
Die Verantwortlichen des TuS Osdorf hatten beim Hamburger Fußball-Verband Protest gegen die Entscheidung des HFV-Spielausschusses, dass der dritte Aufsteiger in die Oberliga Hamburg in einem Hin- und Rückspiel ermittelt wird, Protest eingelegt. Hätte das HFV-Verbandsgericht diesem Protest stattgegeben, wäre dem 2:1-Heimsieg, den die Osdorfer am vergangenen Freitagabend im Hinspiel gegen den Wandsbeker TSV Concordia feierten, kein Rückspiel mehr gefolgt und Osdorf wäre aufgestiegen.
Die TuS-Verantwortlichen beriefen sich bei ihrem Protest auf die HFV-Spielordnung, in der es unter Paragraph 20, Absatz 3 anderem hieß:
„Kommen für die Ermittlung von Auf- oder Absteigern zwei Mannschaften verschiedener Staffeln in Frage, so findet ein Entscheidungsspiel statt, dass nach Möglichkeit auf einem neutralen Platz stattfinden soll. Sofern der Auf- oder Abstieg unter mehreren Mannschaften zu ermitteln ist, werden die erforderlichen Entscheidungsspiele in einfachen Punktrunden ausgetragen. Für die Durchführung von einfachen Punktrunden und Entscheidungsspielen können die spielleitenden Ausschüsse Sonderregelungen treffen.“
In den gültigen Durchführungsbestimmungen des HFV gibt es dagegen nur folgende, schwammige Formulierung:
„Landesliga
Aufstieg
Die jeweiligen Meister der Landesliga-Staffeln steigen in die Oberliga-Hamburg auf (zwei Regelaufsteiger). Anrecht auf in der Oberliga-Hamburg freiwerdende Plätze haben die jeweiligen nächstplatzierten Mannschaften der Landesliga-Staffeln.“
Kurios: Der HFV-Spielausschuss veröffentlichte am Dienstag, 26. Mai und somit nach dem Hinspiel, nach dem Eingehen des Osdorfer Protestes und nach dem Pfingstwochenende auf der Internet-Seite „www.hfv.de“ folgende Änderung seiner Durchführungsbestimmungen, die er dem TuS Osdorf und dem WTSV Concordia zudem schriftlich zukommen ließ:
„Für die Ermittlung eines weiteren Aufsteigers aus der Landesliga in die Oberliga Hamburg.
Die beiden Landesliga-Zweiten ermitteln in einem Hin- und Rückspiel einen weiteren Aufsteiger.
Enden beide Spiele nach jeweils 90 Minuten unentschieden, oder gewinnt jede Mannschaft mit der gleichen Tordifferenz, zählen die auswärts erzielten Tore doppelt. Ist kein Sieger hierdurch zu ermitteln, wird das Rückspiel um 2x15 Minuten verlängert. Endet die Verlängerung torlos, wird ein Elfmeterschießen gemäß den Fußballregeln bis zur Entscheidung durchgeführt.
Sollte eine Mannschaft auf ihr Aufstiegsrecht verzichten, ist der entsprechende Gegner automatisch der Sieger.
Werden zwei zusätzliche Plätze in der Oberliga Hamburg frei, steigen beide Vereine auf.
Joachim Dipner
‒ Vorsitzender ‒“
Das HFV-Verbandsgericht befasste sich nun im schriftlichen Verfahren mit dem Osdorfer Protest und wies diesen ab. Dies wurde damit begründet, dass dem spielleitenden Ausschuss in der Spielordnung die Möglichkeit eingeräumt werde, „von der Aufstiegsregelung abweichende Regelungen zu treffen“. Dem Umstand, dass die Bekanntgabe der Austragung von zwei Spielen vor der ersten Partie erfolgen müsse, sei laut Gericht mit der offiziellen Ansetzung von Hin- und Rückspiel Folge geleistet worden. Zudem sei die Ansetzung von zwei Spielen von den Osdorfern damit akzeptiert worden, als sie sich mit Concordia auf eine Vorverlegung des Rückspiels von Sonntag, 31. Mai auf Sonnabend, 30. Mai einigten.
