uns der blanke Hass entgegen ...“
SportNord: In der Saison 1996/1997 haben Sie Thomforde, der sich den Finger gebrochen hatte, über mehrere Monate vertreten – welches war Ihr bestes, und welches Ihr schlechtestes Spiel?
Böse: „Freud und Leid lagen, wie so oft im Leben, auch damals bei mir eng beieinander: Am 16. August 1996 wurde ich für Thomforde eingewechselt, als wir gegen Bayern München mit 1:2 zurücklagen, und habe kein Gegentor mehr kassiert. Vier Tage später habe ich beim 2:1 bei Arminia Bielefeld mit einer Parade in der vorletzten Minute unseren Sieg festgehalten, das war mein bestes Spiel. Mein schlechtestes kam drei Tage später, als ich beim 4:4 gegen den FC Schalke 04 das erste Gegentor wohl hätte verhindern können, wenn ich bei einer Flanke herausgekommen wäre ...“
SportNord: Hat sich St. Pauli in der Saison 1996/1997 zu spät von Uli Maslo getrennt, oder wäre der Abstieg auch bei einem früheren Trainerwechsel nicht zu verhindern gewesen?
Böse: „Ich denke, dass St. Pauli in dieser Saison auch mit jedem anderen Trainer abgestiegen wäre. Die Moral im Team stimmte zwar, und wir hatten mit Nikolai Pisarev, Matthias Scherz und Christian Springer auch gute Einzelspieler – aber insges