Allerdings hob das Verbandsgericht die Entscheidung des Spielausschusses, dass bei Torgleichheit nach Hin- und Rückspiel die mehr erzielten Auswärtstreffer entscheidend seien, auf, da die Bekanntgabe dieser Auswärtstorregel erst nach dem Hinspiel erfolgte. Dies bedeutet: Steht es nun im Rückspiel zwischen „Cordi“ und Osdorf nach 90 Minuten 1:0, sind nicht die Hausherren der sichere Aufsteiger, sondern es geht in die Verlängerung. Steht es nach 90 Minuten 3:2, 4:3 oder 5:4, haben allerdings auch nicht die Osdorfer den Aufstieg sicher, sondern es geht ebenfalls in die Verlängerung. Führt „Cordi“ auch nach Ablauf der Extra-Spielzeit mit einem Tor Vorsprung, entscheidet das Elfmeterschießen.
SportNord wirft noch einmal einen Blick zurück auf die vergangenen Jahre. Am Ende der Saison 2013/2014 hatte es zwischen den damaligen Landesliga-Vizemeistern USC Paloma und FC Süderelbe ein Hin- und ein Rückspiel gegeben; am Ende stiegen, dem Verzicht des Hammonia-Staffel-Meisters VfL 93 Hamburg und dem Ausscheiden des Oststeineker SV sei Dank, beide Vizemeister auf. Genauso verhielt es sich im Sommer 2013 mit den damaligen Vizemeistern TuS Dassendorf und SC Alstertal-Langenhorn. 2012 und 2011 stiegen beide Vizemeister direkt auf; 2011 hatte es allerdings zwischen den beiden Landesliga-Dritten ein Aufstiegsspiel gegeben, dass der TSV Sasel auf neutralem Platz in Norderstedt gegen den FC Elmshorn mit 4:2 gewann.
Genauso verhielt es sich im Sommer 2012 zwischen den Landesliga-Vizemeistern: Der SV Rugenbergen schlug den SC VW Billstedt 04 auf neutralem Platz in Dulsberg-Süd mit 4:3 nach Elfmeterschießen (SportNord berichtete, siehe unten stehenden Link). Auch im Sommer 2009 hatte es nur ein Aufstiegsspiel gegeben, das der VfL Lohbrügge am Stellinger Sportplatzring gegen den TSV Uetersen mit 2:1 gewann ‒ am Ende stiegen aber beide Teams auf. Im Sommer 2008 schlug der Wedeler TSV den Oststeinbeker SV an der Altonaer Waidmannstraße mit 2:0 und 2007 triumphierte Grün-Weiss Harburg mit 1:0 gegen den FC Voran Ohe. Die Änderung, aus einem Aufstiegsspiel ein Hin- und Rückspiel zu machen, wurde also bereits vor vier Jahren durchgeführt.
Fakt ist: Am Sonnabend, 30. Mai rollt auf dem Kunstrasenplatz am Jenfelder Bekkamp der Ball. Die Elf von Concordia-Coach Diamantis Cholevas benötigt dann einen Sieg mit zwei Treffern Vorsprung, um dem Hansa-Staffel-Meister FC Türkiye und dem Hammonia-Staffel-Titelträger SV Lurup in die Oberliga zu folgen. Dem Team von TuS-Trainer Peter Wiehle genügt bereits ein Unentschieden zum Sprung in die höchste Hamburger Spielklasse. Im Hinspiel vor acht Tagen hatten Sascha Patrick Blume (17.) und Bennet Krause (29.) eine 2:0-Führung für die Osdorfer vorgelegt, ehe Alexandar Mucunski per Strafstoß zum 2:1-Endstand verkürzte (45.).